Ein Audi für die Ewigkeit
Immun gegen Rost, haltbare Technik: Der Audi 100 (C4) setzt vor 30 Jahren Qualitätsmaßstäbe. Heute ist der Begründer der A6-Reihe ein Youngtimer-Geheimtipp.
Wer in der Champions League mitspielen möchte, muss sich von der breiten Masse abheben. Der Audi 100 (C4) ist so eine Ausnahme-Erscheinung. Ende 1990 kommt der Begründer der modernen A6-Baureihe auf den Markt und setzt neue Maßstäbe bei Fahrkomfort und Haltbarkeit. Seine Karosserie ist komplett voll verzinkt. Während viele andere Oberklasse-Modelle – auch von Mercedes – arg vom Rost befallen werden, ist der Audi 100 praktisch immun gegen Korrosionsschäden.
Dazu kommen eine sehr robuste Technik und ein herausragender Fahrkomfort. Beim Allradantrieb sind die Ingolstädter damals führend, auch der C4 ist gegen Aufpreis als quattro erhältlich. Die Motoren sind langlebig. Der beliebte Fünfzylinder-Benziner 2.3 E wird vom Vorgänger C3 übernommen, er ist für eine halbe Million Kilometer gut. Daneben stehen Vier- und Sechszylinder sowie zwei Diesel-Varianten zur Auswahl. Spitzenmodell ist ab 1992 der sportliche S4 (später S6) mit Fünfzylinder-Turbo (230 PS) oder 4,2-Liter-V8 (280 PS) unter der Haube.
Im Juli 1994 beendete Audi die 100er-Ära zugunsten der neuen Nomenklatur. Fortan heißt der Audi 100 "A6".
Zeitloses Design bei Limousine und Avant
Das Design der Limousine ist zeitlos elegant, Liebhaber schätzen den kleinen Knick am Heck. 1991 erscheint der ebenfalls neu konzipierte Avant und bietet eine extra Portion Ladevolumen für Familien. Beide Versionen sind so hochwertig, dass sie sich selbst aus heutiger Sicht nicht wie alte Autos fahren. Und vom raren und begehrten S4/S6 einmal abgesehen, gibt es den oft üppig ausgestatteten Audi 100, der nach dem Facelift 1994 in A6 umbenannt wird, heute für erstaunlich kleines Geld.
So wie einen frühen A6 aus erster Hand, den ein Händler aus Oberbayern bei mobile.de anbietet. Die Limousine in Silber-Metallic wurde im Sommer 1995 erstzugelassen und hat erst 72.000 Kilometer gelaufen. Der scheckheftgepflegte Wagen aus Rentnerbesitz sei in einem Traumzustand und etwas für Sammler, schwärmt der Verkäufer. HU-Prüfberichte sollen den niedrigen Kilometerstand belegen.
6.900 Euro soll der Audi kosten. Das scheint angesichts des Zustands und der Extras ein angemessener Preis zu sein. Klimaautomatik, Fahrer-Airbag, Bordcomputer, elektrische Fensterheber, Leichtmetallfelgen: Die Ausstattung kann sich für ein 25 Jahre altes Auto sehen lassen. Besonders reizvoll sind die schwarzen Velourssitze, für Kenner die deutlich edlere Alternative zu Leder. Last, but not least: Als Motorisierung verfügt der bayerische A6 über den großen 2,8-Sechszylinder mit 174 PS.
Erster Mittelklasse-Audi mit Sechszylinder
Der 100 C4 ist seinerzeit der erste Mittelklasse-Audi, den Kunden auch mit Sechszylinder bestellen können. Dazu kommt eine deutlich bessere Gesamtverarbeitung als beim Vorgänger C3: Das sieht man etwa an den deutlich reduzierten Spaltmaßen der Karosserie, aber auch an den hochwertigen Materialien im Innenraum. Kurzum: Mit dem Audi 100 C4 gelingt dem Hersteller damals ein entscheidender Schritt in Richtung Premiumsegment. 1994 vollendet Audi diese Entwicklung mit dem ersten A8. Der wird das erste Oberklasse-Auto mit rostbeständiger Aluminium-Karosserie.
1994 folgt die Umbenennung in A6
Der erste A6 kommt im gleichen Jahr. Allerdings handelt es sich nur um eine Umbenennung des 100 und keine technische Neuentwicklung. Die Basis ist immer noch ein C4. Gleichwohl gibt es einige optische Änderungen, etwa neue, in Wagenfarbe lackierte Stoßfänger und veränderte Seitenleisten. Im Innenraum werden Kunststoffflächen und Sitze aufgewertet. Freunde des Dieselmotors können sich außerdem über die Einführung des damals stärksten Selbstzünders bei Audi freuen. Der 2,5-TDI-Fünfzylinder mit Turbo und Direkteinspritzung leistet 140 PS und fährt über 200 km/h Spitze. Stärkster V6-Benziner wird 1995 ein 2,8-Liter-Fünfventiler mit 193 PS.
Schon die Serienausstattung des ersten A6 ist damals ordentlich. Auf Wunsch können sich Audi-Kunden ihr Fahrzeug üppig aufwerten, etwa mit elektrischen Sitzen inklusive Memory-Funktion, Sitzheizung vorne und hinten, Tempomat oder Klimaautomatik. Youngtimer-Freunde sollten darauf achten, dass diese Komfortextras heute auch noch funktionieren. Die Fehlersuche bei defekter Elektronik kann zeitintensiv werden.
Audi bietet den A6 in vier Versionen an: als Limousine, verlängerte Limousine, Kombi (Avant) und hochgelegte Schlechtwege-Version (Allroad).
Robuste Motoren, kaum Rost
Mit Korrosion haben C4-Fahrer dank der elektrolytischen Vollverzinkung der Blechteile so gut wie keine Probleme. Rost kann allerdings trotzdem vorkommen – insbesondere nach schlecht instand gesetzten Unfallschäden.
Die Motoren gelten durch die Bank als robust, auch die V6-Benziner sind bei normaler Pflege für 300.000 Kilometer und mehr gut. Gerade mit Automatikgetriebe sind die Sechszylinder lässige Reisewagen. Allerdings erhöht die Automatik den Verbrauch, erst recht in Kombination mit Allradantrieb. Mit Schaltgetriebe und Frontantrieb ist der Spritverbrauch am geringsten. Auch sportliche Audi-Fahrer bevorzugen einen Schalter, insbesondere beim S4 mit dem 20V-Turbo.
Nachteile beim S4 Turbo: Die Zündanlage gilt als anfällig, die Zündspulen machen gerne Ärger. Beim V6 werde schon mal das Schottblech undicht sowie die obere Ölwannendichtung, sagen Experten. Generell sind die raren S4-/S6-Modelle teurer in Unterhalt und Anschaffung. Ein gepflegter 2.8 E hingegen kostet auch als Avant selten mehr als 7.000 bis 8.000 Euro.
Die günstige (und bessere?) Alternative zu Mercedes W124 und 5er BMW
Insofern ist der Audi 100 beziehungsweise der erste Audi A6 ein echter Geheimtipp für Freunde der gepflegten Mittelklasse-Limousine. Der Avant kann zwar nicht so viel einladen wie ein Mercedes S124, doch dafür rostet er deutlich weniger und ist günstiger. Während es den Begründer der E-Klasse praktisch nicht ohne Korrosionsschäden gibt (das Gleiche gilt für den BMW 5er E34), hat man beim Audi 100/A6 (C4) gute Chancen, selbst fast 25 Jahre nach Produktionsende noch ein rostfreies Exemplar zu finden. Auch mit bröselnden Motorkabelbäumen oder defekten Zylinderkopfdichtungen hat man beim Audi C4 selten zu tun. Denn der letzte Audi 100 bzw. der erste A6 wurde von Audi noch als echtes Langzeitauto konzipiert. Kurzum: Wenn so einer in gute Hände kommt, kann er praktisch ewig halten.
Technische Daten Audi 100/A6 2.8 E (1990)
Modell | Audi 100/A6 2.8 E (1990) |
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Motor | Sechszylinder-Benziner |
Leistung | 174 PS (128 kW) |
Drehmoment | 245 Nm bei 3.000 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schaltgetriebe |
0-100 km/h | 8,0 S |
Geschwindigkeit | 218 km/h |
Verbrauch | ca. 8,6l/100 km |
Leergewicht | 1.400 kg |
Länge | 4.792 mm |
Breite | 1.778 mm |
Höhe | 1.430 mm |
Radstand | 2.680 mm |