Audi TT 8N (1998-2006): Kaufberatung
Audi traut sich was: Der erste TT ist mutig gezeichnet und waghalsig abgestimmt. Seine solide Technik macht ihn zum lohnenswerten Klassiker. Kaufberatung.
Als der TT 1998 auf den Markt kommt, schlägt er eine Schneise ins Audi-Programm. Er fühlt sich an wie ein Rowdy zwischen Strebern. Kleine und große Audi-Limousinen sehen so aus, als würden sie ihre Scheinwerfer beim selben Zulieferer kaufen. Nicht der TT. Der kleine Sportler leuchtet mit unverwechselbaren Lampen. Er bringt mit, was es bei Audi schon lange nicht mehr gibt: etwas Neues.
Spötter und Nörgler nennen den TT Osterei, weil er so rund ist. Oder Panzerspähwagen, weil seine Fenster so klein sind. Erfolg hat er trotzdem – gerade, weil er anders aussieht. Audi baut 270.000 Exemplare der ersten Serie. Technisch wagt der Hersteller keine Experimente, alle öligen Teile stammen aus Volumenmodellen wie dem A3. Seine solide Mechanik macht den ersten Audi TT (1998 bis 2006) zum interessanten Klassiker. Ab 5.000 Euro finden sich bei mobile.de lohnenswerte Modelle.
Perfekt für Hobby-Sportler. Drei Generationen bringt Audi von diesem zeitloser Klassiker auf die Straßen.
Der Audi TT (8N, 1998-2006) in Kürze
- Sportwagen auf Basis des Audi A3
- Viersitziges Coupé oder zweisitziger Roadster
- Benzinmotoren mit 150 bis 250 PS
- Front- und Allradantrieb
- Gefährliches Fahrverhalten ohne Spoiler und ESP
- Solide Technik
Die TT-Geschichte beginnt Mitte der 1990er-Jahre mit zwei Studien. Auf der IAA 1995 zeigt Audi ein Coupé, wenig später in Tokio einen Roadster. Nach guter Resonanz beschließt der Hersteller die Umsetzung. Auf dem Weg zum Serienauto verändert sich nur wenig: Der fertige Audi TT wird so ungewöhnlich wie die beiden Schaustücke.
Sogar die braune Lederausstattung mit den groben Nähten, die stark an einen Baseball-Handschuh erinnert, schafft es in die Serie. Audi nennt sie „Leder Authentic mit Mokassinnaht“. Kein anderer Audi-Innenraum sieht je wieder so cool aus. Das Armaturenbrett mit vielen Aluminium-Details und auffällig aufgeräumter Optik übernimmt der TT ebenfalls von seiner Studie. Dass der Tacho und manche Schalter von anderen Modellen stammen, fällt kaum auf.
Das Lackprogramm des TT umfasst 35 Farben. Einige sind gewöhnlich (Avussilber, Brillantschwarz), andere so mutig wie das Auto. Audi sprüht Imolagelb oder Goodwoodgrün auf den TT, bietet violette Töne, Papayaorange oder den dunklen Moroblau-Perleffekt an. Besonders gut steht dem TT Nimbusgrau (Facbcode: LZ7X) – ein Farbton, den Audi nur für den ersten TT anbietet.
Die Technik übernimmt der TT aus Audi A3 und VW Golf 4. Als Sportwagen verzichtet er auf die schwächsten Motoren und Diesel aus der Kompaktklasse. Zumindest in der ersten Generation. Audi bietet zunächst nur Vierzylinder-Turbobenziner mit 1,8 Litern Hubraum an. Sie leisten 150 bis 225, später 240 PS. 2003 folgt die Topmotorisierung mit sechs Zylindern und 250 PS aus dem Golf R32. Nur an den großen Motor schraubt Audi ein Automatikgetriebe (DSG).
Die TT-Basis fährt mit Frontantrieb. Ab 180 PS gibt es Allrad optional, ab 225 PS serienmäßig. Audi nennt den Allrad-Strang wie üblich „Quattro“. Tatsächlich arbeitet er aber anders als in den großen Limousinen: Regulär gelangt die Kraft nur an die Vorderräder. Wenn sie durchdrehen, schließt eine Lamellenkupplung und verteilt Moment nach hinten. Maximal 50 Prozent der Leistung kommen an der Hinterachse an.
Schnell ist der Audi TT mit allen Motoren. Schon in der Basis entspricht er in Kraft und Tempo ungefähr einem Golf GTI. Der Spitzenmotor im TT bietet viel Leistung und Sound, bringt aber das höchste Gewicht mit: Der TT 3.2 Quattro wiegt rund eineinhalb Tonnen, gut 200 Kilogramm mehr als der Einstieg. Er fährt mit seiner schweren Nase weniger agil.
Mit dem neuen Audi A3 Sportback geht der Kompaktwagen aus Ingolstadt in die vierte Generation.
Viele Fans bevorzugen deshalb die kleinen Turbobenziner, vor allem in den starken Ausbaustufen. Besonders beliebt ist die Sonderedition Audi TT Quattro Sport mit 240 PS und einigen Leichtbauoptionen: Ohne Rückbank und mit dünnen Schalensitzen spart er Gewicht. Er fährt allen anderen Varianten locker davon.
Der TT ist beliebt, aber er hat ein Problem: Er kann bei hohem Tempo ohne Vorwarnung ausbrechen. Sein runder Hintern schlüpft zu sauber durch die Luft, er generiert keinen Abtrieb. Sein Grenzbereich kommt spät, er ist schmal und gefährlich. Rallyelegende Walter Röhrl beschreibt die Fahrbarkeit des TT seinerzeit so:
„Nicht schlecht, aber für einen normalen Menschen zu gefährlich. Wenn der bei 200 das Gas wegnimmt, fährt er rückwärts. Das kann halt nur einer auf der Welt. Der heißt Röhrl.“ Audi ignoriert die Kritik so lange, bis mehrere TT-Fahrer bei hohem Tempo mit ihren Autos verunglücken. Im Januar 2000 sterben innerhalb von zehn Tagen drei TT-Piloten. Unter ihnen sind ein VW-Betriebsratsmitglied und ein Audi-Händler mit Motorsport-Erfahrung. Für die Fachzeitschrift „Auto Bild“ testet Motorsportler Marc Surer sehr früh als Jurymitglied des europäischen Automobil-Preises "Europas Auto 1" den TT in Mortefontaine bei Paris und schlägt Alarm. Auto Bild titelt: „Schleuder-TTrauma“. Der „Stern“ schreibt: „Wehe, wenn das Heck rum kommt“.
Audi weist die Verantwortung zunächst von sich. Ein Sprecher sagt, es handele sich um einen Sportwagen, mit dem manche Kunden eben nicht zurechtkämen. Letztlich handelt der Hersteller doch und rüstet die ausgelieferten Autos um. Audi baut Stabilisatoren, Querlenker und Stoßdämpfer um, das Heck erhält einen kleinen Bürzel.
Das hilft bereits, behebt aber die grundsätzliche Instabilität nicht. Erst die Nachrüstung einer elektrischen Stabilitätskontrolle hält den TT in der Spur. Audi lehnt diesen Schritt ab, er sei zu teuer. Dem Druck aus den Medien hält der Hersteller aber nicht stand. Er verlangt einen Selbstkostenanteil vom 650 DM für den Einbau. Audi selbst kostet die Maßnahme mehr als 100 Millionen Mark – der Preis für einen desaströsen Umgang mit einem ernsten Sicherheitsproblem.
Im Herbst 1997 erregte die Baureihe 996 die Gemüter. Heute ist das "Spiegelei" auf direktem Weg zum Klassiker.
Audi TT 8N: Wertentwicklung und Marktlage
Gut 20 Jahre nach seinem Start ist der Audi TT noch weit entfernt vom Oldtimer-Status. Aber er gilt längst als Klassiker. Weil Audi bei ihm Mut bewiesen hat und weil er im Design Maßstäbe setzt. Integrierte Stoßfänger, Radläufe als Designmerkmal, ein minimalistischer Innenraum mit echtem Aluminium – all das gab es vorher nicht, später dafür aber umso häufiger.
Der TT könnte also eine kluge Investition sein: vorerst als Schönwetter-Youngtimer, bald als echter Oldie. Die Preise sind noch niedrig, ein Schnäppchen dürfte sich langfristig lohnen. Vor allem die starken Varianten sind interessant, allen voran der TT Quattro Sport. Auch der VR6-Motor hat seine Liebhaber. Wir empfehlen außerdem die Motorvarianten mit 180 bis 225 PS.
Coupé oder Roadster? Eigentlich egal. Wenn es geht: Nimbusgrau und Baseballleder. Wenn nicht: eine auffällige Farbe. Generell sind vor allem ungewöhnliche Töne gut für die Wertentwicklung. Beim TT darf es gern etwas Individuelles sein. Hauptsache original und in gutem Zustand, im Idealfall in Kombination mit 17- oder 18-Zoll-Rädern. So sieht er besonders schick aus. Das ist beim TT wichtig: Für ein Auto ohne Spoiler bezahlen Liebhaber mehr Geld.
Bei mobile.de sind fast 1.000 Audi TT der ersten Generation inseriert (Stand: September 2020). Nur ein Dutzend davon sind TT Quattro Sport. Deutsche Autos starten bei knapp 20.000 Euro. Der TT 3.2 wird ab ungefähr 7.500 Euro interessant, von ihm sind fast 100 Exemplare verfügbar. Mit starken 1.8T-Motoren gibt es den TT in erhaltenswürdigem Zustand ab etwa 5.000 Euro. Hier ist die Auswahl am größten: Fast 700 Autos sind gelistet.
Darauf musst Du beim Audi TT achten
Große Schwächen gibt es beim TT seit der ESP-Nachrüstung nicht mehr. Sie sollte umgesetzt sein – in frühen Baujahren ist das nicht selbstverständlich. Der 3,2-Liter-VR6 darf nicht klackern, der Allradantrieb sollte keine Geräusche machen. In den Lampen sollte es nicht feucht sein, beim Roadster darf das Verdeck keine Schäden haben. Rost ist nur beim Coupé ein Thema: Bläschen an den Dachleisten lassen sich nur mit einer Neulackierung beheben. Generell muss alles funktionieren. Hier die wichtigsten Schwächen des Audi TT 8N (1998 bis 2006) in der Übersicht:
- Audi TT 3.2: klackernder Motor (meistens: Steuerkette oder Zweimassenschwungrad)
- Audi TT 1.8T: wenig Kraft (oft: fehlender Ladedruck)
- Allradantrieb: Differenzial heult
- Karosserie: Rostbläschen an den Dachleisten (TT Coupé)
- Pixelfehler im Tacho-Display
- Beleuchtung: Wassertropfen in Scheinwerfern oder Rückleuchten
Der BMW Z4 ist eine gemeinsame Entwicklung von BMW und Toyota.
Achtung: Hände weg von chipgetunten Audi TT. Ein schludrig zusammengehackter Softwarestand macht mehr kaputt als nur den Motor. Im schlimmsten Fall leidet das Getriebe gleich mit. Wer ein Auto ohne Spoiler findet, könnte über eine künftige Rarität gestolpert sein. Er sollte das Risiko aber genau kennen.
Abgesehen davon bietet der erste TT unkomplizierten Spaß für überschaubares Geld. Billiger wird er nicht mehr. Und er ist interessanter als seine Nachfolger. Die wiederholen nur seine Idee, erfinden sich aber nicht neu – und sie sehen den gewöhnlichen Limousinen ganz schön ähnlich.
Audi TT 8N (1998-2006): Technische Daten
Modell | Audi TT 8N |
---|---|
Motor | 1,8-Liter-Turbobenziner, 3,2-Liter-VR6-Saugbenziner |
Leistung | 150 bis 250 PS (110 bis 184 kW) |
Drehmoment | 210 bis 320 Nm |
Getriebe | manuelles Fünf- oder Sechsgang-Getriebe, Siebengang-DSG |
Antrieb | Front- oder Allradantrieb |
0-100 km/h | 5,9 bis 8,6 s |
Geschwindigkeit | 220 bis 250 km/h |
Verbrauch laut Hersteller | 8,1 bis 10,6 l/100 km |
Länge | 4.041 mm |
Breite | 1.764 mm (o. Außenspiegel) |
Höhe | 1.345 mm |
Radstand | 2.429 mm |
Kofferraumvolumen | 270 bis 520 l (Coupé), 180 l (Roadster) |
Gewicht | 1.280 bis 1.510 kg |