ABS (Antiblockiersystem): Was ist das?
Heutzutage verfügt jedes Auto über ein sogenanntes ABS. Was das Antiblockiersystem bewirkt und wie es funktioniert, erfährst Du hier.
Was ist ein Antiblockiersystem?
Ein Antiblockiersystem, auch als ABS bekannt, ist ein technisches System in Kraftfahrzeugen, das die Sicherheit erhöht und den Reifenverschleiß senkt. Die ABS-Funktion besteht darin, dass das andauernde Blockieren der Räder beim Bremsen automatisch verhindert wird. Der Bremsdruck wird reduziert, sodass die Räder sich wieder drehen können. Sobald das passiert, wird der Bremsdruck erhöht und das Rad verzögert erneut. Dieser Vorgang wiederholt sich etwa zehnmal pro Sekunde. Dadurch vibriert das Bremspedal und das Auto ruckelt stark. Doch tatsächlich bleibt das Auto während der Bremsung viel besser lenkbar und bei nasser Fahrbahn wird der Bremsweg kürzer.
Außerdem wird so ein sogenannter Bremsplatten verhindert. Denn wenn bei einer Vollbremsung das Rad komplett stillsteht, geschieht folgendes: Die Reibung nutzt den Gummi an der Unterseite stark ab. Unter Umständen könnte man den Reifen danach direkt wegwerfen. Und selbst wenn nicht, macht sich so ein kaputter Reifen durch lautes Gerumpel beim Fahren bemerkbar. Kurz und kompakt aufgelistet lauten die Vorteile eines Antiblockiersystems:
ABS-Vorteile:
- das Auto bleibt bei einer Vollbremsung besser lenk- und kontrollierbar
- der Bremsweg ist bei nasser Fahrbahn kürzer
- das Auto kommt auf nasser Fahrbahn beim Bremsen nicht so leicht ins Schleudern
- Reifenschäden durch Vollbremsungen werden verhindert
Doch ein Antiblockiersystem kann auch Nachteile haben – die allerdings im Vergleich zu den Vorteilen deutlich weniger ins Gewicht fallen.
ABS-Nachteile:
- der Bremsweg auf loser Fahrbahn wie Schotter und Schnee kann länger werden
- der Bremsweg auf trockener Fahrbahn kann geringfügig länger werden
Was bewirkt ein Antiblockiersystem (ABS)?
Ein ABS erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr, besonders bei Notbremsungen und bei nasser Fahrbahn. Der Bremsweg auf losem Untergrund ist mit ABS aber etwas länger. Denn wenn die Reifen auf Schotter oder Schnee komplett blockieren beim Bremsen, schieben sie Schotter, beziehungsweise Schnee vor sich her. Dadurch baut sich ein kleiner Haufen vor jedem Reifen auf, der die Bremswirkung erhöht. Dieser Effekt entsteht mit Antiblockiersystem weniger stark. Allerdings sind die wenigsten Autofahrer regelmäßig auf solchen Verhältnissen unterwegs. Und hier sollte man ohnehin langsam fahren, damit eine Vollbremsung nie nötig ist.
Und warum dauert das Bremsen auf trockener Fahrbahn mit Antiblockiersystem etwas länger? Da sich die Räder durch das Stottern des ABS immer wieder ganz kurz weiterdrehen, wird nicht die maximale Verzögerung erreicht. Stattdessen rollt das Auto bei jedem Ruck ein winziges Bisschen weiter. Komplett stillstehende Reifen würden den Bremsweg so kurz wie möglich halten, bringen aber auch große Nachteile mit sich. Denn musst Du während der Vollbremsung ausweichen, kannst Du bei blockierten, rutschenden Rädern überhaupt nicht mehr steuern. Der Reifen rutscht geradeaus über den Boden – egal wie sehr Du am Lenkrad kurbelst. Drehen sich die Räder allerdings immer wieder ein Stück weiter, kann man zumindest zwischendurch die Lenkrichtung auf die Straße übertragen.
Unterm Strich ist ein Antiblockiersystem also nicht makellos, die Vorteile überwiegen allerdings die Nachteile. Besonders die Steuerbarkeit während einer Vollbremsung kann im Straßenverkehr einen Unterschied machen. Sie kann zwischen einem Crash mit schweren Folgen und einem kurzen Schreckmoment entscheiden.
Eine Notbremsung kann jederzeit nötig sein. Doch wie handelt man bei einer Gefahrenbremsung richtig?
Wie funktioniert ein ABS-Auto?
Heutzutage verfügt jedes Antiblockiersystem über vier Kanäle – einen für jedes Rad. So kann der Bremsdruck präzise angepasst werden, auch wenn beispielsweise das linke Vorderrad blockiert, die anderen drei aber nicht. An jedem Rad ist eine Loch- oder Zahnscheibe montiert, die ständig von einem Sensor beobachtet wird. Ein modernes Auto hat demzufolge vier ABS-Sensoren. Diese Sensoren messen die Raddrehzahl, also wie oft sich das Rad pro Sekunde dreht.
Blockiert das Rad wegen einer zu starken Bremsung, erkennt der Sensor das sofort und verringert den Bremsdruck. Das geschieht, indem er ein Ventil in der Bremsleitung öffnet, durch das Bremsflüssigkeit zurück in Richtung des Hauptbremszylinders gebracht wird. Beginnt das Rad wieder, sich zu drehen, wird die abgeleitete Bremsflüssigkeit eingespeist und der Bremsdruck steigt erneut. Das geht immer so weiter, bis das Fahrzeug stehen bleibt oder der Fahrer nicht mehr bremst.
Dieser Vorgang läuft im Bruchteil einer Sekunde ab, sodass er bei einem ABS-Auto rund zehnmal pro Sekunde geschehen kann. Dadurch, dass das ABS jedes Rad einzeln überwacht und steuert, entsteht zu jedem Zeitpunkt die optimale Bremswirkung bei maximaler Manövrierfähigkeit.
Seit wann gibt es ABS im Auto?
Der allererste Pkw mit Antiblockiersystem war der Jensen FF im Jahr 1966. Dieser britische Sportwagen wurde 320 Mal gebaut. 1969 stattete Ford den Lincoln Continental Mark 3 und den Thunderbird mit einem nur auf die Hinterräder wirkenden Antiblockiersystem aus. Im Laufe der 70er versuchten sich mehrere Autohersteller an einem Antiblockiersystem. Bosch brachte 1978 sein elektronisches ABS auf den Markt und ließ sich den Begriff „ABS“ auch rechtlich schützen.
1985 war dann der Ford Scorpio der erste in Großserie produzierte Pkw, der immer mit ABS ausgestattet war. Seit dem 1. Juli 2004 werden in Europa alle Kraftfahrzeuge mit einem Gewicht von unter 2,5 Tonnen serienmäßig nur noch mit Antiblockiersystem angeboten. Das ABS-Auto ist dank seiner großen Vorteile in puncto Sicherheit gar nicht mehr aus dem Straßenverkehr wegzudenken.
Was bedeutet die ABS-Leuchte im Auto?
Die ABS-Leuchte ist leicht zu erkennen. Sie befindet sich wie alle anderen Warnleuchten bei den Instrumenten. Die Leuchte besteht aus den Buchstaben „ABS“, meist in einem kleinen Kreis. Leuchtet sie während der Fahrt auf, bedeutet das, dass das Antiblockiersystem ein Problem hat. Aus Sicherheitsgründen ist es dann gerade deaktiviert. In seltenen Fällen kann eine etwas angezogene Handbremse dafür verantwortlich sein, dass die Leuchte aufflackert. Oder das Niveau der Bremsflüssigkeit ist zu niedrig oder zu hoch.
Während diese Dinge sich leicht beheben lassen, kann die ABS-Leuchte aber auch auf gröbere Defekte hinweisen. So könnte etwa einer der Sensoren an den Rädern beschädigt sein oder es gibt einen Defekt am ABS-Steuergerät oder bei der ABS-Hydraulik. Da muss dann ein Profi mit einem Diagnosegerät ran – ein Besuch in der Werkstatt ist unausweichlich. Am besten schnell einen Termin ausmachen, denn Du weißt nie, wann Du Dein ABS das nächste Mal brauchst.