Audi RS4 (B5) vs BMW M3 (E46) im Youngtimer-Vergleich
Audi RS4 Avant (B5) und BMW M3 (E46) erreichen auf ganz unterschiedlichen Wegen das gleiche Ziel. Sie sind die begehrenswertesten Alltagssportler ihrer Zeit.
Wie außerordentlich gut diese beiden Autos sein müssen, erkennt man gerade jetzt – 20 Jahre nach ihrer Vorstellung. Denn sowohl in der Liebhaber- als auch in der Tuningszene sind Audi RS4 (B5) und BMW M3 (E46) immer noch allgegenwärtig. Das kann man weder von einer AMG-C-Klasse aus dieser Zeit behaupten noch von den Porsche 911ern der ersten wassergekühlten Baureihe 996. Bei Audi und BMW passiert also Großes um die Jahrtausendwende. Dabei konzentriert man sich 1999 in Ingolstadt beziehungsweise bei der Quattro GmbH in Neckarsulm auf ganz andere Dinge als in München. Die Rezepte, nach denen die hier wie da gekocht wird, beinhalten völlig unterschiedliche Zutaten, doch beide prägen den Geschmack einer ganzen Generation.
Audi RS4 Avant (B5): 381 PS ab 28.000 Euro
Um die enorme Bedeutung des Audi RS4 B5 zu verstehen, muss man ein wenig ausholen. Anders als bei BMW, wo es mit dem M3 eine lange Tradition in der sportlichen Mittelklasse und dem Kundensport gibt, steckt die Dynamik bei Audi Ende der 1990er noch in den Kinderschuhen. Klar gibt es längst Erfolge im Rennsport. Und der von 1994 bis 1996 gebaute RS2 Avant genießt schon zu dieser Zeit Heldenstatus. Doch die Sportkompetenz will nicht so recht auf die Serienprodukte der Marke abfärben. Erst mit der Vorstellung des S4 im Jahr 1997 wird die Sache interessant. Der S4 ist keine zusammen mit Porsche entwickelte Kleinserie eines Power-Kombis, sondern ein echtes Serienauto mit 265 PS und Allradantrieb.
Die Presse überschlägt sich mit Lob. Der 2,7-Liter-V6 mit Biturbo-Aufladung sei ein emotionales Kraftpaket, das den geräumigen Kombi mit 400 Newtonmetern locker bis auf 250 km/h anschiebt. Und dank Allradantrieb beschleunigt der Mittelklässler in gut fünfeinhalb Sekunden tatsächlich fast so schnell wie ein Porsche 911. Nur zur Erinnerung: Der gerade vorgestellte Carrera (Baureihe 996) leistet bis ins Jahr 2001 noch 300 PS.
Vor allem der Kombi S4 Avant schlägt auf dem Markt ein wie eine Bombe. Und die neuen Audi-Fahrer strotzen vor Selbstbewusstsein, wählen sogar gern auffällige Lackierungen wie gelb, blau oder rot. Ein klares Signal nach Ingolstadt: Hier geht noch mehr! Und so gibt es grünes Licht für die Quattro GmbH, die in Heilbronn/Neckarsulm ein deutlich stärkeres Modell entwickeln soll. Den S4-Motor nimmt sich die VW-Tochter Cosworth vor. Die Engländer vergrößern Turbolader und Ladeluftkühler, überarbeiten die Zylinderköpfe, knöpfen sich Motorsteuerung und Abgasstrang vor.
Unter der Haube des Audi RS4 arbeitet ein 2,7-Liter-V6-Biturbo mit 381 PS.
Im Herbst 1999 feiert der Audi RS4 Avant Weltpremiere. Die Eckdaten sind noch heute beeindruckend. 381 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment zwischen 2.500 und 6.000 Touren. 4,9 Sekunden von 0 auf 100. Basispreis: 127.000 D-Mark. Auf Anhieb mutiert der RS4 zum Alphawolf auf dem Asphalt. Die riesigen Kühler an der Front, die breiten Radhäuser und 255er Reifen lassen daran keinen Zweifel aufkommen. Sogar Carrera-Fahrer erkennen das Potenzial des ausschließlich handgeschalteten RS4 respektvoll an. Dass ein Audi auch extrem sportlich sein kann, haben spätestens jetzt alle verstanden. Der RS4 wird ein Erfolg, verkauft sich doppelt so oft wie geplant und festigt die Audi-Tradition für extrem sportliche Kombis. Bis zum Jahr 2001 werden 6.046 Exemplare des Audi RS4 Avant der Baureihe B5 verkauft.
Heute gilt der Kombi aus der Jahrtausendwende als gesuchter Klassiker. Die Preise für vernünftige Modelle starten bei rund 28.000 Euro. Vor höheren Laufleistungen – es gibt Exemplare mit mehr als 400.000 Kilometern – sollte man nicht automatisch zurückschrecken. Motor und Antriebsstrang behaupten sich extrem solide. Der 2,7-Liter-V6-Biturbo (ASJ/AZR) gilt in der Tuningszene als einer der standfestesten Audi-Motoren überhaupt. Viel wichtiger als die reine Laufleistung ist, dass Motor und Getriebe warm- und kaltgefahren werden, regelmäßige Ölwechsel im Fahrtenbuch stehen und die Nockenwellenspanner spätestens nach 120.000 Kilometern gewechselt werden. Autos mit geringer Laufleistung sind extrem selten geworden und mittlerweile teuer. Das Angebot an Gebrauchten mit weniger als 50.000 Kilometern schrumpft bei mobile.de auf drei Anzeigen. Die rangieren im Preisbereich um 50.000 Euro.
BMW M3 Coupé (E46): 343 PS ab 18.000 Euro
Während sich Audi mit dem RS4 erst eine neue Klientel erschließen muss, können die Verantwortlichen von BMW bei der Premiere des neuen M3 auf dem Pariser Autosalon 2000 bereits in die Augen einer gierigen Fangemeinde blicken. Es ist nach dem E30 (1985) und dem E36 (1992) die dritte Generation des M3. Und sie soll mit 85.000 verkauften Exemplaren (Coupé und Cabriolet) die beliebteste M-Serie überhaupt werden. Der enorme Erfolg hat mehrere Gründe. Zum einen trägt vor allem das aufgebrezelte Coupé perfekte Proportionen und ein sehr modernes Design. Zum anderen stellt der Top-E46 im Gegensatz zu seinem optisch eher zurückhaltenden Vorgänger seine Athletik klar zur Schau. Signifikante Kotflügelverbreiterungen, vier Endrohre und dann diese deutlich erkennbare Wölbung auf der Motorhaube – darunter verbirgt sich offensichtlich ein wahres Kraftpaket.
Womit wir beim wichtigsten Erfolgstreiber wären: dem Motor. Denn der intern als S54B32 getaufte 3,2-Liter-Reihensechszylinder wurde direkt vom Rennsport inspiriert. Seine 343 PS entwickelt das Hochdrehzahlaggregat erst bei 7.900 Umdrehungen, das Drehmoment von 365 Newtonmetern liegt bei 4.900 Touren an. Seine Kraft leitet der M3 über sechs Gänge an die Hinterachse. Das dort sitzende Sperrdifferenzial arbeitet mit einer mechanischen Sperrwirkung von bis zu 100 Prozent. Das Getriebe wird entweder per Kupplung und Hand geschaltet oder über das sequenzielle M-Getriebe (kurz: SMG) über Schaltpaddel am Lenkrad beziehungsweise Schaltstick auf der Mittelkonsole. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erledigt der Bayer mit kreischend sägendem Sound in 5,2 Sekunden.
Der 3,2-Liter-Reihensechszylinder bringt den BMW M3 in 5,2 Sekunden auf Tempo 100.
Zusammen mit der perfekten Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse von 50:50 ist gerade das Coupé ein waschechter Sportler, der im Alltag eine ebenso überzeugende Figur abgibt wie auf der Rennstrecke. Verglichen mit dem RS4 ist das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt riesig. Die Preise für seriöse Anzeigen starten bei etwa 18.000 Euro. Ganz unkompliziert sind die E46-M3 allerdings nicht. Verschlissene Ölpumpen sorgten nicht selten für Schäden an Pleuellagern und auch die variable Nockenwellenverstellung (Vanos) kann unter ständig abgerufener Volllast leiden. Rückrufe sollten diese Lage verbessert haben. Zudem hört man oft von ausgeschlagenen Antriebswellen. Späte Modelle nach dem Facelift von 2003 sind zu bevorzugen. Mit weniger als 100.000 Kilometern landet man dann etwa bei 30.000 Euro.
Keinen guten Ruf genießt das SMG, wobei es Beispiele von Dauerläufern mit 200.000 Kilometern auf der Uhr gibt, bei denen das sequenzielle Getriebe keine Probleme macht. Für den 2003 eingeführten Leichtbau-Renner M3 CSL ist die automatisierte Schaltbox ohnehin Standard. Die nur etwa 1.400-mal gebaute Version mit 360 PS ist rund 110 Kilogramm leichter als das Standard-Coupé, rangiert in den Preislisten aber deutlich über den zivilen M3-Versionen bei mindestens 70.000 Euro.
Audi RS4 (1999) und BMW M3 (2000): Technische Daten
Modell | Audi RS4 Avant B5 | BMW M3 Coupé E46 |
---|---|---|
Motor | 2,7-Liter-V6-Biturbo | 3,2-Liter-R6-Saugmotor |
Leistung | 280 kW/381 PS b. 6.100-7.000 U/min | 252 kW/343 PS b. 7.900 U/min |
Drehmoment | 440 Nm b. 2.500-6.000 U/min | 365 Nm b. 4.900 U/min |
0-100 km/h | 4,9 s | 5,2 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h |
Antrieb | Allradantrieb | Hinterradantrieb |
Gewicht | 1.620 kg | 1.385 kg |