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In Österreich ist das europaweit erste Elektro-Feuerwehrauto, ein Mercedes-Benz Sprinter, in Betrieb gegangen.
Quelle: Harry Melchert (dpa)
In Österreich ist das europaweit erste Elektro-Feuerwehrauto, ein Mercedes-Benz Sprinter, in Betrieb gegangen

Es hat schon Vorteile, wenn man Experten in der Nachbarschaft hat. Das hat in Oberösterreich zu einem ungewöhnlichen Projekt geführt. Die Linz AG, das städtische Unternehmen für Energieversorgung und öffentlichen Transport in der oberösterreichischen Hauptstadt, hat sich mit dem Feuerwehrausrüster Rosenbauer AG und dem Elektroantriebsspezialisten Kreisel Electric aus der Umgebung von Linz zusammen getan. Das Resultat ist das erste taktische Feuerwehrlöschfahrzeug mit Elektroantrieb in ganz Europa.
Erste Erfahrungen im Bereich elektrifizierter Nutzfahrzeuge sammelten Kreisel Electric und die Linz AG bereits mit einem Plugin-Hybrid-Müllfahrzeug. Basis für das erste elektrische Feuerwehrauto wurde ein Mercedes-Benz Sprinter. Kreisel kennt das Modell bereits von mehreren Umbauten für den elektrischen Personentransport.

Vom gewöhnlichen Sprinter zum elektrischen Feuerwehrauto

Innerhalb von zwei Monaten wurde der Sprinter am nördlich von Linz gelegenen Firmensitz auf elektrischen Antrieb umgerüstet. Kreisel Electric besteht zwar erst seit sechs Jahren, zählt jedoch schon jetzt zu den innovativsten Unternehmen im Bereich der Elektromobilität. Gegründet wurde es von drei Brüdern.
Mit dem Umbau bekam der 7,45 Meter lange Sprinter vier Batterien mit einer Gesamtkapazität von 86 kWh eingepflanzt. Das Gewicht der Akkus beträgt rund 620 Kilogramm – bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,3 Tonnen. Unter Berücksichtigung der typischen Beladung eines Feuerwehrfahrzeugs mit Ausrüstung und Feuerwehrleuten sowie der im Einsatz üblichen Fahrweise geht man von einer Reichweite von 160 Kilometern aus.
Für den Bereich der Linz AG und die kurzen Wege in und um die Stadt Linz reicht das aus. Der Elektromotor mit einer Leistung von 120 kW sorgt auch im Einsatz für den erforderlichen Antrieb. Mithilfe eines Typ2- oder CCS-Steckers lässt sich das Fahrzeug auch rasch wieder aufladen: In einer Stunde und 20 Minuten ist der Sprinter mit 50 kW wieder auf 90 Prozent. Die Experten hinter dem Projekt rechnen damit, dass die CO2-Einsparung im Betrieb bei einer kalkulierten Fahrleistung von 12.000 Kilometern im Jahr bei rund 4,8 Tonnen liegen dürfte.
In Linz ist man davon überzeugt, dass das erste elektrische Feuerwehrauto ein Leuchtturmprojekt sein wird. Planungen für ein 15 Tonnen schweres Einsatzfahrzeug mit Elektroantrieb laufen bereits. Und für die Feuerwehr in Linz ist das innovative Löschfahrzeug ein Imagegewinn.

Die Berliner Feuerwehr hat im März 2019 ein vollhybrides Löschfahrzeugkonzept der Öffentlichkeit vorgestellt.
Quelle: Paul Zinken (dpa)
Die Berliner Feuerwehr hat im März 2019 ein vollhybrides Löschfahrzeugkonzept der Öffentlichkeit vorgestellt

Hybridantrieb für die Berliner Feuerwehr

Auch in Berlin wird daran gearbeitet, Feuerwehrautos mit zeitgemäßen Antriebssystemen auszurüsten. Gegenwärtig sind die Feuerwehrautos in der Hauptstadt mit Dieselmotoren ausgestattet. Entsprechend schlecht sind ihre Emissions- und Lautstärkewerte.
Ein neues Projekt mit dem offiziellen Titel „Hybrides Elektrolöschfahrzeug für die Berliner Feuerwehr“ soll das ändern. Mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung werden in dem Projekt innovative Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge mit elektrischen Antrieben ausgestattet. Auch die Löschtechnik soll mit Elektroantrieb arbeiten. Ziel ist es, künftig mehr als 80 Prozent der Einsätze im rein elektrischen Betrieb abzuwickeln.
Ganz neu ist das Thema nicht bei der Berliner Feuerwehr. Vier elektrisch angetriebene Nissan Leaf sind bereits im Einsatz. Künftig werden sie durch fünf elektrische Kastenwagen ergänzt. Das wichtigste und auch prestigeträchtigste Projekt ist jedoch ein neues Löschfahrzeug mit Hybridtechnologie. Da solche Fahrzeuge noch nicht auf dem Markt sind, suchte die Berliner Feuerwehr im Rahmen einer Ausschreibung nach einem kompetenten Kooperationspartner und fand ihn in der Rosenbauer Deutschland GmbH. Sie ist eine Tochtergesellschaft des Unternehmens, das auch mit Kreisel Electric in Linz ein Löschfahrzeug entwickelte.
Das Projekt wurde schnell relativ komplex. Denn es geht nicht nur um die Umsetzung des Elektroantriebs. Die grundlegend andere Antriebstechnik und die damit verbundene veränderte Architektur beeinflussen den Aufbau des gesamten Löschfahrzeugs. Da der Elektroantrieb wesentlich weniger Platz benötigt, entstehen neue Möglichkeiten des Transports. So können Teile, die bisher auf dem Dach transportiert wurden, nun im Mittelteil untergebracht werden. Dadurch sind sie leichter erreichbar.

Die Stadt Linz hofft auf einen Image-Gewinn durch das umweltfreundliche Feuerwehrfahrzeug.
Quelle: Robert B. Fishman (picture alliance/dpa)
Die Stadt Linz hofft auf einen Image-Gewinn durch das umweltfreundliche Feuerwehrfahrzeug

Concept Fire Truck für den Löscheinsatz in der Stadt

Bei der offiziellen Präsentation des Projekts im März 2019 stellte Rosenbauer den Concept Fire Truck vor. Er ist der Vorläufer eines praxistauglichen Elektro-Löschfahrzeuges. Ausgestattet ist er mit vier Elektromotoren mit 350 kW Leistung. Die Energie liefert eine 20 kWh starke Batterie. Das ist zwar keine sehr große Kapazität. Aus Erfahrungswerten weiß man jedoch, dass ein Löschfahrzeug in einer Stadt wie Berlin nur relativ kurze Strecken fährt. Einsätze spielen sich meist im Bereich unter zehn Kilometern Entfernung ab.
Mit der aktuellen Konfiguration kommt das 7,60 Meter lange und mehr als zehn Tonnen schwere Löschfahrzeug auf eine Reichweite von rund 20 Kilometern. Der Concept Fire Truck ist die Basis für die weitere Entwicklung des ersten Berliner Hybrid-Feuerwehrfahrzeugs. Während bislang Feuerwehrautos auf bestehende Lkw aufgebaut wurden, kann beim Concept Fire Truck komplett neu geplant werden. Fahrgestell, Kabine und Aufbau bilden eine Einheit, der Zustieg ist ebenerdig.
Ein Problem ist allerdings noch der Betrieb der Löschpumpe. Bislang wird diese vom Diesel angetrieben und muss im Dauerbetrieb mindestens vier Stunden laufen können. Im rein elektrischen Betrieb wäre dafür eine überdurchschnittliche große Batterie notwendig. Doch die wäre nicht nur extrem schwer, sondern auch sehr groß.

Die E-Feuerwehrautos im Vergleich

Feuerwehrlöschfahrzeug Linz AGConcept Fire Truck CFT in Berlin
Antriebvollelektrischhybrid
Leistung120 kW350 kW
Gewicht5,3 t10,5 t
Reichweite160 km20 km


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