Alle Details zum zweiten Range Rover Evoque
Generationswechsel bei Land Rovers beliebtestem Modell: Das kann der zweite Range Rover Evoque besser als sein Vorgänger. Jetzt erstmals mit Hybridantrieben.
Mit dem Range Rover Evoque stieg Land Rover 2011 in das Segment kompakter SUV herab. Sämtliche zuvor erhältlichen Geländegänger und SUV waren auf größere Klassen zugeschnitten. Außerdem kam mit der Evoque Generation erstmals ein „Landi“ (optional) mit Frontantrieb. Skandal. Aber: Immerhin bescherte das kleinste Modell der Marke Land Rover beachtliche Absätze und war im letzten vollen Lebensjahr 2018 noch immer das in Deutschland meistverkaufte Modell der Briten.
Der Range Rover Evoque:
Allrad, Geländetauglichkeit und modische Optik.
Seit April 2019 steht der Nachfolger in den Schauräumen. Optisch trennt Generation zwei wenig vom Vorgänger – klar, warum verändern, was den Kunden gefällt. Der Evoque bleibt damit das kantige Kompakt-SUV mit den nach hinten immer flacher werdenden Fenstern. Der mit der stark abfallenden Dachlinie. Außen liegen die Änderungen im Detail: Die Schürzen werden aggressiver, die Lufteinlässe größer. Außerdem beherbergt die Front schmalere Scheinwerfer, die Flanken weniger Sicken. Wie beim Vorgänger beträgt die Länge 4,37 Meter, der Radstand nimmt auf 2,68 Meter zu. Ein Grundprinzip zur Unterscheidung von Evoque Generation eins und zwei im Straßenbild: Ist es ein Dreitürer (oder Cabrio), ist es der Alte. Evoque zwei wird nur als Fünftürer gefertigt.
Range Rover Evoque: Kameras in (fast) alle Richtungen
Evoque II sieht geringfügig moderner aus – und soll wesentlich fortschrittlicher fahren. Die technische Plattform ist neu, im Motorraum arbeiten zum Start Mildhybride, langfristig wird das Angebot von Plug-In-Hybridantrieben ergänzt. Daneben bringt Land Rover eine vielbeachtete Studie in die Serienfertigung: Die „durchsichtige Motorhaube“, erstmals gezeigt vor vier Jahren in einem Concept-Car.
Im Discovery Vision Concept von 2014 nehmen Kameras am Unterboden den Untergrund unter dem Fahrzeug auf. Die Bilder werden über ein Head-up-Display auf die Frontscheibe projiziert. Das Blech im vorderen Bereich wirkt durchsichtig. Im Evoque debütiert die Technik in reduzierter Form: Die Aufnahmen der Unterboden-Kameras laufen über den Infotainment-Bildschirm des Kompakt-SUV – zur besseren Orientierung sind die Vorderräder (samt ihres aktuellen Lenkeinschlages) dargestellt. Der Effekt ist der gleiche: Beim Offroad-Fahren erkennt man spitze Steine und kritische Stellen früher. Zugegeben, in den meisten Evoque-Exemplaren wird das System wohl häufiger als Einparkhilfe herhalten.
Darüber hinaus kann sich der Fahrer die Aufnahmen einer nach hinten gerichteten Kamera in den Innenraum holen. Deren Video-Material erscheint dann im Bereich des Innenspiegels. Der Vorteil gegenüber dem klassischen, reflektierenden Spiegel? Ergibt sich, wenn der Fond des Evoque bis oben hin gefüllt ist. Oder – abenteuerlicher aber seltener - eine Schlamm-Durchfahrt für eine blinde hintere Scheibe sorgt.
Viel Velar im zweiten Evoque
Einiges im neuen Evoque ist aus dem größeren Velar bekannt. Das Kompakt-SUV übernimmt etwa die elektrisch ausfahrbaren Türgriffe sowie die noblen optionalen Textilien auf Gestühl und Seitenverkleidungen. Außerdem die Grundaufteilung des Cockpits: An der Mittelkonsole des Evoque gibt es nunmehr zwei Touchscreens. Einen für Navi, Radio und diverse Apps, einen weiteren für Bodenständigeres wie Klimaanlage und Fahrprogramme. Die Konfiguration von Fahrwerk, Lenkung und Antrieb lässt sich außerdem an zwei mechanischen Drehreglern vornehmen.
Der Tacho des Evoque stammt ebenfalls vom Velar. Ein großer Bildschirm mit zwei analogen Rundinstrumenten. Dazwischen werden die Vitaldaten angezeigt, mitsamt dem Fahrzeug im Profil.
Mehr Platz für Passagiere und Gepäck
Der Evoque wächst innen, ohne außen größer zu werden. Land Rover stellt den kleinsten Range auf die neue Plattform für Autos mit Quermotor. Dank der PTA (Premium Transversale Architektur) soll die Karosse im Vergleich zum Vorgänger an Steifigkeit gewinnen. Außerdem ermöglicht die Architektur rund zwei Zentimeter mehr Radstand, wie erwähnt bei identischer Gesamtabmessung. Damit sollen Passagiere der zweiten Reihe mehr Platz vorfinden als im ersten Evoque – ohne dass dies zu Lasten des Gepäckraums geht. Der Kofferraum fasst 591 bis 1.383 Liter, die Ladeluke wird breiter.
Was dort nicht unterkommt, kann womöglich anderswo im Fahrzeug verstaut werden. Zum Beispiel in einem ausladenden Staufach in der Mittelarmlehne, groß genug für Tablets, Trinkflaschen oder Handtaschen.
Auf Wunsch merkt sich der Evoque die Vorlieben seiner Fahrer. Also bevorzugte Temperatur, Musik oder Sitzposition. Als Erkennungszeichen kann entweder der personalisierte Schlüssel oder das gekoppelte Smartphone dienen.
Dreizylinder und Plug-In-Hybrid angekündigt
Zunächst bietet Land Rover den Range Rover Evoque ausschließlich mit aufgeladenen Vierzylindern an. Die selbst entwickelten Benziner und Diesel mit 2,0 Litern Hubraum leisten 150 bis 300 PS. Beim Basismodell treibt ein 150-PS-Selbstzünder über ein manuelles Sechsganggetriebe die Vorderachse an. Sämtliche übrige Varianten bekommen eine Neungang-Wandlerautomatik und alternativlosen Allradantrieb. Hier die Antriebe des neuen Range Rover Evoque im Überblick:
- Range Rover Evoque Td4 FWD: 150 PS (110 kW), 380 Nm, Schaltgetriebe, Frontantrieb
- Range Rover Evoque Td4 AWD: 150 PS (110 kW), 380 Nm, Automatik, Allrad
- Range Rover Evoque Td4 AWD: 180 PS (132 kW), 430 Nm, Automatik, Allrad
- Range Rover Evoque Sd4 AWD: 240 PS (177 kW), 500 Nm, Automatik, Allrad
- Range Rover Evoque Si4 AWD: 200 PS (147 kW), 340 Nm, Automatik, Allrad
- Range Rover Evoque Si4 AWD: 250 PS (184 kW), 365 Nm, Automatik, Allrad
- Range Rover Evoque Si4 AWD: 300 PS (221 kW), 400 Nm, Automatik, Allrad
Sieht man vom kleinen Diesel ab, bekommen sämtliche Verbrenner einen Riemenstartergenerator (RSG) und ein 48-Volt-Bordnetz. Sprich: ein Mildhybrid-System. Der Riemenstartergenerator speichert effizienter Energie als eine normale Lichtmaschine, kann den Verbrenner beim Anfahren unterstützen. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von weniger als 17 km/h schaltet sich der Motor ab, wenn der Fahrer bremst. Beim nächsten Tritt aufs rechte Pedal wirft der RSG das Aggregat wieder an.
Im Range Rover Evoque Plug-in-Hybrid wird ein 200 PS starker 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner von einem rund 109 PS (80 kW) starken E-Motor unterstützt. Der E-Antrieb kümmert sich ausschließlich um die Hinterachse, der Verbrenner ist mit der Vorderachse verbunden. Gemeinsam erwirtschaften die Antriebsstränge eine Systemleistung von 309 PS und ein kumuliertes Drehmoment von 450 Newtonmetern.
Unter dem Bereich der Rückbank steckt ein Akku mit einer Kapazität von 15 kWh, das Lademodul befindet sich unmittelbar davor. Der erste Plug-in-Evoque fährt rein elektrisch bis zu 68 Kilometer weit, den kombinierten Verbrauch beziffert Land Rover mit 1,9 Litern auf 100 Kilometer. Selbst wenn der kleinste Range Rover mit diesem P300e-Antrieb in der Praxis mehr verbrauchen wird: Die Elektrifizierung macht Sinn, denn ein erklärter Spritsparer fehlt im Benziner-Portfolio der Baureihe.
Wer nahe der Arbeitsstelle wohnt, absolviert den Alltag weitgehend emissionsfrei. Das elektrische Höchsttempo liegt bei 135 km/h, an der Haushaltssteckdose wird der Akku in etwas weniger als sieben Stunden wieder voll. An der 7-kW-Wallbox dauert die Ladung von 0 auf 80 Prozent laut Hersteller rund 1,5 Stunden, an öffentlichen Ladesäulen soll dieser elektrische Splash-and-Dash rund 30 Minuten benötigen. Der Range Rover Evoque II kostet als Plug-in mindestens 50.750 Euro und startet im Frühjahr 2020.
Kompetenz auf beiden Seiten der Geländekuppe
Klar werden viele der ausgelieferten Range Rover Evoque geteerte Pfade nie verlassen. Doch markenhistorisch kongruent ist die Kletterfähigkeit da, zumindest in Ansätzen. Im Vergleich zum abgelösten Evoque nimmt sie jedenfalls zu: Die Bodenfreiheit liegt unverändert bei 21 Zentimetern, doch die Wattiefe steigt von 50 auf 60 Zentimeter. Vorne beträgt der Böschungswinkel nun 25 Grad, hinten 30,6. Das ist besser als beim Vorgänger.
194 PS leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel im Mercedes GLC 220 d.
Doch eine Sub-Wertung bleibt dem abgelösten Evoque eins: mit dem längeren Radstand sinkt der Rampenwinkel von 22 auf 21,7 Grad. Dies- und Jenseits der Geländekuppe helfen bei Bedarf Assistenzsysteme. Die All-Terrain-Progress-Control versteht sich als Tempomat für den Offroad-Bereich. Sie ist an die (auch getrennt nutzbare) Bergabfahrhilfe HDC gekoppelt, welche die Geschwindigkeit selbstständig mit Bremseingriffen minimiert. Der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Tritt aufs Pedal beim Bergabfahren: Das System kann die Räder einzeln anbremsen.
Mit dem Modellwechsel steigt die Anhängelast: Das Basis-Modell mit 150-PS-Benziner darf 1,6 Tonnen ziehen, die größeren Diesel bis zu 2,0 Tonnen. An die Anhänge-Kupplungen der Vierzylinder-Benziner dürfen bis zu 1,8 Tonnen, für Dreizylinder mit und ohne Hybrid-Unterstützung liegen aktuell keine Werte vor.
Allrad im Evoque ab 43.250 Euro
Eine Verbesserung des Fahrverhaltens stand im Lastenheft der Entwickler – es sollte sich nicht nur auf Offroad-Ausflüge beziehen. Hydraulische Lager an der Vorderachse und eine neue Hinterachse samt Aufhängung sollen sich positiv auf den Abrollkomfort auswirken. Außerdem können allradgetriebene Evoque auf ebenem Geläuf die Hinterachse abmelden – eine Spritspar-Maßnahme.
Das frontgetriebene Basis-Modell (Diesel, 150 PS) startet aktuell bei 38.100 Euro. Mit Allradantrieb ist der Evoque (mit gleichem Selbstzünde-Aggregat) ab 43.250 Euro erhältlich. Vier Zündkerzen im Motorraum und Antriebswellen in allen vier Radhäusern gibt es ab 45.350 Euro, in diesem Fall mit der 180 PS starken Version des 2,0-Liter-Benziners.
Range Rover Evoque (2019): Technische Daten
- Motoren: 2,0-Liter-Diesel und -Benziner
- Getriebe: Sechsgang manuell mit Frontantrieb, Neungang-Automatik mit Allrad
- Leistung: 150 bis 300 PS
- Drehmoment: 350 bis 500 Nm
- Länge: 4.371 mm
- Breite: 1.996 mm (mit Spiegeln: 2.100 mm)
- Höhe: 1.649 mm
- Radstand: 2.681 mm
- Kofferraum: 591-1.383 l
- Böschungswinkel: 25° (In Ausstattungsvariante R-Dynamic: 20,8°) vorn; 30,6° hinten
- Rampenwinkel: 20,7°
- Wattiefe: 60 cm
- Anhängelast gebremst: 1,6-2,0 t