Automatische Tempobremse ab 2022: Was Du jetzt wissen musst
Raser aufgepasst. In einigen Jahren gibt es Euch nur noch vereinzelt. Das liegt nicht an effektiverer Verkehrskontrolle, sondern an einem neuen Assistenten.
Ein roter Blitz und Du weißt: Du warst zu schnell und bist geblitzt worden. Das kann je nach Tempo doppelt schmerzen. Einmal als Bußgeld und zum anderen als Punkt in Flensburg. Wenn Du als Autofahrer auf ein Auto angewiesen bist, tut es ein drittes Mal weh. Nämlich dann, wenn Du für einige Zeit zu Fuß gehen musst.
Ab 2022 werden deutlich weniger Fahrer in so eine Blitzerfalle rasen. Je nachdem, was Du für ein Auto fährst, ob Neuwagen oder alter Gebrauchter, gehören Geschwindigkeitsüberschreitungen für Dich der Vergangenheit an. Warum? Mit einer eingebauten Tempobremse achtet die Elektronik des Autos künftig genau auf Deine Geschwindigkeit. Wie das neue System funktioniert, ob es verpflichtend ist und für welche Fahrzeuge das genau gilt, erfährst Du hier.
• Motor: 4.0-l-Sechszylinder-Saugmotor
• Getriebe: Sechsgang-Handschaltgetriebe
• 0-100 km/h: 4,5 s | Vmax: 293 km/h
Was ist überhaupt eine Tempobremse?
Die sogenannte Intelligent Speed Assistance (ISA / zu Deutsch: intelligenter Geschwindigkeitsassistent) ist ein Assistenzsystem, das das Fahrzeug automatisch auf eine bestimmte Geschwindigkeit verzögern soll. Ab 2022 soll dieses Assistenzsystem bei Neuwagen verbindlich vorgeschrieben werden, um Fahrgäste, Fußgänger und Radfahrer besser zu schützen. Damit will die Europäische Union (EU) die Zahl der Unfallopfer weiter senken, die zu 90 Prozent auf menschliches Versagen zurückgehen.
Das Ziel der EU lautet: Bis 2038 rund 25.000 Verkehrstote und 140.000 schwere Verletzungen in der EU vermeiden. Bis 2050 sollen Unfälle und die Zahl der Verkehrstoten innerhalb der EU-Staaten mit diesen und anderen Maßnahmen auf nahezu Null sinken. Außerdem ist die neue Hightech-Fahrhilfe für Neuwagen ein weiterer Schritt in Richtung autonomes Fahren. Mit der Tempobremse würde das autonome Fahrzeug selbstständig auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit regeln.
Welche Funktionen hat so eine Tempobremse?
Das sogenannte ISA-System erkennt anhand von GPS- und Navigationsdaten, auf welcher Straße der Autofahrer sich gerade mit seinem Auto befindet. Anhand dieser Information gleicht es die gefahrene Geschwindigkeit mit dem erlaubten Tempo ab. Auch Verkehrszeichen, aufgenommen von der Verkehrszeichenerkennung, fließen in die Bewertung mit ein.
Merkt diese intelligente Speed Adaption, dass Du dauerhaft zu schnell fährst, erhältst Du eine akustische und visuelle Warnung. Anschließend greift das System in die Motorsteuerung ein und bremst das Auto ab – bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Wie lange aber „dauerhaft“ bei dem automatischen Bremssystem bedeutet, hat das Europäische Parlament noch nicht final geklärt.
Einen abrupten Bremseingriff für Autofahrer soll es nicht geben, es sei denn, ein automatisches Notbremssystem oder eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sind aktiv. In einzelnen, kurzen Situationen wie beim Überholen kann der Fahrer mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal das System „überfahren“ - ähnlich der heute schon üblichen Steuerungen eines Tempomaten. Weiter soll die Tempobremse auch vollständig abschaltbar sein, bis zum Neustart des Autos.
Pflicht ab 2022 für Neuwagen
Ob der neue intelligente Speed Assist ab 2022 in allen europäischen Neuwagen verpflichtend ist, müssen in den nächsten Monaten noch das EU-Parlament und der Europäischen Rat billigen (Stand 02/2020). Eine Zustimmung gilt aber als sicher.
• Modell: Ford Focus RS
• Motor: 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbo
• Leistung: 305 PS
• 0-100 km/h: 6,4 s
Was bedeutet die Pflicht für alle anderen Autos?
Bisher hat dieses neue Sicherheitssystem für ältere Fahrzeuge keine Auswirkung. Eine Pflicht zur Nachrüstung besteht in Europa nicht, ist in vielen Fällen auch technisch gar nicht möglich. Ein Fahrzeug ohne integriertes Navigationsgerät oder ohne eine automatische Schildererkennung hat gar keine Möglichkeit, die Geschwindigkeitshinweise zu lesen und zu verarbeiten. Ohne GPS kann es nicht den genauen Standort bestimmen. Das alte Auto weiß also nicht, auf welchen Strecken Geschwindigkeitsbeschränkungen bestehen und wo es sich derzeit befindet. Das funktioniert nur mit neuen, vernetzten Fahrzeugen.
Gibt es weitere Sicherheitsfunktionen, die ab 2022 verpflichtend sind?
Die Tempobremse ist nur einer von mehreren verpflichtenden Assistenten und Sicherheitssystemen, die die EU für Neufahrzeuge ab 2022 vorsieht, um die Unfallzahlen innerhalb der EU weiter zu senken. Zu den weiteren Systemen zählen unter anderem:
- Warnsystem bei Müdigkeit
- Warnsystem bei Ablenkung des Fahrers
- Rückfahrkameras oder -sensoren zum Rückwärtsfahren
- Unfalldatenaufzeichnung mittels Datenrecorder „Blackbox“
- erweitertes Notbremsassistenzsystem
- crashtesterprobte Sicherheitsgurte
- Spurhalteassistent
- Automatischer Alkoholtester zur Start-Blockade des Motors bei übermäßigem Alkoholkonsum
Für Busse und Lkw werden ab 2022 Abbiege-Assistenten Pflicht, die andere Verkehrsteilnehmer neben dem großen Fahrzeug schützen sollen. Dazu kommen Reifendruck-Messsysteme und ein geändertes Fahrzeugdesign, das die Sicht des Fahrers verbessern soll.