Der Audi Q3 im Alltagstest: Audi vergrößert den Abstand
Der Audi Q3 wurde in der zweiten Generation größer, um praktischer zu werden. Das hat funktioniert. Aber nicht überall. Alltagstest im Audi Q3 35 TDI Quattro.
- Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
- Innenraum, Verarbeitung und Materialien des Audi Q3
- Infotainment, Radio, Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung, Federung, Fahrverhalten
- Ausstattung, Preise, Kosten
- Fazit
- Technische Daten Audi Q3 35 TDI (2019)
Besonders üppig war der Audi Q3 in der ersten Generation (8U) nicht. Das Kompakt-SUV machte nicht viel aus seiner Länge von 4,39 Metern. Mit Einführung des kleineren Q2 drohte der Q3 seine Existenzberechtigung zu verlieren. Die 2. Generation musste also den Abstand vergrößern. Nicht nur in den Abmessungen, aber auch. Die Baureihe F3 wuchs in alle Richtungen und soll auch sonst nach oben rücken. Wir haben den Q3 zwei Wochen im Alltag mit dem beliebten 150-PS-Diesel getestet.
Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
Der Q3 wächst im Vergleich zum Vorgänger um mehr als neun Zentimeter in die Länge. 4,48 Meter sind auch im Klassenvergleich viel. Die angegebenen 530 Liter Kofferraumvolumen ebenfalls. Doch in der Praxis wirkt das Abteil kleiner. Die schräge Heckscheibe schränkt ein, große Kartons oder Koffer ecken zu leicht an. Zum Glück liefert Audi den Q3 serienmäßig mit der “Rücksitzbank plus” aus. Sie lässt sich im Verhältnis 60 zu 40 umlegen (dann entstehen 1.525 Liter Stauraum), verschieben und in der Neigung verstellen. Das schafft zusätzlichen Raum für große Kisten.
Passagiere engt es allerdings ein. Dabei sind die Platzverhältnisse hinten ohnehin nicht überragend. Die Beinfreiheit geht gerade noch in Ordnung, doch den Mittelplatz möchte man Erwachsenen kaum zumuten. Der hohe Mitteltunnel stört an den Füßen, die Bank ist so schmal dass man sich schon sehr mögen muss, will man hinten zu dritt reisen.
Störend finden wir außerdem die erstaunlich massive C-Säule. Die erscheint von innen noch breiter als von außen und lässt Radfahrer aus dem Blickfeld verschwinden.
Innenraum, Verarbeitung und Materialien des Audi Q3
Edel und hochwertig fast wie in einem Audi A6, aber auch etwas unruhig - so der erste Eindruck im Cockpit des Q3. Vor allem der Streifen Alcantara, den Audi zwischen Armaturentafel und Zierleiste anbringt, gefällt uns richtig gut. Doch insgesamt teilen sich ein paar Materialien zu viel die Aufmerksamkeit im Innenraum, das macht ihn insgesamt etwas nervös.
Die Oberflächen fühlen sich überwiegend gut an, die Verarbeitung ist tadellos, robust und penibel. Der Hartplastikanteil fällt zwar relativ hoch aus, doch Audi bringt das meiste davon eher tief an, wo es nicht so auffällt. Dass bereits oben auf den Türen weniger weicher Kunststoff zum Einsatz kommt als oben auf dem Armaturenbrett, finden wir knauserig. Knöpfe und Schalter kann Audi nach wie vor. Sie gefallen dank ihrer klaren Rastung, einen präzisen Druckpunkt und angenehmes Klicken
Infotainment, Radio, Bedienung
Mit dem Generationswechsel wandert ein komplett neues Infotainment-System in den Q3. Die Bedienung erfolgt über einen Bildschirm, der gut eingepasst unter den Lüftungsdüsen sitzt – wenn man mindestens das MMI Radio Plus für 475 Euro kauft. Sonst klafft in der Mitte des Armaturenbretts ein Ablagefach (vulgo: Loch).
Im Testwagen steckte die MMI Navigation Plus (inkl. Audi Virtual Cockpit und Multifunktionslenkrad: 2.500 Euro). Damit wächst der Bildschirm von 8,8 Zoll beim Radio MMI Plus auf 10,1 Zoll. Das System ist übersichtlich strukturiert, die Grafiken sehen angenehm schlicht und modern aus. Man findet sofort, was man sucht und steuert intuitiv fast jede Einstellung an. Die Schaltflächen des Touchscreens sind groß genug, doch zuweilen muss man etwas länger auf den Bildschirm schauen um sie richtig zu treffen.
Der Funktionsumfang ist üppig. Das System verfügt über Live-Traffic-Daten, gibt routenbasierte Fahrempfehlungen, kann per Handschrift oder Sprache bedient werden, schlägt wenn nötig Umleitungen auf viel gefahrenen Strecken vor und rechnet dabei schnell und zuverlässig.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Serienmäßig bremst der Q3 im Notfall selbständig, erkennt Fußgänger sowie Radfahrer, hilft beim Halten der Spur und beim Spurwechsel. Der Testwagen kam zusätzlich mit Abstandstempomat, Verkehrszeichenerkennung und einem Parkassistenten, der selbständig lenkt. Gas geben, bremsen und natürlich schalten muss der Fahrer jedoch selbst.
Der Spurassistent funktionierte im Testwagen leider nicht immer zuverlässig. In unklaren Situationen, wie beispielsweise in Baustellen oder bei Spurverengungen von zwei auf eine Spur, zerrte das System zuweilen etwas nervig am Lenkrad. Der Abstandstempomat scheint zudem zu vorsichtig oder ungenau zu agieren. In schmalen zweispurigen Abschnitten konnte er nicht gut zwischen Vorausfahrenden auf der eigenen und auf der Nebenspur unterscheiden und leitete vor allem kurz nach dem Spurwechsel öfter abrupte und unnötige Bremsmanöver ein.
Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
Der 2,0-Liter-Diesel mit 150 PS heißt bei Audi inzwischen 35 TDI. Im Q3 lässt er sich wahlweise mit Allradantrieb oder mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kombinieren (Stand: 05/2019). Unser Testwagen trieb als quattro alle vier Räder an. Das macht ihn recht schwer. 1.700 Kilo gibt Audi für die Antriebskombination an.
Kräftig genug ist der Vierzylinder-Diesel dafür. Bis knapp über 3.000 Umdrehungen liefert er ausreichend Moment, um den Q3 flott nach vorne zu schieben. In höheren Gängen kann es etwas zäh werden. Beim Anfahren braucht es zudem ein bisschen mehr Gas, damit er sich nicht verschluckt. Der Diesel klingt meist angenehm, nicht flüsterleise aber auch nie aufdringlich oder angestrengt.
Gewicht, Höhe und Allradantrieb des Q3 schlagen sich im Verbrauch nieder. Wer mit Richtgeschwindigkeit über die Autobahn rollt, sollte sich auf mehr als 7 Liter pro 100 Kilometer einstellen. Danach geht es rapide aufwärts. Bei Reisegschwindigkeiten 160 km/h werden es schon um die 10 Liter. In der Stadt standen je nach Verkehr zwischen 8 und 9 Liter im Bordcomputer. Insgesamt verbrauchte der Q3 im Test glatte 7,0 Liter. Und das auch nur, weil ein hoher Autobahnanteil mit vielen stark tempobegrenzten Abschnitten enthalten war. Deshalb klingen die 7,0 Liter auch besser als sie in Anbetracht des Fahrprofils eigentlich sind.
Fahrwerk, Lenkung, Federung, Fahrverhalten
Audi legt den Q3 komfortabel aus. Im Comfortmodus federt er nachgiebig, manchmal wirkt das Fahrwerk sogar etwas unterdämpft, vor allem wenn es holprig wird. Der Dynamic-Modus strafft es deutlich und macht auch flotte Ausflüge über kurvige Landstraßen möglich. Allerdings wirkt die Lenkung relativ gefühllos und indifferent. Daran ändert der höhere Widerstand im sportlichen Fahrprogramm nichts.
Im Stadtverkehr auf schlechtem Belag nervt der Q3 zudem mit hochfrequentem Wippen und Wackeln. Wir überließen das optionale adaptive Fahrwerk (1.180 Euro) meist im Auto-Modus sich selbst und hatten wenig zu mosern. Auf der Autobahn funktioniert das Fahrwerk gut, die Windgeräusche im Q3 stören jedoch den Gesamteindruck. Schon bei 140 bis 150 km/h muss man die Stimme erheben, will man sich unterhalten. Außerdem reagiert das Auto leicht nervös auf Seitenwind.
Ausstattung, Preise, Kosten
Die Preise für den Audi Q3 starten bei 34.400 Euro, die Konkurrenz in Form des BMW X1 liegt mit 32.350 Euro deutlich darunter, der Volvo XC40 kostet ein bisschen mehr (34.950 Euro). Günstig sind sie alle nicht. Wer einige Extras für eine schönere Optik und moderne Technik haben will, kann bei allen drei Modellen ohne Probleme um die 60.000 Euro ausgeben. Volvo packt tendenziell etwas mehr Basisausstattung in die Autos, so dass er in Summe auf ähnlichem Niveau landet.
Unser Testwagen kam auf reichlich übertriebene 64.540 Euro. Die Hauptschuld daran trägt das Ausstattungspaket “Edition One Chronosgrau” für 10.200 Euro Aufpreis. Es sattelt auf die Topausstattung S Line auf, bringt viele optische Details mit, dazu unter anderem prima Sportsitze, Leder und 20-Zoll-Räder. Technisch ist vor allem das enthaltene Matrix-LED-Licht interessant.
Wer ein bisschen aufs Geld achtet und die Basis für 38.600 Euro als Ausgangspunkt nimmt, konfiguriert einen gut ausgestatteten Q3 35 TDI Quattro mit viel Konnektivität, großem Navi, den wichtigsten Assistenten und hübschem Innenraum für etwas weniger als 50.000 Euro.
Fazit
Audi verbessert den Q3 in der 2. Generation an vielen Stellen. Er bietet mehr Platz, mehr Variabilität, einen netten Innenraum mit guter Verarbeitung und modernes Infotainment mit viel Funktionalität. Allerdings entfernt er sich ziemlich weit von der Kompaktklasse. Im Verhältnis zu den Abmessungen fällt das Platzangebot nicht großzügig aus. Doch der Q3 gleicht das mit viel Variabilität aus, die es sogar serienmäßig gibt. Dass ein Audi A4 Avant dynamischer und sparsamer fährt, kaum weniger Platz bietet und ausstattungsbereinigt nicht viel mehr kostet, wird die Zielgruppe wohl nicht vom Q3 abbringen. Der A4 ist schließlich kein SUV.
Technische Daten Audi Q3 35 TDI (2019)
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 3.500 – 4.000 U/min
- Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min
- Antrieb: Sechsgang-Handschaltung, Allradantrieb
- Höchstgeschwindigkeit: 211 km/h
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 9,3 s
- Verbrauch: 5,7-5,5 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 150-145 g/km
- Testverbrauch: 7,0 l/100 km
- Länge: 4.484 mm
- Breite: 1.856 mm
- Höhe: 1.585 mm
- Radstand: 2.680 mm
- Leergewicht laut EU-Norm: 1.700 kg
- Zuladung: 520 kg (inkl. Fahrer)
- Kofferraumvolumen: 530 – 1.525 l
- Basispreis Audi Q3 (05/2019): 34.400 Euro (35 TFSI)
- Basispreis Testwagen: 38.600 Euro (Q3 35 TDI quattro)
- Preis Testwagen: 64.540 Euro