Auto verschiffen: Das musst Du beachten
Dich und Dein Traumauto trennt eines der Weltmeere? Kein Problem, hier liest Du alles, was Du über die weltweite Verschiffung von Fahrzeugen wissen musst.
- Welche Dokumente sind nötig, um ein Auto verschiffen zu lassen?
- Notwendige Dokumente für die Einfuhr eines Pkw aus den USA
- Die richtige Spedition finden und kontaktieren
- Autoverschiffung: Was muss bei Autotransporten beachtet werden?
- Welche Kosten entstehen beim Verschiffen?
- Ist mein Fahrzeug während der Verschiffung versichert?
Ein schicker Mustang oder ein Lincoln Continental aus den Sechzigerjahren? Für Fans von amerikanischen Wagen neben anderen Klassikern wie dem Cadillac Eldorado oder gar Fords Model T der Traum! Wer während einer Reise durch die USA die Preisschilder sieht und ein Schnäppchen wittert oder bei einer der bekannten Autoauktionen wie der von Barrett-Jackson zuschlagen möchte, dürfte sich schnell fragen: Wie kriege ich das Fahrzeug nach dem Kauf nach Hause? Der gängigste und gegenüber der sehr teuren Luftfracht günstigere Weg ist die Auto-Verschiffung per Frachter.
Welche Dokumente sind nötig, um ein Auto verschiffen zu lassen?
Das Auto zu verschiffen ist allerdings eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Dabei musst Du jede Menge Formalitäten beachten, Papiere und Genehmigungen einholen, Gebühren und Honorare entrichten und meist einige Wochen Zeit mitbringen. Wer etwa die Autoverschiffung von der US-Ostküste plant, muss allein für den Seeweg rund zehn Tage einkalkulieren, von der Westküste dauert die Auto-Verschiffung sogar rund drei Wochen; der organisatorische Vorlauf ist da noch nicht eingerechnet.
Notwendige Dokumente für die Einfuhr eines Pkw aus den USA
Vor allem die USA sind ein interessanter Markt für Autofans. Folgende Papiere und Dokumente sind für Import und Betrieb notwendig:
- Zulassung: Um das Fahrzeug bei den deutschen Behörden zulassen zu können, ist das „Certificate of Title“ notwendig, das der deutschen Zulassungsbescheinigung II ähnelt. Handelt es sich um einen Neuwagen, der noch nie zugelassen war, ist ein vom Hersteller ausgestelltes „Manufacturerʼs Statement of Origin (MSO)“ notwendig. Eines von beiden Dokumenten ist für die Autoverschiffung unablässig.
- Kaufvertrag: Er sollte alle wichtigen Angaben enthalten, wie Angaben zu Käufer und Verkäufer, zum Fahrzeugtyp sowie zur Fahrgestellnummer. Auch Kaufpreis, Kaufsteuer sowie Datum und Unterschrift sind notwendig. Bei der Zollabfertigung in Deutschland müssen der Kaufvertrag oder die Kaufrechnung zwingend vorgelegt werden, sonst geht’s nicht weiter. Die Sales Tax, die in den USA je nach Bundesstaat weit über zehn Prozent betragen kann, kannst Du nach der Verschiffung vom Händler unter Umständen zurückfordern. Vorher abklären!
- Einzelabnahme: Um das US-Car in Deutschland fahren zu dürfen, muss ein anerkannter Sachverständiger eine Einzelabnahme nach § 21 der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) erstellen. Bei amerikanischen Fahrzeugen sind im Vorfeld einige meist kostenintensive Umbauten notwendig; oft müssen Nebelschlussleuchten nachgerüstet und rote Blinker gegen gelbe getauscht werden.
- Abgasgutachten: Liegt den Prüfstellen bereits ein sogenanntes Datenblatt zum Fahrzeug vor, entfallen die sehr kostenaufwendigen Einzelmessungen zum Abgasverhalten oder zur elektromagnetischen Verträglichkeit des Autos, mit denen ein neues Datenblatt erstellt werden müsste. Das ist aber nur bei seltenen Exoten der Fall, nicht zum Beispiel bei einem Ford Mustang. Hier genügt es, ein Abgasgutachten anzufordern, das bei Prüforganisationen rund 150 Euro kostet.
Die richtige Spedition finden und kontaktieren
Nach Möglichkeit solltest Du Dich schon von Deutschland aus mit Speditionen in Verbindung setzen, die Autos verschiffen. So erfährst Du Details zu Kosten, Hafen- und Lagergebühren und auch, wann das Fahrzeug auf Reisen gehen könnte. Ein Blick in die Transportbedingungen lohnt sich: In den meisten Fällen muss der Wagen etwa drei Tage vor der Autoverschiffung beim Spediteur sein.
Außerdem kannst Du die unterschiedlichen Angebote miteinander vergleichen. Egal in welche Richtung es gehen soll – ankommen oder abreisen wird das Fahrzeug an einem der großen Häfen in Bremerhaven, Hamburg, Rotterdam (Niederlande) oder Seebrügge (Belgien).
Um Dir ein Angebot zu machen, benötigen die Schifffahrtsgesellschaften in aller Regel folgende Angaben:
- Marke und Modell sowie die individuellen Abmessungen samt eventueller Aufbauten
- gewünschter Termin der Auto-Verschiffung
- Abfahrts- und Ankunftshafen
- persönliche Daten wie Name, Adresse und Kontaktmöglichkeiten
Autoverschiffung: Was muss bei Autotransporten beachtet werden?
Geht das Auto per Frachtschiff auf seine weltweite Reise, werden zwei Arten des Transports unterschieden: das Roll-on-/Roll-off-Verfahren und das Con-Ro-Verfahren, bei dem das Fahrzeug in einen Container gefahren wird. Speditionen haben meist beide Varianten im Angebot. Das Containerverfahren ist sicherer, da die Container versiegelt werden. Allerdings ist das Verfahren auch ungefähr doppelt so teuer.
Größe und Maße des Fahrzeugs: Kann ich mein Auto verschiffen?
Persönliche Dinge dürfen beim Roll-on-/Roll-off-Verfahren nicht im Wagen bleiben. Vor allem der Fahrersitz muss frei bleiben, da Du einem Hafen- oder Speditionsmitarbeiter den Schlüssel überlässt, damit dieser den Wagen auf das Schiff fahren kann. Außerdem spielt die Fahrzeuggröße insofern keine Rolle, als dass auch Expeditionsfahrzeuge wie ein umgebauter Unimog für den Offroad-Urlaub oder ein Landrover mit Aufbauten transportiert werden können, die in keinen Container passen würden.
Entscheidest Du Dich für die Container-Variante, kannst Du je nach Spedition dabei sein, wenn das Auto verzurrt wird, und darfst auch persönliche Gegenstände im Auto lassen.
Welche Kosten entstehen beim Verschiffen?
Die Kosten für die Verschiffung richten sich nach der Größe des Fahrzeugs, das verschifft werden soll, dem Bestimmungshafen und der Art der Verschiffung. Möglich, dass Du unter 1.000 Euro bleibst. Schnell werden auch bis zu 3.000 Euro fällig.
Neben Hafengebühren, Lagerkosten und Versicherung kommen noch die Aufwendungen für Zoll und den eigentlichen Transport hinzu. Die Formalitäten mit den Zollbehörden kannst Du die Spedition oder einen Agenten durchführen lassen – alle dazu notwendigen Papiere musst Du selbst vorlegen oder sie werden im Rund-um-Service der Spedition erstellt. Du kannst unter zoll.de aber auch selbst tätig werden, die Einfuhr anmelden und das ausgedruckte Formular dem Hafenzollamt vorlegen.
Führst Du ein Auto ein, so fallen EU-weit die gleichen Zollsätze an. Bei Pkw sind das zehn Prozent des sogenannten „C.I.F.-Wertes“ (C.I.F. Value, „C“ steht für „Cost“, „I“ für „Insurance“ und „F“ für „Freight“): Dieser Wert setzt sich aus dem Kaufpreis und Versicherungskosten sowie Verpackungs- und Frachtkosten zusammen. Ist das Auto älter als 30 Jahre, fällt seit 2014 in der Regel keine Zollgebühr an.
Außerdem musst Du die Einfuhrumsatzsteuer bezahlen. In Deutschland liegt sie bei 19 Prozent (Oldtimer: seit 2014 sieben Prozent). Sie wird auf die Summe von C.I.F. Value und Zoll erhoben. Für alles zusammen nennt der ADAC eine Faustregel: „Die gesamten Einfuhrabgaben (Zoll plus Einfuhrumsatzsteuer) betragen immer gut 1/3 des Nettopreises.“
Verschiffst Du ein Fahrzeug in ein Land, um dort zeitlich begrenzt etwa auf Expedition zu gehen, kannst Du Dir vom ADAC ein sogenanntes Carnet de Passages holen. Das ist ein Zoll- und Grenzdokument, das die vorübergehende zollfreie Einfuhr ermöglicht und dem Autoclub zufolge in vielen Ländern Afrikas, Asiens, Südamerikas sowie in Australien und Neuseeland verlangt wird.
Kosten sparen: So geht’s
Beim Roll-on-/Roll-off-Verfahren sparst Du die Containergebühren und auch einen Teil der Hafengebühren, da das Fahrzeug am Ankunftshafen meist direkt ausgelöst und kein Container mehr auf einen Lkw umgeladen und vom Hafengelände gebracht werden muss. Nebenbei spart das auch Zeit.
Bei der Autoverschiffung im Container kannst Du Kosten sparen, wenn Du etwa einen 40-Fuß-Container mit einem anderen Speditionskunden teilst. Das halbiert den Preis, bringt aber möglicherweise eine lange Wartezeit mit sich, bis ein geeigneter Partner für das Container-Sharing gefunden ist. Wenn Du nicht warten möchtest, kannst Du bei einigen Anbietern 20-Fuß-Container wählen – was jedoch den Geldbeutel belastet.
Ist mein Fahrzeug während der Verschiffung versichert?
Du kannst Versicherungen für Frachtgut abschließen – natürlich auch für den Privattransport eines Autos. Empfohlen wird eine Transportversicherung mit sogenannter „All risk“-Deckung. Diese Versicherung deckt in der Regel alle Risiken ab, die von der Fahrzeugübergabe an die Spedition bis zur Wiederübergabe in Deine Hände bestehen.
Die Transportversicherung, die oft über den Spediteur abgeschlossen werden kann, sollte den „Total loss“ umfassen. Dann greift die Versicherung, falls das Schiff untergeht, der Container über Bord gespült oder von Piraten gekapert wird, einem Brand zum Opfer fällt oder anderweitig abhandenkommt, zum Beispiel bei der Umladung von Schiff zu Schiff.
Die Versicherung gegen den Totalverlust kostet in der Regel knapp ein Prozent des Warenwertes, etwas teurer ist die „All risk“-Versicherung. Bei Totalverlust gibt es Versicherungen, die ihre Police ohne Selbstbeteiligung anbieten. Bei Transportschäden aber ist eine Selbstbeteiligung von mehreren Tausend Euro durchaus üblich.
Zum Schluss noch ein Wort zur Kfz-Versicherung an sich: Besitzt das zum Beispiel aus den USA bezogene Auto noch eine amerikanische Zulassung, kann es in Deutschland vom Hafen nach Hause gefahren werden – jedoch ist eine sogenannte Grenzversicherung notwendig, da die amerikanische Kfz-Versicherung in Deutschland und dem Rest Europas meist nicht gültig ist.