Audi RS1 Quattro: Einzelstück mit RS3-Technik
Audi mag keine schnellen Kleinwagen mehr bauen. Ein Rennfahrer aus Österreich hat trotzdem einen: Die Geschichte von Reini Sampls Audi-RS1-Einzelstück.
Für großen Sport ist in Audis Kleinwagen kein Platz mehr. Richtig schnell geht es bei Audi traditionell nur mit Allrad. Die Plattform des neuen Audi A1 Sportback lässt aber lediglich Frontantrieb zu. Das schließt eine Neuauflage des Audi A1 Quattro (2012, 256 PS) oder des Audi S1 TFSI Quattro (2014-2018, 231 PS) aus. Einen supersportlichen Audi RS1 sowieso. Die fixen Modelle waren einfach nicht erfolgreich genug, um eine Neuentwicklung zu rechtfertigen.
Schade, aber halb so wild, findet Reinhold „Reini“ Sampl. Denn was es nicht gibt, kann man bauen. Also besorgt sich der österreichische Rennfahrer und Fahrtrainer einen Audi A1 Sportback (4,03 Meter kurz) und einen Audi RS3 (400 PS stark), um die kleine Karosserie mit der schnellen Technik zu vereinen. Ein komplizierter Plan, bei dem gestandene Tuner verlegen auf den Boden schauen. Aber Reini findet einen, der das kann, und startet den Umbau.
Warum er das macht? „Weil ich’s geil finde“, erzählt Reini im Gespräch mit mobile.de. Die Idee eines Fünfzylinders im kleinen Audi A1 habe er schon lange, sagt er. In seiner Garage parkt unter anderem einer der seltenen A1 Quattro. Der mache Spaß, aber ihm fehlten ein Zylinder und der herrlich rotzige Sound. Deshalb wagt er sich an das Projekt. Das passende Kennzeichen (TA RS 1) steckt schon lange an seinen Autos.
Angetrieben wird der RS6 von einem 4,0-Liter-V8-Benziner mit 600 PS.
Audi RS1: RS3-Technik in A1-Sportback-Karosserie
Bei der Kombination aus A1 und RS3 kapituliert sogar die Audi-Architektur. Beide Modelle basieren auf dem MQB, dem Konzern-Baukasten für Autos mit Quermotor. Eigentlich sollte die Technik also kompatibel sein. Unter dem A1 steckt aber eine kleinere Variante der Plattform. Neben dem Allradantrieb schließt sie den Fünfzylinder-Turbomotor des RS3 aus. Der Motorraum ist zu eng, es sind nur drei oder vier Zylinder vorgesehen.
Es ist also kein klassischer Motorumbau, den Reini und seine Freunde bei Dytko Sport planen. Sie übernehmen größere Teile des RS3. Viele Elemente des Unterbodens, um den Allradstrang nach hinten verlegen zu können. Und den kompletten Vorderwagen mit beiden Längsträgern. Vom A1 bleibt eigentlich nur die Form, zumindest teilweise: Damit die Technik ins Auto passt, wird der Wagen sechs Zentimeter breiter.
Rund 500 Stunden lang schneiden die Profis Bleche aus, passen sie an und schweißen sie wieder ein. Zulieferer Öhlins fertigt ein Fahrwerk an, das zu Einsatzzweck, Leistung, Gewicht und Radstand des Zwitter-Audi passt. Der Allradantrieb bekommt ein neues Steuergerät. Reini kann selbst bestimmen, wie der RS1 seine Motorkraft verteilt. Eigentlich kümmert sich die Elektronik automatisch und effizient darum. Jetzt geht es nur um möglichst viel Grip – oder möglichst wenig.
Handgas und Rennwagen-Käfig im Audi RS1
Für Reini kommen weitere Umbauten in den RS1. Im Alter von 20 Jahren stürzt er beim Skitraining schwer und ist fortan ab dem zwölften Brustwirbel gelähmt. Seinen RS1 steuert er ohne Füße. Eine Hand hat er am Lenkrad, die andere am Handgashebel. Die Konstruktion seines kleinen Renners stammt aus dem Audi-Zubehörkatalog. Jedes Automatik-Fahrzeug des Herstellers lässt sich damit ausrüsten.
Zusätzlich steckt alles im Kleinwagen, was in einem Rennwagen stecken muss. Dazu gehört ein eingeschweißter Käfig nach FIA-Vorgaben. Reini will seinen Audi RS1 zum Beispiel bei Bergrennen einsetzen. Dass es in dieser Konfiguration keine Straßenzulassung gibt, stört ihn wenig. Am meisten Spaß macht ihm der Allrad-Renner ohnehin auf seiner Eisbahn im österreichischen Lungau. Dort bietet er Fahrsicherheits- und Drifttrainings an.
Eigentlich genügen die serienmäßigen 400 PS für diesen Zweck locker. Trotzdem experimentiert Reini mit der Leistung. Das Doppelkupplungsgetriebe des RS3 („DQ 500“) arbeitet deshalb mit verstärkten Kupplungen. Bei Tests mit mehr Power gab bereits eine Kardanwelle auf – sie hielt die Kraft nicht aus. Ihm gehe es aber nicht um möglichst viel Dampf, sondern um die Fahrbarkeit des Autos, sagt Reini. Wichtig sei ihm, dass der Motor spontan anspricht.
Den A3 mit Hybrid-Antrieb brachte Audi schon 2014 auf die Straße.
Der Audi RS1 bleibt ein Einzelstück
Zunächst gibt es ohnehin wichtigere Aufgaben. Das Auto fährt gut, aber es sind noch nicht alle Probleme gelöst. Die Steuergeräte des RS3 können noch nicht mit den Bauteilen des A1 kommunizieren. Scheinwerfer und Fensterheber funktionieren deshalb noch nicht so, wie sie sollen. Eine Frage der Programmierung.
Reini erhält dafür Werksunterstützung. Er arbeitet als Markenbotschafter für Audi. Die Marke hilft ihm beim Anlernen der Bauteile an die Steuergeräte. Zufrieden ist Reini schon jetzt mit seinem Audi-RS1-Einzelstück.
„Ich würde es aber kein zweites Mal machen“, gibt er dennoch zu. Der Aufwand sei enorm. Und die Kosten für Autos und Arbeit summieren sich auf den Gegenwert eines fertigen Sportwagens mit deutlich mehr Zylindern. Aber davon gibt es ja mehr als ein Stück.