Alfa Romeo Giulia 2020: Facelift, Ausstattung, Modellpolitik
2020 lernt die sportliche Limousine Giulia mehr elektronische Tricks. Und wird zum schärfsten Alfa. Warum Letzteres nur bedingt erfreulich ist? Liest Du hier.
Alfa Romeo überarbeitet ein Modell, das 2016 eigentlich vieles verändern sollte: Die sportliche Mittelklasse-Limo Giulia war Teil eins des Plans, Alfa zum absatzstarken Aushängeschild des Fiat-Chrysler-Konzerns zu machen. Bei dem Stufenheck-Modell ging es um schönes Blech, potente Motoren, eine ausgefeilte Plattform und die Tendenz zum Übersteuern. So wie bei praktisch allen Modellen, die bis 2022 planmäßig erscheinen sollten.
Die Giulia geht nun cleverer und praktikabler ins Modelljahr 2020 – an der dynamischen Auslegung ändert sich nichts. Die aufgefrischte Giulia wird zum Marktstart Anfang 2020 der sportlichste Neuwagen der Marke sein – und es über Jahre bleiben. Weil die großen Pläne mit der Marke Alfa in der Zwischenzeit einige Nummern kleiner wurden. Aktuelle Sportler entfallen, künftige Traumwagen werden durch potenziell absatzstärkere Ware ersetzt.
Giulia-Plattform: Giorgio, der Wilde
In die Entwicklung der Giulia-Plattform investierte Alfa viel Geld. Der Giorgio-Unterbau sollte es erlauben, BMW und Mercedes anzugreifen: Längsmotor und Heckantrieb (optional Allrad) für die Mittelklasse und Benziner-Aggregate zwischen 200 und 510 PS sollten die Fiat-Tochter zum ernsthaften Premium-Mitspieler machen.
Eine Kombi-Version gab und gibt es nicht. Wer die direkte Lenkung und das agile Fahrwerks-Setup mit gesteigertem Platzangebot kombinieren will, muss zum Alfa Romeo Stelvio greifen – dem Mittelklasse-SUV mit identischer technischer Basis und alternativlosem Allradantrieb.
Sport-Utility statt Extremsport bei Alfa
Wer statt der flotten Limousine einen rauen Sportler sucht, sollte eigentlich innerhalb der nächsten vier Jahre zwei neue Alternativen erhalten. Der Plan sah einen Nachfolger des Supersportlers 8C vor, mit Carbon-Chassis, Mittelmotor und elektrifizierter Vorderachse. Systemleistung? Jenseits der 700 PS. In ähnlichen Leistungs-Sphären sollte der viersitzige Sportwagen GTV fahren. Alltagstauglicher und erschwinglicher sollte die kommende Giulietta werden. Als einziger hinterradgetriebener Kompaktwagen hätte sie die Sportfahrer des C-Segments abholen können. BMW machte den 1er ja mittlerweile zum Fronttriebler.
Alfas Leichtbau-Sportwagen 4C tauchte dagegen in den langfristigen Plänen nicht mehr auf. Das Aus dieser Alternative zu Lotus Elise und Alpine A110 bestätigte Alfa Romeo mittlerweile, jüngst endete die Fertigung. Von den neuen, geplanten Spaß-Mobilen wird wohl kein einziges entstehen. Laut „Automotive News Europe“ krempelt FCA-Chef Mike Manley den Plan um: Alfa Romeos Portfolio soll demnach lediglich um zwei SUVs unterhalb des Stelvio ergänzt werden. Ein Mini-SUV und ein Hochbeiner für die Kompaktklasse.
Absatz hinter den Erwartungen
Grund für den Sparkurs und ein auf vier Modelle reduziertes Programm ist die Einsicht, dass man den ursprünglich angepeilten Absatz von 400.000 Fahrzeugen jährlich so schnell nicht erreichen wird. Für das vom damaligen Konzernchef Sergio Marchionne 2014 ausgerufene und 2018 erneuerte Ziel ist Alfa auf dem wachstumsstarken chinesischen Markt zu unbedeutend. Zudem hätten wilde Sportwagen und teure Kompakte Alfa diesem Ziel kaum nähergebracht.
Giula fährt teilautonom ins Modelljahr 2020
Über die Güte der Giulia sagen Absatzzahlen erst einmal wenig aus. Die Mittelklasse ist am wichtigen europäischen Markt traditionell hart umkämpft und ohnehin rückläufig. Doch es hilft garantiert nicht, dass Hauptkonkurrenten wie BMW 3er oder Mercedes C-Klasse mehr elektronische Tricks beherrschen.
Damit setzt Alfa Romeo für 2020 am richtigen Punkt an: Die überarbeitete Giulia verfügt serienmäßig über einen Spurhalteassistenten und einen Totwinkel-Warner mit der Möglichkeit zum Lenkeingriff. Außerdem sind ab Werk der adaptive Tempomat ACC und eine Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeits-Übernahme enthalten. In Kombination bilden diese radar- und kamerabasierten Systeme den Stau-Assistenten. Dabei kommt die Giulia im Stop-and-go-Verkehr selbstständig zurecht, hängt sich an vorausfahrende Autos und hält sich zwischen den Leitlinien.
Neue Mittelkonsole und mehr Konnektivität
Die Italiener passen die Tacho-Einheit dem gesteigerten Funktionsumfang an. Das sieben Zoll große Display zwischen den Rundinstrumenten gibt nunmehr Auskunft über die Arbeitsweise der Fahrassistenten. Die meisten Infotainment-Belange steuert man wie bisher über den 8,8 Zoll großen Screen an der Mittelkonsole. Info-Grafiken und Anzeigen sollen sich nun einfach an die gewünschte Stelle des Touch-Bildschirms ziehen lassen. Alternativ klappt die Steuerung über den Dreh-Drück-Regler an der Mittelkonsole.
Was die Screens im Inneren der Giulia anzeigen, lässt sich teilweise aus der Ferne auf dem Handy ablesen. Auf Wunsch schickt die Alfa-App einen Status-Bericht über den technischen Zustand des Fahrzeugs. Oder informiert den Besitzer, wenn das Auto einen bestimmten Bereich verlässt. Also etwa, wenn der Nachwuchs auf dem Weg zur Bibliothek den Umweg über die Eisdiele nimmt.
Alfa Romeo Giulia für 2020: Motoren
Das 510-PS-Aggregat mit Ferrari-Verwandtschaft bleibt erhalten, setzt rund um die Modell-Umstellung jedoch kurzfristig im Konfigurator aus. Die untergeordneten 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner liefern 200 oder 280 PS. Die stärkere Version verfügt stets über Vierradantrieb, beim Einstiegs-Aggregat gibt es die Wahl zwischen Hinterradantrieb und dem intern Q4 genannten Allradsystem.
Ausschließlich mit Hinterradantrieb kommt die 160-PS-Version des 2,2-Liter-Dieselmotors. Bei der 190 PS starken Variante kann der Käufer zwischen zwei und vier Antriebswellen wählen. Den Top-Selbstzünder mit 210 PS koppelt Alfa an den Allradantrieb. In jedem Fall reicht bei der Giulia eine Achtgang-Wandlerautomatik die Kraft weiter.
Ausstattungen in komfortabel und sportlich
Äußerlich ändert Alfa nicht viel. Im Innenraum verbauen die Italiener fortan eine geringfügig andere Version des Dreispeichen-Lenkrads. Außerdem eine neue Mittelkonsole mit mehr Ablagemöglichkeiten und einem Badge mit italienischer Flagge. Als ob es die bräuchte – woher diese Limousine stammt, vergisst man nicht einmal während des schnöden Konfigurierens. Denn auf die Einstiegsversion „Super” folgen beim Modelljahr 2020 Linien mit klingenden Namen. „Turismo Internazionale“ (TI) bezeichnet nun die komfortabel eingerichtete Variante der Giulia. Bei „Sprint“ und „Veloce“ liegt der Fokus auf dem Sport. Erstere Linie bringt stärker taillierte Sitze und ein wilderes Lenkrad, bei der darüber angeordneten Version ergänzt Alfa ein adaptives Fahrwerk.
Preise nennen die Italiener bislang nicht. Zuletzt startete die Sport-Limousine bei 37.000 Euro. Aufgrund des umfangreichen Angebots an Assistenten rechnen wir mit einem geringfügig höheren Einstiegs-Tarif.