Audi E-Tron Sportback 55 Quattro (2020) im Test
E-Tron, Nummer zwei: Audi baut das elektrische SUV zum Sportback um. Mit der Form ändert sich die Aerodynamik, sonst nicht viel. Erste Fahrt im E-Tron Sportback
Manchmal geht es eben doch um das Äußere. Audi verkauft Fahrzeuge am liebsten über Emotionen. Vernunft bezahlt das Nötigste, Gefühl etwas mehr. Deshalb ergänzt der Hersteller sein vernünftig gezeichnetes Elektro-SUV E-Tron um eine hübsche Variante: Der E-Tron Sportback ist technisch weitestgehend das gleiche Auto. Er trägt aber ein Dach, das an die Linie des A7 erinnert.
Nach einem sehr ähnlichen Prinzip baut Audi bereits den Q3 zum Q3 Sportback um. Die Grundfläche des E-Tron Sportback entspricht der seiner Basis, nur die Höhe ändert sich minimal. Alle Optionen in den Preislisten sind identisch, ebenso Antriebe und Akkus. Eine wichtige Elektroauto-Disziplin absolviert die flache Variante aber besser: Er fährt pro Akkuladung weiter.
Der Audi e-Tron fährt bis zu 436 km rein elektrisch
Der Audi E-Tron Sportback im Detail
- Elektro-SUV mit flachem Dach
- Antriebe, Akkus und Ausstattung des E-Tron
- Weniger Platz in Fond und Kofferraum
- Höhere Reichweite dank besserer Aerodynamik und Akku-Nutzung
- Aufpreis gegenüber E-Tron: 2.250 Euro
Audi E-Tron Sportback: Weniger Platz als im Audi E-Tron
Eine hübsche Form gibt es nur im Tausch. Audi verlangt im E-Tron Sportback dafür 2.250 Euro und Verzicht. Große Menschen spüren, dass im Fond zwei Zentimeter zum Dach fehlen. Bei ihnen reibt das Haar am Himmel, wenn sie gerade sitzen. Unangenehm in Anbetracht der Größe des E-Tron Sportback. Aber verschmerzbar, denn zu den Vordersitzen bleibt viel Platz. Wer lümmelt, sitzt bequem und großzügig.
Im Kofferraum gibt es ebenfalls Abzüge. Die fallen auf dem Papier kleiner aus, als es die Dachlinie vermuten lässt: Gegenüber dem E-Tron fehlen 45 bis 70 Liter Volumen. Übrig bleibt ein Laderaum auf A6-Avant-Niveau. Nur wirklich sperrige Gegenstände kommen der Heckscheibe zu nah. Mit einer Waschmaschine dürfte der Sportback Probleme bekommen. Mit dem Urlaubsgepäck nicht.
Vorn merkt man von den Einschränkungen nichts. Bis zur B-Säule entspricht der Sportback im Prinzip dem normalen E-Tron. Das gilt außerdem für den Innenraum: Hier verzichtet Audi auf eine Differenzierung zum Basismodell. Beide Varianten bekommen ein tiefes Ablagefach in der Mittelkonsole, zwei große Touchscreens und digitale Instrumente. Betont elektrisch ist das nicht – alle großen Audis sind im Innenraum ähnlich gestaltet.
Nur die Außenspiegel sind besonders. Audi ersetzt optional die klassische Variante mit Kameras und Monitor. Die gibt es schon im E-Tron, nun also auch im Sportback. Bei beiden gefällt uns diese Lösung nicht. Die Anzeigen sitzen zu tief, die Augen müssen neu fokussieren. Womöglich eine Sache der Gewohnheit – aber bei etwas Elementarem wie den Außenspiegeln sollte man sich nicht umgewöhnen müssen. Auf die paar Meter Reichweite mehr aufgrund einer besseren Aerodynamik können wir gerne verzichten.
Flaches Dach für bessere Aerodynamik
Die ist beim E-Tron Sportback ohnehin besser, unabhängig von den Spiegeln. Seine geduckte Haltung lässt den Fahrtwind leichter um das Blech strömen. Der Stromverbrauch sinkt, die Reichweite steigt. Aber das ist nicht die einzige Maßnahme, um die Distanz zwischen zwei Ladestopps zu vergrößern: Audi reduziert das Polster im Akku. Statt 88 Prozent wie bisher nutzt der E-Tron Sportback 91 Prozent seiner Batterie für den Vortrieb. Beim normalen E-Tron hat Audi die Akkus ebenfalls angepasst.
Audi versucht außerdem, ein bisschen Sport in den Sportback zu bringen. Er sieht ja flotter aus, darf also auch einen schärferen Charakter haben. Der Hersteller führt mit ihm die S-Line-Ausstattung ein und stellt ein Auto mit Sport-Luftfederung zur ersten Testfahrt. Mit dem Hinweis, deren Fähigkeiten gern auszuprobieren.
Sport bezieht sich hier zum Glück nicht auf unnötige Härte. Selbst im straffsten Modus federt der E-Tron Sportback noch angenehm und rollt komfortabel ab. Er schwingt nur weniger nach und lässt den Fahrer mehr von der Straße spüren. Das fühlt sich verbunden und kontrolliert an. Zumal die Lenkung im Sport-Modus ein sehr angenehmes Gegengewicht liefert. Direkt und präzise arbeitet sie in allen Modi. Zudem nehmen wir mehr Gefühl war, als es für die Marke üblich ist.
Echter Sport kommt im E-Tron Sportback nicht an. Er bemüht sich, seinen Aufbau gerade zu halten. Das macht er nicht so kompromisslos wie die härtesten Kämpfer im Segment. Außerdem kann er sein Gewicht nicht verstecken. Zweieinhalb Tonnen treiben zwangsläufig nach außen, wenn man ihn flott in die Kehre wirft. Obwohl der Schwerpunkt sehr tief liegt und breite Reifen auf den 20-Zoll-Felgen stecken.
Den A3 mit Hybrid-Antrieb brachte Audi schon 2014 auf die Straße.
Der Audi E-Tron Sportback lädt und entlädt schnell
Geradeaus kann der E-Tron Sportback mehr. Je ein Elektromotor pro Achse zieht oder schiebt den Blechkoloss auf Tempo. Das Moment steht sofort an und hält lange durch. Das SUV ist stark und schnell, braust aber nicht spektakulär rasant. Bei Tempo 200 regelt Audi ab. Gut so, denn der Momentanverbrauchsanzeige reicht zu diesem Zeitpunkt ihre eigene Skala nicht mehr aus.
Das Laden geht ebenfalls schnell im E-Tron Sportback. Mit Gleichstrom tankt das SUV mit bis zu 150 kW. Wechselstrom fließt mit 11 oder 22 kW. Praktisch: Ladeanschlüsse gibt es (optional) auf beiden Fahrzeugseiten. Zudem fängt das Auto beim Bremsen viel Energie wieder ein. Dennoch ist er auf flotte Ladezeiten angewiesen. Denn obwohl er sparsamer unterwegs ist als der E-Tron, gönnt er sich eine Menge Strom. 21,9 bis 26,0 kWh pro 100 Kilometer sind es laut Norm. Immerhin: Nach der betont zügigen Testfahrt zeigt der Bordcomputer kaum mehr Verbrauch an.
Echte Vorteile bringt der E-Tron Sportback nur bei der Aerodynamik mit. Abgesehen davon unterscheidet er sich vom normalen E-Tron nur mit seiner Optik. Das ist nicht viel, könnte aber genügen. SUV-Modelle mit einem Hauch Coupé sind schließlich beliebt. Immerhin verzichtet der Hersteller auf den Bezug zum sportlichen Zweitürer im Namen.
Bei Audi kostet das dicke Elektroauto mit dem flachen Dach mindestens 71.350 Euro abzüglich Förderprämie. Dann leistet er 230 kW und fährt 280 bis 347 Kilometer weit. Die getestete Variante mit 300 kW und 95-kWh-Akku ist in der Basis fast 12.000 Euro teurer und wird nicht gefördert.
Audi E-Tron Sportback: Technische Daten
Modell | Audi E-Tron Sportback 55 Quattro |
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Antrieb | pro Achse eine Drehstrom-Asynchronmaschine |
Getriebe | feste Übersetzung |
Leistung Motor vorn | 125 kW (Peak), 135 kW (max.) |
Leistung Motor hinten | 140 kW (Peak), 165 kW (max.) |
Drehmoment Motor vorn | 247 Nm (Peak), 309 Nm (max.) |
Drehmoment Motor hinten | 314 Nm (Peak), 355 Nm (max.) |
Systemleistung | 265 kW (Peak), 300 kW (max.) |
Systemdrehmoment | 561 Nm (Peak), 664 Nm (max.) |
Akkukapazität | 95 kWh (brutto), 86 kWh (netto) |
Verbrauch | 21,9-26,0 kWh |
Reichweite | 369-446 km (WLTP) |
Ladeleistung | bis 22 kW (AC), bis 150 kW (DC) |
0-100 km/h | 5,7 s |
Geschwindigkeit | 200 km/h |
Anhängelast | 1.800 kg |
Länge | 4.901 mm |
Breite | 1.935 mm (mit digitalen Spiegeln: 2.043 mm, mit Außenspiegeln: 2.189 mm) |
Höhe | 1.616 mm |
Radstand | 2.928 mm |
Leergewicht | 2.490 kg |
Kofferraumvolumen | 615-1.655 Liter |
Basispreis | 83.150 Euro |