Autofahren im Linksverkehr: Ratgeber
Der Linksverkehr birgt für Autofahrer, die ihn nicht gewohnt sind, Tücken. Aber keine Angst: Mit Konzentration gelingt die Umstellung leicht. Tipps und Tricks.
Auch, wenn der Gedanke in der Pandemie weit weg scheint: Der nächste Urlaub oder die nächste Geschäftsreise kommen bestimmt. Auf der Liste der beliebtesten Reiseziele stehen dabei bei uns Deutschen viele Länder mit Linksverkehr. Das schreckt Autofahrer, die damit keine Erfahrungen haben. Egal ob Business-Termin in England, Roadtrip durch Schottland, Safari in Südafrika oder Rundreise durch Australien oder Japan: Die Teilnahme am dortigen Straßenverkehr kann eine Herausforderung darstellen oder sogar gefährliche Situationen heraufbeschwören. Das gilt übrigens auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad: Der Linksverkehr birgt für alle, die ihn nicht kennen, seine Tücken. Wer ein paar Tipps beherzigt und vor allem seine unbewussten Abläufe hinterfragt, hat dennoch gute Chancen, sich in diesen Ländern souverän durch den Verkehr zu bewegen und sein Ziel sicher zu erreichen.
Familienautos sollten viel Platz bieten und Sicherheit für alle Insassen.
Fußgänger: In die andere Richtung schauen
Wer ein Land mit Linksverkehr besucht, wird sich unweigerlich auch als Fußgänger mit ihm auseinandersetzen müssen. Vor allem beim Überqueren der Straße drohen Gefahren, wenn man sich zu sehr auf gelernte Automatismen verlässt. Schließlich kommen alle Verkehrsteilnehmer aus einer ungewohnten Richtung. Wichtig ist es daher, sich mehr Zeit als gewohnt zu nehmen, um den Verkehr zu beobachten. Denn: Wer eine Straße schnell überqueren will, schaut am Fahrbahnrand gewohnheitsmäßig meist zuerst nach links. In Ländern mit Linksverkehr kommen Autos und Radfahrer aber zunächst von rechts. Es empfiehlt sich daher, zunächst stehen zu bleiben und in Ruhe und bewusst zuerst nach rechts und dann nach links zu schauen. Am besten ist es, die Situation kurz komplett zu erfassen und dann erst die Straße zu betreten.
Im mitgebrachten Auto im Linksverkehr fahren
Viele Autofahrer überlegen, ob es ihnen die Umstellung erleichtert, das eigene Auto mitzubringen. Kontinentaleuropäische Linkslenker-Modelle dürfen schließlich auch in Großbritannien fahren und sind per Fähre oder mit dem Autozug nicht so schwer zu transportieren. Vorteil: Lenkrad, Schaltstock und sonstige Bedienung des Autos funktionieren wie gewohnt. Nachteil: Wer mit einem Linkslenker-Fahrzeug aus der Heimat anreist, steht vor Ort vor dem Problem, auf der falschen Seite zu sitzen.
Das hat Folgen, denn beim Fahren sitzt der Fahrer dann an der Straßenrandseite. Das schränkt die Übersicht über den rollenden Verkehr ein, etwa bei Überholmanövern. Deshalb rät die Dekra, vorerst auf das Überholen zu verzichten, bis man sich an das neue Verkehrsgefühl gewöhnt hat. Ohnehin ist eine ruhige und defensive Fahrweise vor allem in den ersten Tagen ratsam. Keine Sorge: Insgesamt fahren vor allem die Briten vergleichsweise rücksichtsvoll und höflich und lassen Neuankömmlingen an der Kreuzung auch einmal den Vortritt.
Wichtig ist es, die Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen, wenn man mit km/h-Tacho fährt. Der Umrechnungsfaktor von “miles per hour” (mph) zu km/h liegt abgerundet bei 1,6. Innerorts sind in Großbritannien meist 30 mph erlaubt, was 48 km/h entspricht. Außerorts sind 60 Meilen, also 90 km/h erlaubt. Die verbreiteten 70 mph auf den Autobahnen entsprechen 112 km/h. In Autos mit digitalem Tacho lässt sich oft die Geschwindigkeitsanzeige auf mph umstellen.
Wichtig: Damit ein Linkslenker-Auto im Linksverkehr fahren darf, ist in vielen Ländern die manuelle Korrektur des asymmetrischen Abblendlichts vorgeschrieben. Damit soll die Blendung anderer Verkehrsteilnehmer verhindert werden. Während bei älteren Autos mit einfachen Scheinwerfern oftmals einfaches Klebeband reichte, benötigen Fahrzeugen mit modernen Scheinwerfern heute in der Regel eine spezielle Folie und eine zum Scheinwerfer passende Schablone des Herstellers. Die gibt es mit Glück – aber nicht für alle Modelle – an Tankstellen in Grenznähe. Wer sich darauf nicht verlassen will, sollte vor der Reise in seiner Werkstatt oder beim Automobilclub erfragen, was genau an seinem Auto für den Linksverkehr umgerüstet werden muss. Die Werkstatt kann auch bei der fachmännischen Montage der Aufkleber helfen.
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Im Rechtslenker-Auto fahren
Wer sich vor Ort ein Rechtslenker-Auto besorgt, steht vor umgekehrten Voraussetzungen. Im vor Ort gemieteten Auto befindet sich der Straßenverkehr vom Fahrersitz aus gesehen auf der “richtigen” Seite – dafür verändert sich die Bedienung des Autos. Es braucht etwas Zeit, sich als Autofahrer mit der Anordnung der Bedienelemente vertraut zu machen. Besonders gewöhnungsbedürftig ist es, den Gangwahlhebel mit der linken Hand zu bedienen. Wer nicht aufpasst, greift beim Schalten leicht mit der rechten Hand ins Leere.
Grundsätzlich entfällt dieses Problem bei einem Automatik-Fahrzeug. Autovermieter bieten dies gern an, lassen es sich aber oft zusätzlich bezahlen. Unabhängig vom Getriebe empfiehlt sich, den Mietwagen zunächst auf einem Parkplatz zur Probe zu fahren und sich mit der Lage der wichtigsten Bedienelemente vertraut zu machen. Motorradfahrer haben es hier leichter: Für sie gibt es das Problem eines Lenkrads auf der „falschen“ Seite nicht. So oder so: Beim Übergang in den regulären Straßenverkehr empfiehlt sich zunächst, sich an vorausfahrenden Autos zu orientieren. Das erleichtert es, ein Einordnen auf der falschen Seite zu vermeiden.
Auf Basis des Golf 7 gebaut, erkennt man den e-Golf an den C-förmigen Tagfahrleuchten.
Tipps und Tricks im Linksverkehr
Richtungswechsel und Abbiegen: Jedem kann es auch nach Monaten noch passieren, dass er aus Versehen auf die rechte Spur und damit in den Gegenverkehr fährt. Da hilft nur: schnell korrigieren. Helfen kann im Auto ein Pfeil am unteren Rand der Windschutzscheibe, der nach rechts und damit stets zu Fahrbahnmitte weist. Zeigt dieser zum Fahrbahnrand, fährt das Auto auf der falschen Seite.
Abstand zum Fahrbahnrand: Viele Autofahrer, die den Linksverkehr nicht gewohnt sind, fahren instinktiv zu weit links. Damit riskieren sie, parkende Autos zu streifen oder Felgen und Reifen am Bordstein zu beschädigen. Es empfiehlt sich daher, sich an den Fahrbahnmarkierungen in der Fahrbahnmitte zu orientieren, wenn sie vorhanden sind. In kleineren Straßen ohne Mittellinie hilft nur, den Abstand gelegentlich zu kontrollieren. Dabei kann auch der Beifahrer helfen.
Keine Angst im Kreisverkehr: Viele Autofahrer vom Kontinent fürchten in Großbritannien vor allem Kreisverkehre. Dabei ist es ganz einfach: Die Anordnung der Spuren funktioniert wie gewohnt – es wird nur linksherum hineingefahren. Wer also bereits an der nächsten oder übernächsten Ausfahrt wieder hinausfahren möchte, ordnet sich in der linken, äußeren Spur ein. Wer den Kreis weiter umrunden will, nimmt eine weiter im Kreisinneren gelegene Spur. Wer sich unsicher ist, hält sich im Zweifel stets links.
Vorfahrtregeln beachten: In Ländern wie Großbritannien sollten ungeübte Autofahrer sich stets aufmerksam mit den besonderen Vorfahrtsregeln beschäftigen. Die gewohnte Rechts-vor-links-Regel gibt es nicht, an Kreuzungen regeln jeweils Schilder die Vorfahrt.