Große Diesel: Abschied von V8, V10, V12
Egal, wie die Verkehrswende ausgeht: Große Diesel kommen nicht zurück. Wir erinnern uns an geniale, charismatische und vor allem starke Motoren.
„Gibt es den eigentlich noch mit dem großen Diesel?“ – Nein, leider nicht. Langsam, aber so sicher wie der nächste Ladestopp, streichen alle Hersteller ihre leistungsstarken Selbstzünder. Jüngste Opfer sind die Biturbo-Selbstzünder des VW-Konzerns mit vier und acht Zylindern. Doch nicht nur sie sterben Emissions-, Kosten- oder Strategietode. An diese Motoren erinnern wir uns wehmütig zurück:
Starke Diesel: Top 7
- BMW M550d
- Audi A6 3.0 TDI Competition
- VW Phaeton V10 TDI
- Audi Q7 V12 TDI
- Range Rover 4.4 SDV8
- Porsche Cayenne S Diesel
- BMW 125d
Wenn es um die Verkehrswende geht, ist eigentlich eine Antriebswende gemeint. Weniger verbrennen, mehr laden, lautet der Plan. Der geht noch nicht ganz auf. Aber er beeinflusst, wie wir fahren: Ein Viertel aller Neuwagen in Europa sind mittlerweile Hybride oder Elektroautos. Mildhybride verwässern die Zahl, aber der Trend ist eindeutig. Langfristig wird Akkuvolumen wichtiger als Hubraum. Während Benziner mit Volumen kaum wackeln, stellen die Hersteller immer mehr starke Diesel ein.
BMW M550d: Drei Liter, drei Turbos
Der Buchstabe „M“ steht bei BMW für Motorsport – und damit für Benzin. Einen anderen Sprit füllen die Bayern schließlich nicht in ihre Rennautos. Trotzdem erweitert der Hersteller im Jahr 2012 seine Auslegung von Sport: Auf dem Genfer Auto-Salon parkt der BMW M550d, der erste M-Diesel. BMW positioniert ihn mit 381 PS zwischen dem bisher stärksten Selbstzünder (313 PS) und dem Spitzenmodell M5 (560 PS). Mit dem V8-Benziner im BMW 550i (408 PS) hält er locker mit, andere Diesel hängt er generell ab.
Achtzylinder-Diesel sind für den 5er zu schwer, außerdem hat BMW zu diesem Zeitpunkt keine im Programm. Deshalb baut Haustuner M GmbH den Reihensechszylinder „N57SD30“ um. Mit drei Turboladern – eine Premiere im Motorenbau – steigt die Leistung auf das Niveau größerer Selbstzünder. Den letzten V8-Diesel von BMW (329 PS) übertrifft er deutlich. Der Triturbo-Motor treibt 5er, 7er, X5 und X6 an.
Nach vier Jahren stellt BMW einen Nachfolger mit vier Turbos und 400 PS vor. Seine Produktion endet aber im Jahr 2020. Neue Abgasnormen bremsen ihn aus, fortan baut BMW maximal zwei Turbolader an seine Diesel. Ein kleiner Trost: Was übrig bleibt, leistet bis zu 340 PS.
Insgesamt rund 450 gebrauchte BMW M55d stehen bei mobile.de im November 2020 zum Verkauf. Darauf musst Du beim BMW M550d (F10/F11) achten:
- Hohe Dauerbelastung (z. B. Anhängerbetrieb) kann zu Hitzeschäden an den Turboladern führen.
- Spiel in den Achsgelenken schon bei jungen Baujahren
- Die Luftfederung an der Hinterachse muss den Druck halten.
Ein Mix aus herausragender Agilität und hervorragendem Komfort. Der sportliche Luxus-Kombi ist ein guter Alltagsbegleiter
Audi A6 3.0 TDI Competition: Diesel mit Benziner-Sound
Die Businessklasse fährt in Deutschland gern schnell und am liebsten mit Dieselmotoren. Deshalb baut Audi einen, der mehr als 300 PS leistet: Ende 2011 startet erstmals ein Selbstzünder mit zwei Turboladern im A6. Im Segment schafft er es mit zunächst 313 PS längst nicht an die Spitze, aber immerhin in seiner Baureihe.
Ab 2014 bietet Audi den Motor mit 326 PS im A6 Competition an. Der Hersteller positioniert den Antrieb generell sportlich und hilft dafür beim Sound nach: Lautsprecher in der Abgasanlage übertönen das Diesel-Knurren mit einem kernigen Brummen. Das tröstet Kunden, die eigentlich lieber einen Audi S6 mit V8-Benziner fahren würden.
Der Biturbo-Diesel treibt zwischen 2011 und 2017 die Modelle A6, A7 und SQ5 an. Besonders im SUV hat der Motor Erfolg: Die Variante macht rund zehn Prozent der Verkaufszahlen in seiner Baureihe aus. 2019 startet der Nachfolge-Motor mit einem Turbo und einem Elektro-Verdichter. Der leistet mit 349 PS etwas mehr, wird aber viel teurer. Denn Audi baut ihn nicht mehr in einen A6, sondern nur noch in den S6 – für einen Aufpreis von etwa 10.000 Euro.
Bei mobile.de stehen im November 2020 fast 500 gebrauchte Audi A6 3.0 TDI Competition zum Verkauf. Darauf musst Du beim Audi A6 3.0 TDI Competition achten:
- Der Turbolader für den niedrigen Drehzahlbereich gilt als anfällig.
- Verschleiß an Achsen und Achslagern
- Mitunter (leise) Klappergeräusche im Innenraum
Audi bietet den A6 in vier Versionen an: als Limousine, verlängerte Limousine, Kombi (Avant) und hochgelegte Schlechtwege-Version (Allroad).
VW Phaeton V10 TDI: Oberklasse-Motor
Im Jahr 2002 probiert sich VW zum ersten Mal im Luxussegment aus. Der Phaeton startet in der Oberklasse. Um sich dort zu beweisen, bringt er Oberklasse-Motoren mit, unter anderem einen Zehnzylinder-Diesel: Mit 750 Newtonmetern Drehmoment und 313 PS überbietet er alle anderen Diesel in seinem Segment.
VW setzt den Motor nur im Phaeton und dem damals neuen Touareg ein. Er gehört zur Motorenfamilie „EA 188“ und übernimmt Bauteile der kleinen Vier- und Fünfzylinder-Motoren. Den Motorblock entwickelt und baut VW aber nur für die großen Autos. Mit dem V10-Diesel läuft der Phaeton 250 km/h Spitze – damals noch keine Selbstverständlichkeit bei einem Selbstzünder.
In der Limousine hält der Motor nicht lange durch. Ende 2006 läuft er aus, weil er nur die Abgasnorm Euro 3 erfüllt. Für einen Partikelfilter bleibt unter dem Auto kein Platz. Im Touareg gibt es mehr Bauraum, ihn treibt der Motor mit besserer Abgasnorm noch ein paar Jahre länger an. 2009 endet die Produktion des einzigen V10-Diesels der Firmengeschichte.
Gut 20 gebrauchte VW Phaeton V10 TDI werden im November 2020 bei mobile.de angeboten. Darauf musst Du beim VW Phaeton V10 TDI achten:
- Ab Werk nur mit gelber Umweltplakette
- Injektoren und Turbolader des Motors gelten als Schwachstelle, Ersatz ist teuer.
- Der allgemeine Pflegezustand definiert die Folgekosten.
Understatement ist ihre Stärke: Die Oberklasse-Limousine hat mehr zu bieten, als sie nach außen vorgibt.
Audi Q7 V12 TDI: Der stärkste Pkw-Diesel
Der VW-Konzern liebt die Superlative. Einer davon heißt Audi Q7 V12 TDI: Das große SUV fährt mit dem stärksten jemals in Serie gebauten Pkw-Diesel. Der 6,0-Liter-Motor leistet 500 PS und 1.000 Newtonmeter. Das entspricht der Leistung eines Sportwagens und dem Drehmoment eines Lkw. In diese Regionen schafft es kein Konkurrent oder Nachfolger.
Die Quattro GmbH, Audis Tochter für die sportlichsten Fahrzeuge, verantwortet Auto und Motor. Der starke Q7 erhält die gleichen Modifikationen wie Audis RS-Modelle: Ovale Endrohre, ausgestellte Radläufe und riesige Räder markieren das Topmodell. RS-Logos kleben die Hersteller trotzdem nicht auf die Karosserie. Im Jahr 2008 gelten SUV-Modelle mit gut 2,3 Tonnen Gewicht noch nicht als sportlich – das kommt erst später.
Knapp vier Jahre lang bietet Audi den dicken Eisenguss-Motor im Q7 an, dann wird er dem Hersteller zu durstig. 11,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer sind zu viel für die Statistik. Als Ersatz bleibt nur der deutlich schwächere V8-Diesel mit 4,2 Litern Hubraum und 340 PS. In ein anderes Auto baut Audi den V12 nie.
Knapp 30 gebrauchte Audi Q7 V12 TDI werden im November 2020 bei mobile.de angeboten. Darauf musst Du beim Audi Q7 V12 TDI achten:
- Hohe Kosten bei Versicherung und Steuer
- Bremsen: hoher Verschleiß
- Reparaturkosten, besonders bei Spezialteilen am Antrieb
Der Q7 übernimmt zum Facelift die Mild-Hybrid-Technik des Q8.
Range Rover 4.4 SDV8: Tod wegen der Abgasnorm
Range Rover hat auf dem SUV-Markt eine Sonderstellung. Egal, wie elegant die Autos innen aussehen, der Name bedeutet stets: Gelände. In frühen Jahren genügen dafür wenig Kraft und eine Untersetzung. Mittlerweile sind sie luxuriös, gemütlich und gut motorisiert. Zum Beispiel mit einem kräftigen V8-Diesel mit 4,4 Litern Hubraum und 339 PS.
Mit seinem riesigen Tank (105 Liter) und moderatem Verbrauch (10 bis 11 Liter pro 100 km) bietet der Range hohe Reichweiten. Für 85 Prozent der Kunden genügt das nicht: Sie geben an, mit ihrem Auto ins Gelände zu fahren. Der Range Rover bietet deshalb 90 cm Wattiefe, eine Untersetzung und moderne Assistenten, die abseits der Straße helfen.
Den Motor gibt es aber nur noch in gebrauchten Autos und Bestandfahrzeugen. Seit dem Wechsel auf das Modelljahr 2021 fehlt die Position V8-Diesel in den Prospekten von Range Rover und Range Rover Sport. Es lohnt sich nicht, den Antrieb für die neuen Abgasregeln zu homologieren, denn die Autos laufen voraussichtlich im kommenden Jahr aus. Der Nachfolger dürfte ohne großen Diesel kommen.
Rund 100 Range Rover 4.4 SDV8 sind bei mobile.de inseriert (Stand: November 2020). Darauf musst Du beim Range Rover 4.4 SDV8 achten:
- Lackschäden nach Geländenutzung
- Verschleiß im Fahrwerk
- Fehlerhafte Elektronik
Der Mitbegründer des Luxus-SUV-Segmentes aus dem Hause Jaguar Land Rover.
Porsche Cayenne S Diesel: Der klingt nach Sport
Porsche und Diesel, das passt nicht recht zusammen – findet zumindest Porsche. Selbst im großen SUV Cayenne hält sich der Hersteller zurück und baut erst nach sieben Jahren einen Selbstzünder ein. Die Kunden finden es gut und wünschen sich mehr Leistung. 2012 erfüllt Porsche diesen Wunsch: In der zweiten Cayenne-Generation kommt ein 4,2-Liter-V8 zum Einsatz.
Seine Basis stammt von Audi, die Feinarbeit leistet Zuffenhausen. Dort steigt die Leistung von 340 auf 382 PS – zufällig ein PS mehr als der Sechszylinder im BMW X5 M50d. Besonders gut gelingt die Soundkulisse: Der Selbstzünder klingt nicht nach Diesel, sondern nach Volumen. Er wummert sanft und nagelt wenig.
Die Kombination aus Cayenne und Diesel fährt so gut, dass im Nachfolger wieder einer kommen soll. Doch der VW-Abgasskandal stört den Plan. Bevor Porsche einen Selbstzünder in die Produktion einsortieren kann, wendet sich der Hersteller von dieser Antriebsart ab. Der letzte Cayenne mit einem V8-Diesel wird 2018 gebaut.
Knapp 500 Porsche Cayenne S Diesel werden auf mobile.de angeboten (Stand: November 2020). Darauf musst Du beim Porsche Cayenne S Diesel achten:
- Bremsenverschleiß
- Undichtigkeiten im Luftfahrwerk
- Ölverlust
Mit dem Porsche Cayenne betritt der Sportwagenhersteller 2002 erstmals das SUV-Terrain.
BMW 125d:
Wie bitte, ein Vierzylinder in dieser Liste? Ja, der gehört hier rein. Denn mehr als 220 Diesel-PS in einem kompakten Auto sind ein Spitzenwert. Zur Einordnung: Etwas Vergleichbares baut VW erst in Passat oder Tiguan ein, Mercedes ab der C-Klasse. Zwischen 2012 und 2019 führt BMW die Golfklasse dieselseitig mit einem Vorsprung von zuletzt 34 PS an.
Der große Selbstzünder im 1er läuft mit der Baureihe F20 aus. Das bedeutet nicht das Ende des Antriebs im kleinsten BMW. Sein Nachfolger, Generation F40, bekommt stärkeren Ersatz: BMW plant einen neuen 125d mit 231 PS. Schade nur, dass der sich in der neuen Frontantriebsplattform wohl anders anfühlen wird.
155 BMW 125d sind im Herbst 2020 auf mobile.de inseriert. Darauf musst Du beim BMW 125d achten:
- Schleifende Steuerketten (bis Anfang 2015)
- Federn und Federteller (Rost!)
- Funktion der Handbremse
Der Vierzylinder leistet mehr als 200 Diesel-PS in einem kompakten Auto
Top 7 Power-Diesel, die nicht mehr dieseln dürfen (Galerie)
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