Deutschlands größter Fahrzeugmarkt
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Quelle: Picture Alliance/DPA
Gebraucht, oder lieber Neuwagen? Der DAT-Report dokumentiert seit 1974 das Marktverhalten der deutschen Autofahrer

Aller Debatten um Fahrverbote und den menschengemachten Klimawandel zum Trotz: Die wenigsten Autofahrer in Deutschland können oder wollen offenbar auf den eigenen Pkw verzichten. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 3,61 Millionen Pkw neu zugelassen und rund 7,2 Millionen Pkw gebraucht gehandelt. Mehr als 10 Millionen Autokäufe also.

Einen genauen Blick auf diesen Markt wirft der jährliche Report der deutschen Automobil-Treuhand DAT. Für die 2020er-Ausgabe haben die Marktforscher drei unterschiedliche Gruppen von Verbrauchern befragt: Gebraucht- und Neuwagenkäufer, die 2019 ein Auto gekauft haben. Ebenso Autofahrer, die ein Auto besitzen und kein neues Auto gekauft haben. Dabei geht es nicht nur darum, wie das Auto gekauft wird – sondern auch, warum und wie es genutzt wird.

Die wichtigste Botschaft: Autos sind immer noch etwas Besonderes. Für viele Menschen ist das eigene Auto die teuerste Anschaffung ihres Lebens. Vor allem Neuwagenkäufer sind der Studie zufolge stolz auf ihre Investition: 8 von 10 Neuwagenkäufern freuen sich, wenn sie ihr Auto sehen. 9 von 10 sagen, dass ihnen das Autofahren Spaß macht. Die Pkw-Halter, die sich bereits an ihr Auto gewöhnt haben, freuen sich deutlich seltener, ihr Auto zu sehen. Nur 55 Prozent geben das an.

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Benziner mit Euro 6

Fahrzeuge mit aktueller Schadstoffnorm tragen dazu bei, die Luftbelastung zu senken.

Einig sind sich die Autofahrer in anderen Punkten. Drei Viertel oder mehr empfinden das Verkehrsaufkommen in Deutschland als insgesamt zu hoch. Aber nur ein Viertel der Autofahrer, die 2019 ein Auto gekauft haben, lässt es, „wann immer es geht“, stehen. Bei den Pkw-Haltern insgesamt sind es 29 Prozent. Als Luxus empfinden die Autofahrer das Autofahren dabei nicht. Nur aus Spaß Auto fahren? Das tun 40 Prozent der Neuwagenkäufer und 18 Prozent der Autofahrer insgesamt. Es handelt sich also in den meisten Fällen bei der Autofahrt um Wege, die die Menschen als notwendig erachten.

Leicht gesunken ist 2019 die durchschnittliche Fahrleistung der Deutschen. Sie ging um 310 Kilometer gegenüber dem Vorjahr zurück, auf 14.610 Kilometer. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Fahrergruppen: Wer einen Diesel besitzt, fährt im Schnitt 19.700 Kilometer im Jahr. Wer einen Benziner besitzt, fährt nur 12.050 Kilometer. Bewohner von Kleinstädten fahren im Schnitt 25 Prozent mehr als Bewohner von Großstädten.

Autokauf: Spontaneität schlägt Planung

Für die meisten Autobesitzer erfüllt das Auto also in ihrem Leben eine wichtige Funktion. Entsprechend funktionale Erwartungen stellen Autokäufer an ein neues Auto. Die Emotion mag am Ende den Ausschlag geben. Die grundsätzliche Entscheidung, ein Auto zu kaufen, fällen Autokäufer anhand praktischer Gründe. Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit sind daher die Eigenschaften, die deutsche Autokäufer von ihrem neuen Auto erwarten und für die sie bereit sind, Geld auszugeben.

Das zeigt die Befragung der deutschen Automobil-Treuhand DAT deutlich. Die Marktforscher trennen dabei nach Neuwagenkäufern und Gebrauchtwagenkäufern. Demnach ist die „Lust auf ein neues Auto“ bei 33 Prozent der Neuwagenkäufer der wichtigste Kaufgrund. Bei den Gebrauchtwagenkäufern sind es 23 Prozent. Für sie zählt vor allem Zuverlässigkeit (30 Prozent), was immerhin für 21 Prozent der Neuwagenkäufer ein Hauptgrund für ihre Kaufentscheidung ist.

Die Wirtschaftlichkeit steht für Autokäufer nicht an erster, aber immerhin an dritter Stelle. Für 25 Prozent der Käufer von Neuwagen ist sie ein entscheidender Grund zum Autokauf, bei den Gebrauchtwagenkäufern sind es 22 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Neuwagenkäufer würden mehr Geld für ein Auto ausgeben, das weniger verbraucht.

Dieser Rationalität zum Trotz: Allzu gründlich geplant sind Deutschlands Autokäufe dennoch meist nicht. Planbare Veränderungen wie eine neue familiäre Situation nennen etwa nur 10 Prozent der Autokäufer als Kaufgrund. Das sind weniger Autokäufer als die, die bei einem guten Angebot spontan zuschlagen (11 Prozent). Immerhin 10 Prozent der Neuwagenkäufer geben als Kaufgrund noch an, ihren alten Diesel loswerden zu wollen – fünf Jahre nach dem Beginn der Dieselkrise.

Autokauf: Ohne Online-Portale geht nichts

Autokauf ohne Internet findet zwar noch statt, hat aber keine Mehrheit mehr. Das zeigt die DAT-Studie deutlich. Das gilt längst auch für den Kauf eines Gebrauchtwagens. Und zwar unabhängig davon, ob das Auto eines Bekannten übernommen oder gezielt nach einer passenden Tageszulassung vom Händler gesucht wird. 98 Prozent der Käufer haben Zugang zum Internet. 83 Prozent davon nutzen diesen Zugang, um sich zu informieren. Von diesen stöbern wiederum 84 Prozent auf Online-Fahrzeugbörsen wie mobile.de.

Trotzdem spielt der direkte Autokauf im Internet bei Gebrauchtwagen bisher so gut wie keine Rolle. Autokauf ist eben Vertrauenssache. Praktisch niemand kauft einen Gebrauchtwagen ohne Besichtigung und auch Verkäufer legen Wert auf den persönlichen Kontakt. Und sei es nur zur Unterschrift des Vertrags oder zur Übergabe der Kaufsumme.

DAT REPORT
Quelle: Picture Alliance/DPA
Das klassische "Zu Verkaufen"-Schild macht den Pkw zur Werbetafel. Jedoch versprechen Online-Inserate höhere Verkaufschancen, so der DAT-Report 2019

Was kostet der durchschnittliche Gebrauchtwagen?

Wie eingangs beschrieben: 7 von 10 Autokäufen finden im Gebrauchtsektor statt. Das liegt auch daran, dass der ein weites Spektrum abdeckt. Es beginnt beim Vater, der seiner Tochter für einen Euro seinen alten Zweitwagen vermacht – und reicht bis zum Markenhändler, der ein neues Auto als Tageszulassung etwas günstiger abgibt. Für den durchschnittlichen Gebrauchtwagen geben die Deutschen knapp 12.500 Euro aus, hat die DAT ermittelt. Das Auto ist dann 6,2 Jahre alt, hat 73.000 Kilometer auf dem Tacho und leistet im Schnitt 125 PS. Der Preis ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. So lag er 2015 noch bei 10.600 Euro.

Fahrzeuge aus dem Markenhandel sind im Schnitt jünger und teurer, privat verkaufte Autos dagegen zum Teil deutlich älter. So zahlen Kunden beim Markenhändler im Schnitt fast 16.500 Euro für einen Gebrauchten. Im freien Handel sind es knapp 10.000 Euro, bei privatem Autokauf noch 8.500 Euro.

Im Neuwagenbereich beträgt der tatsächliche Transaktionspreis hingegen im Schnitt 33.580 Euro. Private Neuwagenkäufer sind durchschnittlich älter, zahlen höhere Preise, legen mehr Wert auf persönlichen Kontakt zum Händler – benötigen aber auch mehr Beratung. Im Schnitt haben sie mehr als doppelt so viele Kontakte zum Handel wie der Gebrauchtwagenkäufer, nämlich 5,5.

Ein BMWi3 steht auf einem Waldweg.
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Nur 10 Prozent der Neuwagen werden über das Internet gehandelt. Für den Handel sind die Neuwagenkunden nicht nur als Käufer wertvoll: Mehr als 50 Prozent der Neuwagenkäufer schließen beim selben Händler einen Servicevertrag oder eine Finanzierung ab – viele auch beides. Denn mehr als die Hälfte aller privat gekauften Neuwagen werden ganz oder teilweise finanziert.

Keine Alternative zum eigenen Auto

Eine Frage, die in den vergangenen Jahren die öffentliche Diskussion prägte: Muss es denn unbedingt das eigene Auto sein? Immerhin gibt es heute viele Alternativen wie Carsharing, Auto-Abos und neue Fahrdienste. Für die Mehrheit der Autokäufer sind diese Dienste aber offenbar noch kein Thema. Das liegt nicht nur daran, dass sich diese Dienste meist auf wenige Großstädte konzentrieren. Nur 16 Prozent der Autofahrer können sich überhaupt vorstellen, Carsharing zu nutzen.

Die meisten Autofahrer hingegen wollen ihr Auto nicht teilen und fürchten außerdem Einbußen bei der Flexibilität. Dabei ist es interessanterweise egal, ob die Befragten in einer Groß- oder Kleinstadt leben. Das Auto abonnieren? Viele Dienstleister wollten mit diesem Modell in den letzten Jahren Kunden gewinnen. Ihr Argument: Alle Leistungen bis auf den Sprit stecken in der Flatrate. Allzu bekannt ist das Angebot noch nicht: Drei von vier Autofahrern haben zwar davon gehört, sich aber nicht damit beschäftigt. Mehr als zwei Drittel sehen darin für sich keine Option.

Fazit: Der Automarkt mag sich wandeln, aber er besitzt eine beachtliche Beharrlichkeit. Autokäufer folgen eher pragmatischen Erwägungen, sind bei Innovationen vorsichtig und sehen ihr Auto überwiegend als notwendig an. Am Online-Kontakt zwischen Händler und Käufer führt heute kaum noch ein Weg vorbei. Für Händler ist es daher immer wichtiger, Autokäufer an möglichst vielen „Touchpoints“ anzusprechen. Denn obwohl Portalen wie mobile.de dabei eine große Rolle zukommt, zählt am Ende: vor Ort für den Kunden da zu sein. Kunden unterscheiden dabei nicht zwischen Online- und Offline-Kontakten, sondern zwischen guten Kontakten, die zum Ziel führen – und Kontakten, die nicht befriedigend verlaufen.

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