Audi A4 (2004-2008) in der Gebrauchtwagen-Kaufberatung
Gutes Fahrverhalten, praktisch und langstreckentauglich: Mit dem A4 B7 traf Audi den Geschmack vieler Dienstreisenden. Was taugt der A4 als Gebrauchtwagen?
Zu der klassischen Reiselimousine Audi A4 greifen besonders gern Handlungsreisende, die ein mit einem Prozent versteuertes Langstreckenfahrzeug benötigen. Das hat Folgen: Rund 70 Prozent aller verkauften A4 fahren mit Diesel, viele weisen sehr hohe Laufleistungen auf. Aber es gibt auch Vorteile: Eine hohe Dichte lückenlos ausgefüllter Scheckhefte etwa, und ein meist guter Pflegezustand. Dennoch: Da selbst die jüngsten A4 B7 mittlerweile mehr als 10 Jahre auf dem Buckel haben, haben sich beim A4 einige Macken angesammelt. Wir nennen die häufigsten und verraten, worauf man beim Kauf eines gebrauchten A4 B7 achten muss.
Historie und Rückrufe
Nach zwei Generationen des Audi 80 war der B7 im Jahr 2004 die dritte Generation der Audi-Mittelklasse, die das Kürzel A4 trug. Erstmals trug der A4 den Singleframe-Kühlergrill und wurde 3,9 Zentimeter länger und 6 Millimeter breiter.
Im Innenraum änderte Audi wenig, abgesehen vom Lenkrad, den Sitzen und den Instrumenten. Im Grunde handelte es sich auf den ersten Blick also nur um ein Facelift zum B6. Dafür spricht auch die kurze Bauzeit: Der B7 wurde bereits 2008 abgelöst und erhielt nur minimale Auffrischungen während dieser vier Jahre.
Dabei stecken unter dem Blech des A4 umfangreichere Änderungen: Audi baute eine acht Kilo leichtere Vorderachse aus Aluminium ein und setzte an der Hinterachse auf eine Trapez-Einzelradaufhängung. Das sorgte für ein deutlich verbessertes Fahrverhalten. Ein moderneres ESP und zweistufige Airbags mit Sitzbelegungserkennung erhöhten die Sicherheit. Erstmals baute Audi einen Regensensor in den A4.
Auch unter der Haube tat sich einiges. Ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit 170, 200 oder 220 PS löste den bisherigen 1.8 Motor ab. Lieber griffen Kunden jedoch, wie erwähnt, zum Diesel - vor allem zu den neuen 2,0-Liter-Dieselmotoren mit 140 PS und 170 PS.
Darüber rangierten nun Sechszylinder-Motoren, etwa ein neuer 3.2 FSI mit 255 PS und ein V6 3.0 TDI mit 204 PS, der ab 1/2005 233 PS leistete. Wer noch mehr Kraft wünschte, fand im S4 einen V8 mit 344 PS oder im RS4 mit 420 PS.
Obwohl also große Teile des Fahrwerks und der Antriebe neu waren, musste Audi für den A4 B7 nur einen Rückruf starten: Bei Common-Rail-Dieselmotoren mit 2,7 und 3,0 Litern Hubraum konnte die Dieseleinspritzpumpe (Typ CP1H) kaputtgehen, und zwar bei Fahrzeugen ab Baujahr 2005. Wer sich ein betroffenes Fahrzeug anschaut, sollte prüfen, ob diese Rückrufaktion durchgeführt wurde. Bei einem Dienstwagen wäre alles andere eine Überraschung.
Die Karosserie
Audi verkaufte den A4 als Cabrio, Limousine und Kombi. Letztere Version hieß “Avant” und wurde rund 400.000-mal gebaut. In den Avant-Kofferraum passen 442 bis 1.354 Liter Gepäck. Das ist nicht viel für die Klasse, aber der Kofferraum bietet mehr Variabilität als die Limousine. Das Cabrio ist kaum noch erhältlich, da es nur selten verkauft wurde - und wird.
Das Raumangebot ist begrenzt, aber der Klasse angemessen: Vier Personen und leichtes Gepäck finden angemessen Platz im A4. Rost ist aufgrund der Vollverzinkung generell kein großes Problem, nur etwa jeder tausendste A4 fällt wegen Rost durch den TÜV. Auch an der Heckklappe rostet kaum einmal ein B7 - anders als der Vorgänger. Die Substanz stimmt also, was den A4 auch im Alter zu einem guten Gebrauchten machen kann.
Motoren und Getriebe
Trotz der kurzen Bauzeit finden sich viele Motoren im A4 B7, nämlich acht Diesel von 115 PS bis 233 PS sowie neun Benziner von 102 PS bis 420 PS. In der Praxis verengt sich das Angebot aber stark. Am verbreitetsten sind Dieselmodelle. Leider haben sie mitunter ihre Probleme. Nicht wenige TDI leider unter Zahnriemenrissen und undichten Förderpumpen, die V6-TDI unter defekten Turboladern und schnell verschleißenden Kupplungen. Es ist daher hilfreich, wenn die Werkstatt den Zeitpunkt des letzten Zahnriemenwechsels vermerkt hat. Ölpumpen von 2.0 TDI müssen bei hohen Laufleistungen auch mal auf Verdacht getauscht werden, um Schlimmeres zu verhindern.
Im Grunde aber gilt der A4 als solide und zuverlässig. Vor allem mit dem 2.0 TDI mit 140 PS. Für den gab es ab 2005 den Dieselpartikelfilter (DPF), er zählte aber erst seit 2006 zur Serienausstattung.
Einziger Ausreißer ist der 2.5 TDI. Er wurde bis Ende 2005 verbaut und dann vom 2.7 TDI abgelöst, dem empfehlenswerteren Sechszylinder. Der Common-Rail-Diesel überzeugt mit toller Laufkultur, ohne mit Anfälligkeit unangenehm aufzufallen.
Audi baute im A4 eine stufenlose CVT-Automatik namens Multitronic ein, die ebenfalls als anfällig gilt. Ruckeln beim Anfahren, für diese Getriebeart eigentlich untypisch, tritt hier häufiger auf. Hinzu kommen im Alter auffällig häufige Probleme mit der Elektronik und Mechanik. Wir empfehlen daher, wenn auffindbar, eher ein manuelles Getriebe.
EIn häufiger Fehler der Turbobenziner ist ein hoher Ölverbrauch. Es lohnt sich also, regelmäßig den Ölstand zu kontrollieren, um teure Folgeschäden zu vermeiden. Die offiziellen Ölwechsel-Intervalle (30.000 km) und Zahnriemenwechsel-Intervalle (180.000 km) sollte man gerade bei alten Modellen mit hoher Laufleistung deutlich verkürzen. Auch eine defekte Zündspule kann den Motor lahmlegen.
Wer vor allem einen problemlosen Motor sucht und wegen der Dieselproblematik keinen Diesel kaufen will, kann zum 2.0 Saugbenziner mit 131 PS greifen. Ordentliche Pflege vorausgesetzt, funktioniert der Sauger problemfrei - den Zustand der Steuerkette sollte man trotzdem überprüfen. Wer es heiß mag, sucht einen S4 oder RS4 mit V8. Gepflegte Fahrzeuge sind aber selten und teuer.
Frontantrieb oder Allrad, das hängt vom Einsatzgebiet ab - und von der Wahl der Automatik. In A4 Quattro setzte Audi ein robustes Wandlergetriebe ein, die Fronttriebler haben die anfällige Multitronic. Das manuelle Getriebe ist, wie gesagt, im Zweifel die beste Wahl.
Das Fahrwerk des Audi A4 B7
Im TÜV-Report schneidet der Audi A4 B7 besser ab als ähnlich alte Mittelklasse-Modelle anderer Hersteller. Das gilt vor allem für Achsaufhängungen, Beleuchtung und Auspuffanlage. Etwas anfälliger sind Lenkung und Antriebswellen - ohne wirklich ein Problem zu sein. Genau hinschauen sollten A4-Interessierte dagegen bei den Radaufhängungen, namentlich den häufig ausgeschlagenen Querlenkern und Spurstangenköpfen. Schäden dieser Art erkennt man auf der Probefahrt leicht an Klackern und Rumpeln auf schlechten Straßen. Nicht jedes Klappern am Unterboden deutet aber auf Fahrwerksschäden hin. Bei Quattro-Modellen kann das Mittellager der Kardanwelle die Ursache sein, es schlägt dann beim Beschleunigen dumpf am Unterboden.
Wenn beim Fahrwerk alles ok ist, kann man sich auf ein straffes, sehr präzises Fahrwerk freuen. 18- oder 19-Zoll-Räder, Sportfahrwerk und Tieferlegung bringen mehr Sportlichkeit, aber auf Kosten des Abrollkomforts. Wer ein Auto für jeden Tag sucht, wird daher mit dem Serienfahrwerk besser bedient sein. Wer es nicht hart mag, sowieso.
Ausstattung und Sicherheit beim Audi A4 (2004-2008)
Der Audi A4 B7 bietet eine der Zeit entsprechende Sicherheitsausstattung mit Airbags und ESP. Ebenfalls serienmäßig: Klimaanlage und elektrische Fensterheber. Viele interessante Ausstattungen waren jedoch aufpreispflichtig und dürften daher in vielen, aber nicht in allen angebotenen A4 zu finden sein: Die Anhängerkupplung, das Schiebedach und Xenon-Licht gehören dazu.
Es gab nur wenige Updates am A4. Mitte 2006 änderte Audi das Radio, führte ein kleines Navi und weiße Blinkergläser für die Sportpakete (S-Line) ein. 2005 kam das Sondermodell A4 DTM Edition mit 220 PS auf den Markt.
Marktsituation und Gebrauchtwagen-Preise
Das Angebot an A4 ist erstaunlich klein dafür, dass von der Generation B7 rund 400.000 Fahrzeuge gebaut wurden. Vielleicht bedeutet das, dass diejenigen, die einen fahren, ihn lieber behalten. Vielleicht ein gutes Zeichen. Etwa die Hälfte der rund 4.000 inserierten Fahrzeuge kommt mit ausgefülltem Scheckheft. Weniger als 800 davon sind weniger als 150.000 Kilometer gelaufen. Rund 4.000 Euro muss man noch einplanen für einen solchen A4 mit kleinem Benziner.
Fazit und Empfehlung
Empfehlenswert sind insbesondere späte Modelle des A4 B7, gebaut 2006 bis 2008. Wenn Fahrverbote in Innenstädten aufgrund des Einsatzgebiets kein Problem sind, ist der 2.0 TDI mit 140 PS eine gute Wahl. Alternativ würden wir nach einem Saugbenziner suchen, gern einem 2.0-Modell 131 PS, als Handschalter. Rund 6.000 Euro wünschen sich Anbieter noch für so einen A4.
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