Auslese-Apps: OBD2-Diagnose und Funktionen
Smartphone-App statt Werkstatt: Programme wie MyCarly, Pace und RYD übersetzen Fehlercodes. Einige leisten noch mehr. Das können Auslese-Apps.
- Auslese-Apps: Das Wichtigste in Kürze
- So funktionieren Auslese-Apps
- RYD: App mit Bezahlfunktion an der Tankstelle
- Funktionen und Kosten von RYD
- MyCarly: Umfangreiche Funktionen als Abonnement
- Funktionen und Kosten von MyCarly
- Pace: Fokus auf den Bordcomputer
- Funktionen und Kosten von Pace
- Universale Apps: Kleiner Umfang, kleiner Preis
- Funktionen und Kosten universaler Apps
- Diagnosegerät: Die Lösung ohne Handy
- Vorteile, Nachteile, Funktionen und Kosten einfacher Diagnosegeräte
- Fazit
Diagnose-Apps verwandeln das Smartphone in ein Werkzeug. Sie verbinden sich mit dem Fahrzeug, blicken in die Steuergeräte und finden dort Fehler, die sonst nur ein Mechaniker mit seinen Auslesegeräten erkennt. Wer Apps wie McCarly, Pace und RYD benutzt, spart sich das teure Auslesen in der Werkstatt. Zumindest theoretisch. Manche bieten zusätzliche Funktionen. Wir haben uns einige angeschaut.
Wie gut ein Auto funktioniert, sieht man ihm nicht unbedingt an. Miese Spaltmaße oder nachlackierte Teile lassen sich mit etwas Übung erkennen. Kaputte Sensoren, träge Stellglieder oder unplausible Signale sieht selbst ein Profi nicht. Solche Defekte sind in den Fehlerspeichern der Steuergeräte hinterlegt. Nur in bestimmten Fällen meldet eine Warnleuchte, dass etwas nicht stimmt. Das Auslesen lohnt sich also immer.
Auslese-Apps diagnostizieren nicht nur Mängel, sie führen auch Fahrtenbuch, merken sich den Parkplatz des Autos, geben Spritspartipps und dokumentieren den Verbrauch. Wir sagen, was beliebte Apps können, was sie kosten, ob sie sich lohnen und wie die Alternative aussieht.
Auslese-Apps: Das Wichtigste in Kürze
- Diagnose-Apps können Fehlercodes eines Autos per Smartphone auslesen.
- Zugriff auf das Auto über OBD2-Port (Diagnose-Stecker)
- Verbindung über Kabel, WLAN oder Bluetooth mittels eines speziellen Geräts
- Apps interpretieren die gespeicherten Fehlercodes.
- Sie können den Fehlerspeicher löschen.
- Zusatzfunktionen wie Fahrtenbuch
- Alternative: simples Auslesegerät
So funktionieren Auslese-Apps
Handys können nicht einfach so auf ein Auto zugreifen. Sie benötigen einen Vermittler, der die Verbindung zwischen Auto und Telefon herstellt. Solche Geräte heißen Dongle. Weil man diese Dongles an den Diagnosestecker (technisch: OBD2-Stecker) der Autos anschließt, spricht man von einem OBD2-Dongle. Er übermittelt die Daten über ein Kabel oder über eine Bluetooth- bzw. WLAN-Verbindung.
Einige Auslese-Apps benötigen spezielle OBD2-Dongles desselben Herstellers. App und Dongle gibt es in fertigen Paketen. Andere Apps sind universell und können auf verschiedene Dongles zugreifen. Je nach Hersteller, Version und Strategie unterscheiden sich die Umfänge der Funktionen. Bei manchen geht es nur um die Fehlercodes im Auto. Andere konzentrieren sich auf Komfortfunktionen, sie können zum Beispiel einen Bordcomputer anzeigen.
In jedem Fall muss man den Dongle an den OBD2-Stecker des Autos anschließen. Der befindet sich in der Regel unter dem Armaturenbrett, ungefähr auf Höhe des linken Fahrer-Schienbeins, manchmal hinter einer Klappe versteckt. Es handelt sich um einen trapezförmigen Stecker. In Deutschland haben seit 2001 (Benziner) bzw. 2004 (Diesel) alle Autos einen OBD2-Stecker. Viele Modelle sind bereits in früheren Baujahren damit ausgerüstet.
Bei neueren Fahrzeugen erübrigen sich die meisten Auslese-Apps. Viele Hersteller bieten Software, die ähnliche Dinge kann, selbst an. Manche von ihnen lesen den Fehlerspeicher aus. Ältere Autos bekommen zum Teil neue Funktionen, einige sogar zusätzliche Extras.
• Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Biturbo
• Leistung: 450 PS
• 0-100 km/h: 4,2 s | Vmax: 250 km/h
RYD: App mit Bezahlfunktion an der Tankstelle
Die größte Besonderheit von RYD hat nichts mit der Verbindung zum Auto zu tun: Die App dient als Zahlungsmittel an der Tankstelle. Das geht direkt an der Zapfsäule, also ohne Umweg zur Kasse. Toll in Pandemie-Zeiten – und generell, wenn es schnell gehen soll. Schade, dass bisher nur wenige Tankstellen (vor allem: Hem, Sprint, Go, einige Aral-Filialen) den Service unterstützen. Dieser Teil der RYD-App ist kostenlos verfügbar. Der Anbieter ergänzt eine Kostenübersicht für das Auto mit manueller Eingabe.
Die Verbindung zum Auto kostet einmalig 150 Euro oder eine monatliche bzw. jährliche Pauschale. Für diesen Preis führt die App ein Fahrtenbuch, kann den Standort teilen, zeigt einen Bordcomputer an und liest den Fehlerspeicher aus. Ungewöhnlich: OBD2-Dongle und Smartphone kommunizieren über das Internet, abgesichert über eine VPN-Verbindung. Das Handy hält also dauerhaft Kontakt. Bei einem Diebstahl schlägt RYD Alarm und teilt die Position des Autos mit. Außerdem meldet sich die App, wenn die Batterie leer ist.
Funktionen und Kosten von RYD
- Diagnose ohne Löschfunktion
- Keine Codierung
- Fahrtenbuch, Auto-Kostenübersicht, Bordcomputer, Standortbestimmung
- Benachrichtigung bei schwacher Fahrzeugbatterie
- Verbindung zwischen Smartphone und Auto via VPN
- Bezahlfunktion für einige Tankstellen
- Skill für Amazon Alexa verfügbar
- App mit Bezahlfunktion kostenlos
- Preise: 6,99 Euro (monatlich), 59,88 Euro (jährlich) oder 149 Euro (einmalig) für OBD2-Dongle und App mit vollem Funktionsumfang
MyCarly: Umfangreiche Funktionen als Abonnement
Bei MyCarly geht es vor allem um die Möglichkeit, tief in die Fahrzeugelektronik einzugreifen. Die App liest alle verfügbaren Steuergeräte aus und meldet Fehler, die zum Teil herstellerspezifisch sind und nicht unbedingt etwas mit dem Motor zu tun haben – zum Beispiel Defekte in elektrischen Heckklappen oder Standheizungen. Zudem prüft sie, ob in allen Steuergeräten der gleiche Kilometerstand gespeichert ist. Weicht die angezeigte Laufleistung ab, schlägt sie Alarm. Das gibt Sicherheit beim Autokauf.
Zudem kann MyCarly Autos codieren, also verändern. Die App schaltet bestimmte Funktionen frei, zum Beispiel zusätzliche Anzeigen im Tacho oder im Infotainment. Achtung: Nicht alle verfügbaren Änderungen sind erlaubt. Außerdem kann sie Wartungsarbeiten steuern, zum Beispiel die Reinigung eines Partikelfilters starten. Das ist eigentlich eine Aufgabe für Profis. Den vollen Funktionsumfang bietet MyCarly nur für einige Marken und Modelle an. Die interessanten Funktionen gibt es nur im Abonnement, der Dongle kostet extra. MyCarly funktioniert in der kostenlosen Light-Version auch mit Dongles aus dem Zubehör.
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Funktionen und Kosten von MyCarly
- Umfangreiche Diagnose in allen Steuergeräten
- Codierung: Funktionen nachträglich freischalten
- Gefälschte Kilometerstände erkennen (einige Marken und Modelle)
- Funktionsumfang je nach Modell stark schwankend, auf der Herstellerseite einsehbar
- Reduzierter Umfang in der kostenlosen „Lite Version“
- Preise: 60 Euro (OBD2-Dongle), App-Vollversion 2,42 Euro (Marke) bzw. 6,17 Euro (markenoffen) pro Monat
Pace: Fokus auf den Bordcomputer
Pace möchte das Auto nicht verändern, sondern besser nutzen. Die App zeigt deshalb viele Daten an, die sich oft in Untermenüs verstecken oder nur jeweils einzeln zu sehen sind – wenn das Auto sie überhaupt preisgibt. Dazu gehören Verbrauch, Reichweite, Motoröl- und Kühlwassertemperatur, Tankfüllstand, Drehzahl und Motorlast. Außerdem ermittelt Pace einen eigenen „Ecoscore“, der umweltfreundliches Fahren belohnt. Die Anzeigen lassen sich konfigurieren.
Zudem umfasst Pace ein digitales Fahrtenbuch und die Möglichkeit, Fehlercodes auszulesen und zu löschen. Allerdings greift die App nur auf die Steuergeräte zu, die unmittelbar zum Fahren gehören. Eine komplette Diagnose aller Fehler gibt es nicht. Eine Bezahlfunktion ähnlich wie bei RYD ist in Arbeit. Bisher akzeptiert aber nur eine Handvoll Tankstellen Pace. App und Dongle kosten zusammen 116 Euro. Lohnenswert vor allem für alte Autos ohne Bordcomputer.
Funktionen und Kosten von Pace
- Diagnose mit Löschfunktion
- Umfangreicher Bordcomputer, Fahrtenbuch, Standortspeicher
- Bezahlfunktion in Arbeit
- Preis: 116 Euro für App und Dongle
Universale Apps: Kleiner Umfang, kleiner Preis
Abseits der geschlossenen Systeme aus Dongle und App existieren viele andere Möglichkeiten, mit dem Smartphone auf das Auto zuzugreifen. Voraussetzung ist ein universaler USB-Dongle. Die kosten zwischen fünf und 30 Euro auf eBay. Apps wie Tourque, ScanMaster Lite, OBD Fusion, Car Gauge Lite OBD-2, Carista OBD 2 oder Dash Command sind zumindest in der Basisversion kostenfrei. Zum Teil zeigen sie Werbung an, die sich gegen eine Einmalzahlung abschalten lässt.
Funktionsumfang und grafische Darstellung variieren. Die Apps können den Fehlerspeicher auslesen und löschen, Fahrzeugdaten darstellen und gefahrene Strecken aufzeichnen. Das sieht nicht immer so schön aus wie in den Komplettpaketen, ist aber deutlich günstiger. Ausprobieren lohnt sich, wenn man die Funktionen nur gelegentlich benötigt.
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Funktionen und Kosten universaler Apps
- Diagnose mit Löschfunktion
- Unterschiedliche Funktionsumfänge
- Zum Teil mit Werbung
- Preis: 5 bis 30 Euro (Dongle), kostenlos (App)
Diagnosegerät: Die Lösung ohne Handy
Ein Smartphone ist beim Auslesen eines Fehlerspeichers keine Voraussetzung. OBD2-Diagnosegeräte sind in verschiedenen Preisklassen auf eBay verfügbar. Die einfachsten kosten etwa zehn bis 20 Euro. Oft zeigen sie nur Zahlenfolgen an, die sogenannten Fehlercodes. Beigelegte Broschüren übersetzen die Ziffern in konkrete Diagnosen. Das ist weniger komfortabel, funktioniert dafür zuverlässig und blockiert keinen Speicherplatz auf dem Handy. Zusätzliche Funktionen gibt es nur in Ausnahmefällen.
Vorteile, Nachteile, Funktionen und Kosten einfacher Diagnosegeräte
- Diagnose mit Löschfunktion
- Anzeige des Fehlercodes oder einer Fehlerbeschreibung
- Selten mit zusätzlichem Funktionsumfang
- Preis: 10 bis 30 Euro
Fazit
Es ist praktisch, selbst den Fehlerspeicher eines Autos auslesen zu können. Die meisten Apps und Geräte erledigen das nur rudimentär. In der Regel reicht das, um eine erste Diagnose stellen zu können. Diagnose-Apps und -Geräte geben beim Autokauf Sicherheit. Und sie können eine schnelle Lösung anbieten, wenn das Auto eine Fehlermeldung ausgibt.
Die Geräte unterscheiden sich stark in Preis und Umfang. Wer sich sporadisch um sein Auto kümmern möchte, der sollte sich Diagnosegerät oder Dongle in den Werkzeugkasten legen. Fahrtenbücher, Bordcomputer, hübsche Menüs und die Möglichkeit zu programmieren kosten Aufpreis. So etwas lohnt sich aber nur, wenn man es regelmäßig nutzt.