Alkoholtest-Vorrichtung wird 2024 Pflicht
Ab 2024 müssen alle Neuwagen eine Vorrichtung für einen Alkoholtester haben. Was das bedeutet, kannst Du hier nachlesen.
- Was sind Alkoholtester überhaupt?
- Wie funktionieren Alkoholtester im Auto?
- Die Funktion im Einzelnen:
- Wo werden Alkoholtester schon eingesetzt?
- Welche rechtlichen Probleme gibt es?
- Kann ich Gebrauchtwagen mit Alkoholtester nachrüsten?
- Mit wie viel Promille darfst Du noch fahren?
- Welche Systeme werden noch ab 2024 Pflicht?
Die paar Gläser Bier waren anscheinend zu viel. Oder das letzte Bier war schlecht. Jedenfalls springt das Auto kurz nach dem Test nicht an. Batterie leer? Wohl kaum. Wer ab 2024 seinen Neuwagen starten will, muss möglicherweise kurz vorher in ein spezielles Gerät in seinem Auto pusten, um den Motor zu starten. Hat er zu viel getrunken, bleibt das Auto stehen. So will es bald die EU.
Die EU-Staaten haben Ende 2019 eine Reihe verpflichtender Sicherheitssysteme für Neuwagen ab 2024 beschlossen. Darunter fällt eine Vorrichtung oder Schnittstelle für den Anschluss einer Alkohol-Wegfahrsperre, den sogenannten Alkoholtester oder Alkolock. Alkohol-Interlock-Systeme sollen dafür sorgen, dass ein Fahrzeug nicht mehr anspringt, wenn der Fahrer betrunken ist. Es wurde diskutiert, diese Geräte vorzuschreiben. Allerdings: Nur eine kleine Gruppe von Autofahrern verursacht unter Alkoholeinfluss schwere Unfälle. Daher wollten die Gesetzgeber nicht alle Autofahrer "bestrafen” und ordneten lediglich die Schnittstelle an. So können die Geräte bei neuen Fahrzeugen leicht nachgerüstet werden.
Die neuen verpflichtenden Vorschriften sollen die Zahl der Verletzten und Verkehrstoten auf den Straßen der EU erheblich verringern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war Alkohol am Steuer im Jahr 2018 allein in Deutschland die Ursache für etwa 14.000 Unfälle mit Personenschaden. 244 Menschen starben bei Straßenverkehrsunfällen, bei denen Alkohol im Spiel war.
Vorführwagen werden von Händlern meist zur Ausstellung oder für Probefahrten genutzt.
Was sind Alkoholtester überhaupt?
Alkoholtester, Alkomaten oder Alkotester sind kleine Geräte, die den Alkohol über die Atemluft messen. Liegt der über einem bestimmten Wert, reagiert das Gerät. Als festinstalliertes Gerät oder Nachrüstlösung kann es einen Motorstart verhindern. Denn Atemalkohol-Messgeräte mit Wegfahrsperre sorgen dafür, dass ein Fahrer, der unter Alkoholeinfluss steht, das Auto nicht starten, also nicht am Straßenverkehr teilnehmen kann.
Wie funktionieren Alkoholtester im Auto?
Der Fahrer muss kräftig in ein Röhrchen oder Mundstück pusten, damit der Alkoholtester den Anteil des Alkohols in der Atemluft messen kann. Anfang der 1950er-Jahre bestanden Alkoholtester aus Glasröhrchen, in die man hineinpusten musste. Da Atemluft nach dem Genuss von Alkohol Ethanol enthält, reagiert dieser mit den Chemikalien im Röhrchen. Das verfärbt sich in der Regel daraufhin schwarz. Seit den 1990er-Jahren messen elektronische Geräte die Atemluft wesentlich genauer. Geräte aus dem freien Handel oder aus Internetbörsen arbeiten allerdings nicht so genau wie die von der Polizei verwendeten. Oft liegt die Abweichung bei mehr als 0,1 Promille pro einer Promille. Heißt: Bei 1 Promille liegt der Toleranzbereich zwischen 0,9 und 1,1 Promille. Profigeräte arbeiten bis zu 0,05 Promille genau. Noch exakter funktioniert die Bestimmung des Alkoholanteils im Blut nur mit einem Bluttest.
Bei künftigen Geräten, die als Alkohol-Wegfahrsperre dienen, kann die Elektronik bei einem zu hohen Alkoholgehalt in der Atemluft die Kraftstoffzufuhr, Zündung oder bei E-Autos die Stromversorgung stoppen, sodass das Fahrzeug nicht anspringt. Volvo bot ein ähnliches System, den Volvo Alcoguard, ab 2007 als Sonderausstattung an, in Deutschland ab 2010. Die Nachfrage war hier allerdings sehr gering.
Die Funktion im Einzelnen:
- Schlüssel für Zündung oder Betriebsbereitschaft umdrehen
- Alcolock fordert Fahrer zum Alkoholtest auf
- Fahrer muss in ein Röhrchen des Alkoholtesters pusten
- Alkoholtester berechnet Alkoholgehalt in der Atemluft und nennt das Ergebnis
- Liegt der Alkoholgehalt unter einem bestimmten, vorher festgelegten Promille-Wert, gibt das System die Zündung frei.
Die derzeit verfügbaren Alkoholsperren speichern diese Ergebnisse mit Datum, Uhrzeit und GPS-Position. Das ist vor allem für gewerbliche Betreiber interessant.
Wo werden Alkoholtester schon eingesetzt?
In den Niederlanden dienen Alkolocks zur Fahrerziehung. Autofahrer, die schon mal betrunken erwischt wurden, müssen entweder ihren Führerschein für fünf Jahre abgeben oder sie lassen sich für zwei Jahre ein Alkolock ins Auto bauen. Ähnliche Regelungen gibt es unter anderem in Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Österreich und in den USA. In Frankreich gehören die Wegfahrsperren in Schulbussen zur Pflichtausstattung, in Schweden in Bussen, Lastwagen und Taxen.
Welche rechtlichen Probleme gibt es?
Keine Angst: Beschlossen hat die EU nicht den Einbau der Wegfahrsperre, sondern lediglich eine „Schnittstelle zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre“. Ein Einsatz wie in den oben genannten Ländern ist in Deutschland problematisch. Denn der verstößt gegen deutsches Recht: Nach Paragraf 3 des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) gilt ein Fahrer, der alkoholisiert ein Fahrzeug steuert, erwischt und verurteilt wird, als „ungeeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen“. Ihm muss die Fahrerlaubnis entzogen werden und er darf kein Auto mehr fahren – auch nicht mit Alkolock.
Außerdem könnte ein nüchterner Beifahrer das Pusten übernehmen – auch wenn er gar keinen Führerschein besitzt oder nicht fahren möchte. Kameras, die den Puster aufnehmen, sollen das unterbinden.
Kann ich Gebrauchtwagen mit Alkoholtester nachrüsten?
Im Zubehörhandel werden bereits Atemalkohol-Messgeräte mit Wegfahrsperre verkauft, die in manche Fahrzeuge integriert werden können. Diese Geräte finden heute meist in Berufskraftfahrzeugen wie Lastwagen, Omnibussen oder Gabelstaplern ihre Bestimmung. Und sie sind teuer. Je nach Gerät und Fahrzeug kostet der Einbau zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Außerdem muss der Tester alle sechs bis zwölf Monate überprüft und kalibriert werden.
Das könnte sich jedoch deutlich einfacher gestalten. Ein wichtiger Aspekt der neuen Verordnung ist, dass künftig in allen Pkw, Lkw und Bussen eine standardisierte Schnittstelle sitzen soll. Davon erhofft sich die EU den deutlich vereinfachten Einbau und Einsatz von Alkoholtestern in Kraftfahrzeugen.
Mit wie viel Promille darfst Du noch fahren?
Ganz klar gilt: Don`t drink and drive. Wer Auto fährt, soll keinen Alkohol trinken. Wer Alkohol trinkt, soll nicht fahren. Das gilt für alle Verkehrsteilnehmer, auch für Radfahrer. Fahranfänger in der Probezeit und junge Autofahrer, die das 21. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, dürfen keinen Alkohol trinken, wenn sie Auto fahren wollen. Für sie gilt die 0,0-Promille-Grenze. Werden sie mit Alkohol erwischt, zahlen sie mindestens 250 Euro und erhalten einen Punkt in Flensburg.
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Alle anderen Autofahrer dürfen beim Lenken eines Kraftfahrzeugs nicht mehr als 0,5 Promille oder 0,25 mg/l Alkoholkonzentration im Atem oder im Blut haben. Wird diese Grenze überschritten, drohen mindestens 500 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und ein einmonatiges Fahrverbot. Bei Wiederholungstätern steigt die Strafe deutlich. Werden Autofahrer mit mehr als 1,1 Promille Blutalkohol erwischt, drohen außerdem härtere Strafen wie der Entzug der Fahrerlaubnis und variable Geldstrafen, Tagessätze oder gar Freiheitsstrafen. Denn ab 1,1 Promille geht der Gesetzgeber bei Kraftfahrern von einer „absoluten Fahruntüchtigkeit“ aus, da die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall um das Zehnfache höher liegt als bei Nüchternheit. Bei Radfahrern beginnt die „absolute Fahruntüchtigkeit“ bei 1,6 Promille. Doch selbst bei 0,3 Promille kannst Du schon ein Bußgeld und drei Punkte in Flensburg kassieren – und zwar dann, wenn Du mit Deiner Alkoholfahrt den Verkehr gefährdest.
Welche Systeme werden noch ab 2024 Pflicht?
Zu den bald verpflichtenden Systemen bei Neuwagen ab 2024 zählen außerdem Warnsysteme, die fehlende Aufmerksamkeit und Müdigkeit im Auto erkennen, ein Unfalldatenspeicher ähnlich einer Blackbox bei Flugzeugen sowie Notbrems- und Spurhalteassistenzsysteme. Mit „erweiterten Kopfaufprallschutzbereichen“ soll die Gesundheit von Fußgängern und Radfahrern besser geschützt werden.