Autokauf: Bar oder Kredit was lohnt sich am meisten?
Bar oder per Kredit? Was ist die beste und günstigste Methode für den Kauf eines Autos? Wir verraten Dir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten.
Früher galt: Wer das Geld bar auf den Tisch legt, hat die besten Chancen auf hohe Rabatte auf den Listenpreis. Weil Neuwagen jedoch immer teurer werden, wird es für viele schwieriger, den vollen Betrag aufzubringen. Und selbst wenn man kann, muss die Barzahlung nicht die beste Lösung sein. Denn liegt das Geld noch gut verzinst auf der Bank, rechnet sich womöglich eine Autofinanzierung mehr.
Neben dem Immobilienkauf ist das eigene Auto für viele Menschen die größte Anschaffung, die sie in ihrem Leben tätigen. Der Traumwagen ist dabei womöglich schnell gefunden – oder ein anderes für die eigenen Zwecke dienliches Gefährt: ein Kombi oder Van für die Familie, ein Kleinwagen für die täglichen Wege, die Premiumlimousine für berufliche Repräsentationszwecke. Doch bei der Bezahlung wird es kompliziert.
In vielen Fällen lassen sich Neuwagen heute online anmelden.
Autokauf: Wie es einmal war
Früher hat man auf den Neuwagen gespart: Manchmal jahrelang, um das Fahrzeug dann in einer fast schon feierlichen Prozedur, der am besten noch die ganze Familie beiwohnte, mit dem Geldkoffer beim Händler abzuholen. Heute bezahlen nur noch etwa 30 Prozent der Neuwagenkäufer den Wagen bar; die anderen finanzieren oder leasen. Aber auch hier gibt es viele Variablen zu beachten.
Das Auto finanzieren: So geht‘s
Bei der Finanzierung per Kredit hast Du als Käufer grundsätzlich die Wahl zwischen Deiner Hausbank, anderen Kreditinstituten oder der Bank des Autoherstellers. Die hauseigenen Finanzinstitute von Daimler, VW oder BMW finanzieren einen großen Teil der Fahrzeuge auf den Straßen – und das Geschäft wächst.
Variante A – die Herstellerbank
Es ist ja auch praktisch: Den Neuwagen zu beziehen und ihn direkt über den Hersteller zu finanzieren, reduziert den bürokratischen Aufwand der Kunden. Hinzu kommt, dass Du über den Händler selbst bei der Finanzierung noch Chancen auf Rabatte hast. Häufig gibt es etwa Aktionsangebote für bestimmte Modelle.
Allerdings hat der Ratenkredit bei den Autobanken seine Eigenheiten: Verlangt wird meist eine Anzahlung in Höhe von 20 bis 30 Prozent des Preises, die Laufzeiten stehen mehr oder minder fest, und fällig wird eine Schlussrate von oft mehreren Tausend Euro. Diese muss parallel zum Abstottern der Raten angespart werden, falls man sie nicht anschließend – zu meist viel höheren Zinsen – finanzieren will oder kann.
Wenn der Kredit widerrufen wird, wird auch der Kaufvertrag des Autos aufgelöst. Diesen in den Finanzierungsverträgen mit einer Autobank festgehaltenen Passus nennt man „verbundenes Geschäft“. Damit in einem solchen Fall nichts anbrennt, behält die Herstellerbank die Zulassungsbescheinigung II ein – bis die letzte Schlussrate beglichen ist.
Variante B – die Hausbank
Bei der Finanzierung über eine Bank oder Sparkasse wird das Fahrzeug ebenfalls als Sicherheit betrachtet – nur erhältst Du als Kreditnehmer in der Regel schon bei Vertragsabschluss den Fahrzeugbrief. Falls es Probleme mit der Bedienung der Raten geben sollte, kannst Du als Eigentümer immerhin selbst entscheiden, ob Du das Auto verkaufst, um wieder etwas liquide zu werden.
Eine Restschuldversicherung, die einspringt, wenn Du nicht mehr zahlen kannst (z. B. Unfall), lohnt bei der Autoversicherung übrigens kaum. Oft ist das Risiko bereits über private Risikolebens-, Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen abgedeckt, falls Du solche abgeschlossen hast.
Banken verlangen für einen Autokredit anders als die herstellergebundenen Banken meist keine Anzahlung. Nur werden trotz Verhandlungsspielräumen meist höhere Zinsen aufgerufen. Und wählst Du dann noch eine längere Laufzeit für den Kredit – vielleicht 60 Monate oder mehr –, steigen die Gesamtkosten womöglich stark.
Welche Bezahl-Variante ist günstiger?
Grundsätzlich lässt sich weder pauschal die Haus- noch eine Herstellerbank empfehlen. Es kommt auf das individuelle Angebot an. Mittlerweile sind die niedrigen Zinsen auch bei den Autokrediten vor allem der Direktbanken angekommen. Darlehen über 60 Monate zu einem Zinssatz von weit unter zwei Prozent sind keine Seltenheit mehr.
Grundsätzlich gilt aber immer noch: Je höher die Anzahlung ausfällt, die Du Dir leisten kannst, desto niedriger die Kreditsumme und damit auch die summierten Zinsen, die Du über die Laufzeit zahlst. Und: Eine Kalkulation mit Weitblick ist ein Muss. Wie hoch dürfen die Raten ausfallen, damit Du sie Dir während der gesamten Laufzeit leisten kannst? 600 Euro oder doch eher 450?
Die Barzahlung
Mit solchen Fragen musst Du Dich nicht befassen, wenn Du den Wagen bar bezahlst. Das Auto gehört nach Vertragsabschluss sofort Dir. Du könntest es zum Beispiel sofort wieder verkaufen, um ein Geschäft zu machen, falls Du ein Schnäppchen ergattert hast.
Wichtiger ist Folgendes: Wenn Du das Geld bar auf den Tisch legst, kannst Du womöglich die besten Rabatte heraushandeln. Denn für den Händler entfällt das Risiko, dass Dir bei der alternativen Finanzierung per Ratenzahlung die Luft ausgeht. Das lässt er sich oft einen nicht unerheblichen Nachlass von um die zehn Prozent auf das Angebot kosten.
Allerdings – und dabei kommt es darauf an, wie vermögend Du insgesamt bist – erleidest Du mit der Barzahlung womöglich einen Liquiditätsverlust, der Dich teuer zu stehen kommen kann. Fehlt Dir das Geld, wenn die Waschmaschine oder die Heizung den Geist aufgibt und Ersatz nur über einen sehr teuren Dispositionskredit zu bekommen ist, dann sieht die Rechnung ganz schnell tiefrot aus. Deshalb solltest Du stets die gesamte Haushaltslage im Blick behalten.
Auch Zinsen spielen beim Barkauf eine Rolle. Wenn Du das Geld nämlich von der Bank holst und es dort aus alten Zeiten noch gut angelegt war, kann folgender Fall eintreten: Sind die Kreditzinsen superniedrig oder niedriger als die Zinsen auf Dein Erspartes, droht ein Minusgeschäft. Dann wäre der Autokredit womöglich der bessere Weg.
Das Leasing
Womöglich ist es Dir nicht so wichtig, dass das Auto wirklich Dir gehört. Du legst mehr Wert darauf, alle drei Jahre ein neues Modell zu fahren? Dann könnte das klassische Leasing ein Bezahl-Modell für Dich sein, bei dem Du ein Nutzungsrecht am Auto auf bestimmte Zeit erwirbst.
Bezahlt wird eine monatliche Leasingrate, mit der sowohl die Nutzung – üblich sind zwei bis drei Jahre – wie auch der Wertverlust des Fahrzeugs beglichen werden. Mit Dienstleistungen wie Wartung, Service oder Kfz-Versicherung hast Du nichts am Hut, denn diese werden oft in den Leasingvertrag integriert; der Leasinggeber kümmert sich. Dabei sind die Monatsraten meist geringer als bei einem Autokredit.
Der größte Haken wartet aber am Ende der Leasingzeit: Ist das Auto bei Rückgabe in einem schlechteren Zustand als vertraglich festgelegt – wobei die Bestimmungen hierzu oft schwammig formuliert sind –, kassiert das Leasingunternehmen womöglich ganz schön ab. Kratzer oder Dellen in der Karosserie oder die Abnutzung des Innenraums können Dich dann teuer zu stehen kommen.
Leasingunternehmen verweisen in solchen Fällen auf den „zustandsbedingten Minderwert“. Am besten, Du klärst noch vor Vertragsunterzeichnung möglichst detailliert ab, in welchem Zustand der Wagen später sein darf und wie viel Kilometer Du in der Laufzeit fahren darfst. Denn auch hier wird abkassiert, wenn die Laufleistung den vereinbarten Wert übersteigt.
Für Privatleute lohnt das Leasing nach Expertenmeinung finanziell ohnehin selten. Für Selbstständige und Firmen unter Umständen aber umso mehr. Denn Geschäftsleute können den Kostenaufwand der Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen – das geht bei Raten eines Autokredits nicht.
Der Drei-Wege-Kredit als Mittelweg
Möchtest Du Dich vorab nicht festlegen, ob Du das Auto später behalten oder doch wieder abgeben möchtest? Dann lohnt ein Blick auf die Drei-Wege-Finanzierung. Hier wird das Auto wie bei einem Ratenkredit über eine bestimmte Vertragslaufzeit finanziert.
Am Ende hat man die Wahl: entweder die meist sehr hohe Schlussrate bezahlen und Eigentümer werden, die Schlussrate erneut finanzieren oder das Auto wie beim Leasing zu einem vereinbarten Rückkaufswert zurückgeben. Doch bei der Bewertung des Wagens zum Vertragsende lauern die gleichen Tücken wie beim klassischen Leasing.
Finanzierung oder Barzahlung – Vor- und Nachteile im Überblick
Finanzierung
- Vorteil: höherpreisige Modelle werden finanzierbar
- Finanzierung mit oder ohne Anzahlung möglich
- bei Laufzeiten von 60 Monaten und mehr verteilt sich die finanzielle Belastung
- derzeit attraktiv wegen niedriger Zinsen
- Flexibilität bei Drei-Wege-Finanzierung
- Nachteil: Gesamtkosten wegen der Zinsen grundsätzlich höher
Barkauf
- Vorteil: das Auto gehört nach dem Kauf sofort Dir
- vergleichsweise hohe Rabatte
- es fallen keine monatlichen Raten und Zinsen an
- Nachteil: Liquiditätsverlust
- gegebenenfalls Zinsverlust des Ersparten