Audi A4 40 TDI Quattro Avant Facelift (B9, 2019) im Alltagstest
Neue Hülle, neues Auto? Der Audi A4 sieht nach dem Facelift anders aus und bringt viel Neues mit. Was er kann und was noch fehlt, liest Du im Alltagstest.
- Karosserie, Platzangebot und Abmessungen
- Innenraum, Verarbeitung und Materialien
- Infotainment, Radio und Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe und Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung und Fahrverhalten
- Ausstattung, Preis und Fazit
- Technische Daten: Audi A4 40 TDI Quattro S Tronic Avant
Selten ist ein Facelift so umfangreich wie beim aktuellen Audi A4. Meist bleibt es bei ein bisschen Kosmetik, Feinschliff am Antrieb und neuen Farben. Der A4 bekommt: neue Bleche, neue Motoren und ein neues Bedienkonzept. Besonders für Audi ist das ganz schön viel. Die Marke hält sich bei optischen Veränderungen meist zurück. Lies hier alles zum Audi A4 bis 2019.
In der wichtigen Mittelklasse holt Audi nach, was beim Modellwechsel fehlte. Der neue Audi A4 Avant tritt in der Variante 40 TDI Quattro zum Alltagstest an. Ein Volumenmotor im Volumenmodell, ausgestattet mit den meisten verfügbaren Neuheiten. Wie er sich im Alltag schlägt, was er besser macht als bisher und wo seine Schwächen liegen, erfährst Du in unserer Detailwertung.
Karosserie, Platzangebot und Abmessungen
Die Karosserie des Audi A4 Avant verändert sich deutlich. Das betrifft allerdings kaum seine Maße. Mit neuen Schürzen wird er etwas länger, seine frisch gepressten Radläufe sind eine Idee breiter als bisher. Mit einer Länge von 4,76 Metern gehört er im direkten Vergleich zu den größeren Autos seines Segments. Hier geht es aber nur um Zentimeter.
Innen ist er geräumig, vor allem in Reihe eins. Er verzichtet auf die enge Intimität eines BMW. Audi lässt Fahrer und Beifahrer viel Raum zum Lümmeln oder Wohlfühlen. Dahinter wird es enger: Im Fond bietet der A4 kaum mehr Platz als ein geräumiges Auto der Kompaktklasse. Große Erwachsene sitzen bequem, bekommen aber nicht übermäßig viel Platz vor die Knie.
Ganz hinten erreicht Audi ungefähr das Maß seiner direkten Konkurrenten. 495 bis 1.495 Liter Platz dürften für die meisten Fahrten genügen. Allerdings gehört der A4 damit lange nicht zu den Riesen im Segment. Hübsches Design ist hier wichtiger als ein großer Kofferraum. Er misst sich mit BMW 3er und Mercedes C-Klasse, nicht mit dem VW Passat.
Innenraum, Verarbeitung und Materialien
Bei seiner stärksten Disziplin setzt der Audi A4 auf Konstanz. Audi bietet im Facelift neue Farben und Kombinationsmöglichkeiten an. Es bleibt aber bei tollen Oberflächen, bis ins Detail durchdachten Schaltern mit knackigem Druckpunkt und feinen Materialien. Objektiv stimmt hier alles – nur die allgemeine Gestaltung gefällt nicht allen Testern.
Die (optionalen) Sportsitze geben sicheren Seitenhalt, ohne einzuengen. Nach langen Etappen im Audi A4 zwickt und drückt nichts. Die Stühle stützen an den richtigen Stellen, erlauben aber auch entspannte Sitzpositionen. Alle Bedienelemente sind gut erreichbar und logisch sortiert. Das war zum großen Teil aber schon vor dem Facelift so.
Infotainment, Radio und Bedienung
Die größte Neuerung im Innenraum ist der Umstieg auf ein neues Infotainmentsystem. Audi führte es im A8 ein und verwendet es nun durch alle Baureihen bis hinunter zum A1. Der A4 erhält die kleine Variante: Die Klimabedienung bleibt analog über Tasten und Drehregler. Navi, Musik und Einstellungen übernimmt der große Monitor per Touch.
Damit endet im Audi A4 die Zeit des Dreh-Drück-Stellers auf der Mittelkonsole. Verständlich, denn die digitalen Funktionen werden komplexer und lassen sich über Berührungen intuitiver steuern. Während der Fahrt ist das dennoch unangenehm. Man wird abgelenkt und tippt daneben – obwohl Audi den Bildschirm vergrößert und näher an den Piloten rückt.
Abhilfe schafft die zuverlässige Sprachsteuerung. Die gehört im Audi A4 zur Serienausstattung, sie steuert das Infotainment sowie einige Fahrzeugfunktionen. Ist ein Navi an Bord, versteht sie Adresseingaben. Die Routeninformationen gibt der A4 serienmäßig im Bordcomputer aus. Optional erscheinen sie im aufpreispflichtigen Head-up-Display und im digitalen Cockpit.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Serienmäßig baut Audi nur die Helfer in den A4, die er für eine gute Crashtest-Wertung braucht. Die Liste umfasst neben den vorgeschriebenen Fahrhilfen noch eine Verkehrsbeobachtung mit Notbremsfunktion und einen Tempomaten mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Alles andere kostet Aufpreis.
Optionen gibt es reichlich im A4. Damit man nicht den Überblick verliert, sortiert Audi die Systeme in Pakete ein. Sie decken die Bereiche Parken, Stadt und Reise („Tour“) ab. Wer lange Strecken fährt, freut sich über einen Abstandstempomaten und den „prädiktiven Effizienzassistenten“, der nahende Tempolimits meldet und damit real viel Sprit spart. Im Parken-Paket stecken Kameras und Piepser, für die Stadt außerdem eine Ausstiegswarnung.
Autonomie nach Level 3 ist im aktuellen A4 noch nicht vorgesehen, der Fahrer bleibt stets verantwortlich. Empfehlenswert: Die Matrix-LED-Scheinwerfer bieten diverse Leucht-Modi, unter anderem eine Funktion, die bei Fernlicht den Gegenverkehr maskiert. Wischende Blinker und ein kleines Licht-Theater zur Begrüßung sind hübsch anzusehen, letztlich aber nur Firlefanz.
Antrieb, Motor, Getriebe und Fahrleistungen
Der Antrieb unseres Test-A4 fällt in die Kategorie Mittelfeld. Audi bietet zwei schwächere Antriebe (136 PS, 163 PS) und einen stärkeren Diesel an (231 PS). Den großen Diesel (286 PS) wollen die Ingolstädter nachreichen, über ihm fährt der S4 mit 349 PS. Die Kundschaft fordert die große Diesel-Auswahl: Zwei Drittel aller aktuellen A4 werden mit Dieselmotoren bestellt.
Mit 190 PS fühlen wir uns im A4 angemessen motorisiert. Der Vierzylinder-Turbodiesel bewegt den Avant flott und sparsam. Schnelle Autobahnetappen erledigt der A4 40 TDI mit einem Durchschnittsverbrauch von weniger als sieben Litern pro 100 Kilometer. Auf der Pendelstrecke sinkt der Verbrauch auf knapp sechs Liter im Schnitt.
Es knistert dieselig durch die Dämmung. Kaum störend, aber klar vorhanden. Das Moment des Motors setzt früh ein und hält lange. Sein Doppelkupplungsgetriebe sortiert schnell und klug, hat aber noch nicht alle Unsicherheiten abgelegt. Besonders bei langsamem Tempo fehlt ihm die Entschlossenheit. Dass es besser geht, zeigen die größeren Limousinen – hier stimmt Audi angenehmer ab.
Audi ist stolz auf den Allradantrieb. Er ist ein angenehmes Extra, wenn man auf Traktion angewiesen ist, zum Beispiel in den Bergen. Für ein Accessoire ist er zu teuer. Immerhin: Der A4 koppelt seine Hinterachse vom Antrieb ab, wenn er sie nicht benötigt. Das spart Sprit, kommt aber nicht ganz an das Niveau eines Zweiradantriebes heran. Das Gewicht ist stets an Bord.
Die meisten Antriebe im gelifteten Audi A4 werden sacht elektrisch unterstützt. Ein Riemen-Startergenerator stellt den Verbrenner ab, wenn er nicht gebraucht wird, und lässt ihn komfortabel wieder an. In der getesteten Variante ist diese Funktion aber noch nicht verfügbar. Audi will sie bald nachreichen.
Fahrwerk, Lenkung und Fahrverhalten
Der A4 benimmt sich angenehm unauffällig. Er federt verbindlich, bleibt aber komfortabel und neigt sich in flotten Kurven zur Seite. Kopfsteinpflaster und Unebenheiten fängt er sanft ab. Seine Lenkung arbeitet direkt und leichtgängig. Bei niedrigem Tempo fehlt ihr Gefühl, in höheren Geschwindigkeiten versteift sie sich spürbar. Präzise bleibt sie in allen Bereichen.
Im Testwagen ist das „Komfortfahrwerk mit Dämpferregelung“ eingebaut – eine klare Empfehlung. Wer flott fahren möchte, wählt den Sport-Modus, strafft damit das Fahrverhalten und verringert die Rollbewegungen. Mehr Sport muss im A4 Avant nicht sein. Ist aber möglich: Audi bietet ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung und straffer Abstimmung an.
Ausstattung, Preis und Fazit
Der A4 ist ein stimmiges Gesamtpaket. Zum Facelift wird er spürbar moderner. Er ist bequem, erlaubt sich keine großen Schwächen und bringt alle wichtigen Funktionen mit, die in seiner Klasse dazugehören. Die treiben allerdings den Listenpreis in die Höhe, denn Audi lässt sich viele Kleinigkeiten bezahlen. Details wie die „Komfortmittelarmlehne vorn“ (190 Euro) und „variable Kopfstützen für die Vordersitze“ (125 Euro) sollten in seiner Klasse eigentlich selbstverständlich sein. Sogar das Plus an Höchstgeschwindigkeit (230 statt 210 km/h) kostet extra.
Summa summarum sind es aber nicht die Kleinigkeiten, die den A4 teuer machen. Der Audi A4 40 TDI Avant S Tronic kostet schon ohne Extras 44.150 Euro. Damit ist er ein gutes Stück teurer als der BMW 320d Touring (42.300 Euro) und auf einem Level mit dem Mercedes C 220 d T-Modell (44.333,45 Euro). Im Testwagen treiben Sonderausstattungen den Gesamtpreis um rund 30.000 Euro nach oben.
Davon benötigt man längst nicht alles, der Testwagen ist fast voll ausgestattet. Die größten Preistreiber sind das große Navi (2.245 Euro), das Innenraum-Designpaket (2.150 Euro), die Assistenzpakete (zusammen 3.810 Euro), die Soundanlage (1.140 Euro) und die Matrix-LED-Lampen (1.590 Euro).
Hier ändert sich der A4 zum Facelift nicht: Wer es hübsch haben will, bezahlt dafür. Ganz so dramatisch wie im konkreten Beispiel wird es ja meist nicht. Denn spätestens Details wie rot lackierte Bremssättel (330 Euro) und das ganz feine Leder (1.130 Euro) müssen nicht sein. Und letztlich ist der A4 ein Luxusartikel. Mehr Platz gibt es im gleichen Segment für weniger Geld.
Technische Daten: Audi A4 40 TDI Quattro S Tronic Avant
Modell | Audi A4 40 TDI Quattro S Tronic |
---|---|
Antrieb | 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel |
Leistung | 190 PS (140 kW) bei 3.800-4.200 U/min |
Drehmoment | 400 Nm bei 1.750-3.000 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb |
0-100 km/h | 7,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h, optional: 230 km/h |
Normverbrauch | 4,9-5,3 l/100 km |
CO2 laut Norm | 131-139 g CO2/km |
Testverbrauch | 5,8 l/100 km |
Länge | 4.762 mm |
Breite | 1.847 mm (mit Außenspiegeln: 2.022 mm) |
Höhe | 1.658 mm |
Radstand | 2.820 mm |
Gewicht | 1.700 kg |
Anhängelast | 1.800 kg (gebremst, 12 % Steigung); 2.000 kg (gebremst, 8 % Steigung) |
Kofferraum | 495-1.495 l |
Basispreis Audi A4 | 33.600 Euro (A4 35 TFSI) |
Basispreis Audi A4 40 TDI S Tronic | 42.500 Euro |
Testwagenpreis | 74.585 Euro |
A4 40 TDI Quattro Avant Facelift (B9, 2019) in Bildern
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