So gut ist der Audi A3 als Gebrauchtwagen
Der A3 hat die Technik vom Golf, bietet aber mehr Sport und Stil: Ein gebrauchtes Modell der Baureihe 8P kann Spaß machen. Doch diese Macken solltest Du kennen.
Technisch ist der erste Audi A3 bei seinem Erscheinen 1996 nichts Besonderes: Die Basis stammt vom Massenmodell VW Golf. Aber das Konzept eines „Premium-Kompakten“ ist damals neu. Audi grenzt den A3 gründlich von den preiswerteren Kompakten von Opel, Ford oder VW ab. Teilweise etwas zu gründlich: Im Alltag empfinden viele Autofahrer das sportlich abgestimmte Fahrwerk als unkomfortabel.
Bei der zweiten Version ab 2003 wird das besser, und vieles Andere auch. Der intern 8P genannte, zweite Audi A3 wird neuneinhalb Jahre lang gebaut. Eine lange Bauzeit, in der Audi viele Probleme des Modells abstellen kann- aber nicht alle. Wir gehen hier auf die häufigsten Mängel des Audi A3 8P ein.
Historie und Modellwechsel
Anfangs gibr es den 8P nur als Dreitürer, ab Mitte 2004 als Fünftürer Sportback und ab Januar 2008 auch als Cabrio. Das Technik-Sharing mit dem Golf hat Vor- und Nachteile für den Audi A3. Grundsätzlich gilt die Golf-V-Plattform PQ35 als robust. Der A3 8P überdauert zwei Generationen des VW Golf. 2005 erhält der A3 das erstes Facelift, Audi ersetzt zwei kleine mit einem großen Kühlergrill namens „Singleframe“. Es kommen außerdem optional erhältliche Bi-Xenon-Scheinwerfer. Das zweite Facelift 2008 ist umfangreich: Tagfahrlicht, Motorhaube, Kotflügel, Stoßfänger, Rückleuchten und Heckklappe werden erneuert. Im Innenraum ändert Audi das Kombiinstrument, den Lichtschalter, die Lüftungsdüsen und die Mittelkonsole. Die dritte und letzte Auffrischung 2010 fällt kleiner aus und betr ifftvor allem Alustreben in der Front und in den Türgriffen. Außerdem ändert Audi die Optik der Außenspiegel und des Heckdiffusors.
Einige Kinderkrankheiten erbt der A3 von seinen VW-Konzernbrüdern. Audi startet einige Rückrufe. Wer sich für ein betroffenes Modell interessiert, sollte darauf achten, dass der Rückruf belegbar durchgeführt wurde. Bei 2.0 TDI aus dem Bauzeitraum Oktober 2003 bis Juni 2005 kann ein Mangel am Entlüftungsventil in der Kupplungsdruckleitung Schäden am Zweimassenschwungrad verursachen. Bei Zweiventil-Dieselmotoren mit Pumpe-Düse-Technik aus dem Zeitraum März bis August 2004 besteht das Risiko einer undichten Diesel-Tandempumpe durch einen Schraubenbruch. Fahrzeuge aus dem Mai und Juni des gleichen Jahres sind außerdem von einem Kabelbrand bedroht, hervorgerufen von einem möglichen Kurzschluss im Kühlerventilator.
Es geht weiter: Autos aus dem Jahr 2006 mussten wegen undichter Gasgeneratoren der Kopfairbags in die Werkstatt, A3 von Mai 2008 bis Mai 2009 gibt es Probleme mit ausfallender Stromversorgung des ABS und ESP. 2,0-Liter-TDI-Motoren mit Common-Rail-Einspritzung von 2010 und 2012 sind von Rissbildung in den Hochdruckleitungen bedroht. Und: Modelle mit Sechsgang-DSG werden zwischen September 2008 und Juli 2009 mit falscher Software ausgeliefert.
Wichtig ist bei gebrauchten A3, dass offizielle Rückrufe in einer Vertragswerkstatt bearbeitet wurden. Das gilt auch für das Software-Update der Dieselskandal-Motoren.
Audi A3: Karosserie
Zur Auswahl standen und stehen drei Varianten: der dreitürige A3 (8P, 2003-2012), der fünftürige Sportback (8PA, 2004-2012) und das viersitzige Cabrio (2008-2013). Der Sportback ist zwar als Gebrauchter etwas teurer, aber leichter zu finden und bietet mehr Platz. Drei Viertel der Käufer entscheiden sich dafür.
Innen bietet der A3 auf allen Plätzen etwas weniger Raum als der Golf. Hinten dagegen sitzt man im Sportback am besten. Auch der Kofferraum ist größer als beim Dreitürer. Das Cabrio lädt 285 bis 320 Liter ein, der Dreitürer zwischen 350 und 1.100 Liter. In den Sportback passen 370 bis 1.100 Liter Ladung.
Positiv: Rost spielt beim A3 keine große Rolle. Außer, Steinschläge haben den Lack beschädigt. An Radhäusern, Heckklappe, Motorhaube und Türunterkante kann es dann gammeln. Sitzt der Rost unter den Schwellern, droht beim Abnehmen der Zierteile eventuell eine böse Überraschung - das scheint nach Berichten in Foren aber die Ausnahme. Modelle ab 2009 dürften gar keine Schwierigkeiten mehr haben. Dennoch kann es nicht schaden, Türkanten, Radhausschalen, Abläufe in der Heckklappe, dritte Bremsleuchte und das Fensterdreieck der hinteren Türen bei der Besichtigung darauf zu inspizieren.
Motor und Getriebe
Audi baut in den A3 eine Vielzahl von Motoren ein, insgesamt zehn Benzin-Varianten und acht Diesel-Varianten. Die Leistung reicht von 102 PS im Basismodell bis zu 340 PS beim RS3. Einige Motoren sind leider anfällig. Dem sportlichen Charakter des Modells angemessen sind die kräftigeren Motoren.
Aus heutiger Sicht veraltet sind vor allem die Diesel der Baujahre bis 2009, damals setzt VW noch auf Pumpe-Düse-Einspritzung. Diese Motoren arbeiten recht rau, sowohl der 1.9 TDI mit 105 PS als auch der 2.0 TDI mit 140 oder 170 PS. Problematisch ist vor allem der 2.0-TDI-Motor der Baujahre März 2003 bis März 2006.
Der intern „BKD“ genannte Diesel stammt aus der Baureihe EA188 und leidet häufig unter defekten Zylinderköpfen, Abgaskühlern und Ölkühlern, auch Abgasrückführungsrohr und Abgasrückführungsventil sorgen häufig für Probleme. Kupplungen und Schwungräder sind ebenfalls anfällig. Mit der Abgasnorm Euro 4 sind sie zudem auf Fahrverbote denkbar schlecht vorbereitet. Immerhin: Seit 2005 fahren alle Diesel mit Rußfilter.
Die moderneren Common-Rail-Diesel mit 2,0 und 1,6 Litern Hubraum ab 2008 können ebenfalls Nerven kosten, etwa wegen rissiger Druckleitungen. Aber sie bieten immerhin die Abgasnorm Euro 5 und fahren ruhig und sparsam, wenn sie kein Problem haben. Besonders die 170-PS-Version eignet sich für häufige Langstreckeneinsätze.
Die Benziner leiden unter typischen VW-Krankheiten, vor allem die 1.2 und 1.4 TFSI. Das sind vor allem längende Steuerketten - es droht bei Überspringen ein Motorschaden. Beim 1.6-Liter-Saugrohreinspritzer mit 105 PS treten häufig defekte Zylinderkopfdichtungen auf. Die FSI-Motoren mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum haben keine Freigabe für E10-Kraftstoff. Hier gelten zudem Zündspulen, Kopfdichtungen und Katalysatoren als verschleißanfällig.
Empfehlenswert sind vor allem die Turbobenziner mit 1,8 und 2,0 Litern Hubraum. Frühe Modelle mit 200 PS (Audi S3: 265 PS) entstammen noch der alten Motorengeneration „EA113“ mit Zahnriemen und gelten als robust und wenig fehleranfällig. Die frühen Exemplare der Nachfolgermotoren ab 2007 leiden einerseits unter der Steuerkettenproblematik, andererseits mitunter unter hohem Ölverbrauch.
Ab 2011 hat Audi diese Probleme im Griff. Attraktiv ist daher zum Beispiel der 1.8 TFSI mit 160 PS ab Baujahr 2011. Die stärkeren 3,2-Liter-V6 mit 250 PS und 2,5-TFSI im RS3 mit 340 PS sind eher schwer zu finden.
Audi baut je nach Leistung manuelle Getriebe mit fünf oder sechs Gängen ein. Ausnahme ist der RS3 mit einer serienmäßigen Siebengang-S-Tronic. Die aufpreispflichtigen Doppelkupplungsgetriebe sind im Alter nicht ganz unproblematisch, sie bieten mehr Fehlerquellen. Zudem kostet die Wartung mehr als bei manuellen Getrieben.
Fahrwerk und Zuverlässigkeit
Beim TÜV-Report ist der Audi A3 ein Guter und meist besser als Modelle der Konkurrenz. Achsaufhängungen, Lenkung, Beleuchtung und Auspuffanlage sorgen seltener für Probleme als bei vergleichbaren Autos. Häufiger bemängeln die Prüfer die Funktion der Bremse und bei mehr als fünf Jahre alten A3 einen leichten Ölverlust und poröse Bremsschläuche. Undichte Achsmanschetten ab dem siebten Jahr gehören ebenfalls zu dem typischen A3-Mängeln. Es lohnt sich daher, ein interessantes Auto auf die Hebebühne zu stellen oder den Unterboden auf Ölspuren zu kontrollieren.
Die aufwändige Vierlenker-Hinterachse des A3 macht dagegen nur selten Probleme. Dämpfer und Federn sind selbst bei älteren Fahrzeugen kaum auffällig. In Verbindung mit dem Sportfahrwerk und großen Rädern ist der Verschleiß jedoch höher. Vor allem diese Modelle leiden mitunter an verschlissenen Querlenkerbuchsen und Federbruch.
Ausstattung und Sicherheit
Audi bot im A3 vier Ausstattungen an. Zur Basisausstattung Attraction zählten 16-Zoll-Stahlräder, sechs Airbags und ESP. Die sportlichere Variante Ambition bietet etwa 17-Zoll-Alus, 15 Millimeter Tieferlegung, Sportsitze und Sportlenkrad. Mehr Komfort gibt es mit dem Ambiente-Trimm, unter anderem mit 16-Zoll-Alus, Lederlenkrad und Wurzelholz-Einlagen. Der Licht-Regensensor und ein Tempomat zählen zur Serienausstattung.
Mit der S Line und den Extras „Sportpaket Plus“ und „Exterieurpaket“ wurde der A3 sportlich. Zum Umfang gehören dann Sportsitze, ein straffes Fahrwerk und 25 Millimeter Tieferlegung. Der schwarze Dachhimmel der S Line gefällt nicht jedem. Empfehlenswerte Sonderausstattungen sind etwa beheizbare Spiegel oder Licht- und Regensensor - und das bessere Licht “Xenon Plus”.
Marktsituation und Preise
Selten ist der Audi A3 8P sicher nicht. Auf mobile.de finden sich rund 8.000 Autos, darunter fast 6.000 mit weniger als 150.000 Kilometer. Die Preise sind inzwischen je nach Alter günstig: Gepflegte A3 mit weniger als 125.000 Kilometern und ausgefülltem Scheckheft starten bei rund 4.000 Euro, Fahrzeuge nach dem Facelift 2008 mit neueren Motoren kosten eher 5.000 Euro.
Empfehlung und Fazit
Angesichts der langen Bauzeit und des großen Angebots lohnt sich die Suche nach einer wirklich interessanten Variante des Audi A3. Angesichts der Dieselproblematik ist unser Favorit ein Benziner: Ein 1.8 TFSI mit 160 PS und manuellem Getriebe, und zwar als Sportback in der Ausstattung Ambition ab Baujahr 2011. Ein solcher A3 bietet Fahrspaß, ein gutes Raumangebot und ist von den meisten Kinderkrankheiten geheilt. Er kostet aber genau deswegen noch rund 10.000 Euro.
Audi A3 (2003-2012) Gebrauchtwagen - Bildergalerie
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