Wagenheber ansetzen: Wie funktioniert es?
Die meisten Wagenheber kommen zweimal pro Jahr zum Einsatz. Wer einen Platten hat, muss das Teil ebenfalls hervorkramen. Lies hier, wie Du es richtig ansetzt.
Der Reifen ist platt und es zieht ein Unwetter auf. Oder Du willst von Sommerreifen auf Winterreifen wechseln und plötzlich fängt es an zu schneien? Dann trifft Dich Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Doch selbst wenn Du noch nie einen Wagenheber in der Hand hattest, ist das kein Grund zur Panik. Die Arbeit mit diesem zugegebenermaßen großen Werkzeug ist nicht schwierig. Wir erklären Dir Schritt für Schritt, wie Du einen Wagenheber richtig ansetzt und was Du sonst noch zum Reifenwechsel benötigst.
Der BMW 3er E46 ist das letzte bayerische Cabrio der Baureihe mit Stoffverdeck.
Welche Funktion hat ein Wagenheber?
Einen Wagenheber musst Du benutzen, wenn Du selbst die Reifen bei Deinem Fahrzeug wechseln willst. Der Serien-Wagenheber Deines Fahrzeugs, falls Du so einen hast, liegt meist im Kofferraum beim Ersatzreifen oder dem Reifen-Pannenset. Mit dem mitgelieferten Wagenheber lässt sich das Auto jeweils an einem Rad anheben, so dass der Reifen keinen Bodenkontakt mehr hat. Werkstätten nutzen einen hydraulischen Wagenheber eher selten – sie fahren das Auto auf eine Hebebühne und können so, wenn nötig, alle vier Reifen gleichzeitig wechseln. Das spart Zeit.
Wagenheber ansetzen und nutzen
Den Wagenheber einfach unters Auto schieben, ansetzen und hochpumpen, ist keine gute Idee. Denn der Heber kann das Auto nur an bestimmten vom Hersteller freigegebenen Punkten an der Karosserie schadenfrei anheben. Deshalb musst Du ihn korrekt ansetzen.
Vorbereitung
Bevor Du den Reifen demontierst, ganz gleich ob vorne oder hinten, such zuerst Dein Werkzeug zusammen, wie:
- Wagenheber
- Radschlüssel
- Holzkeil oder Kunststoffblock
- Drehmomentschlüssel mit passender Werkzeugnuss
Das Auto parkst Du am besten auf einer ebenen Fläche, ziehst die Handbremse an und legst einen Gang ein. Damit schützt Du das Auto vor dem Wegrollen. Bei DSG- oder Automatikgetrieben stell den Gangwählhebel auf „P“. Achte darauf, dass der Boden hart ist, nicht nachgeben kann und der Wagenheber nicht bei voller Belastung einsinkt. Wichtig ist auch, die Tragfähigkeit zu kontrollieren. Mit einem Werkzeug für 1,5 Tonnen kannst Du kein 2-Tonnen-SUV anheben. Nach dem Ansetzen würde es zusammenbrechen oder Du kannst das Auto für den Radwechsel erst gar nicht anheben.
Den richtigen Punkt finden
Um Schäden an der Karosserie des Fahrzeugs zu vermeiden, musst Du den hydraulischen Wagenheber korrekt ansetzen. Die richtige Stelle findest Du in der Bedienungsanleitung Deines Fahrzeugs oder auch am unteren Seitenschweller vorne und hinten. Mit einem Pfeil markieren die meisten Hersteller die Stelle, an der Du ansetzen kannst. Es gibt aber auch Hersteller (wie bei älteren Mercedes-Modellen), die spezielle Aufnahmen in den Seitenschweller vorne und hinten integrieren. Die liegen meist hinter einer Kunststoffkappe.
Anleitung für das Ansetzen
Benutzt Du einen externen hydraulischen Wagenheber, leg einen Kunststoffblock oder Holzkeil auf den Aufnahmebock. Der gibt etwas nach und verursacht keine Kratzer. Dann kannst Du den hydraulischen Wagenheber soweit hochpumpen, dass das Rad entlastet wird. Bevor das Rad ganz in der Luft schwebt, löst Du die Radmuttern leicht. Dafür eignet sich das Radkreuz oder notfalls eine Ratsche mit Verlängerung der passenden Nuss. Sitzen die Radmuttern sehr fest, hilft eine Verlängerung, die Du über das Radkreuz stülpst. Auf keinen Fall eignet sich ein Drehmomentschlüssel fürs Lösen.
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Radwechsel vornehmen
1. Nachdem Du die Radmuttern leicht gelöst hast, kannst Du das Auto weiter nach oben pumpen. Und zwar so lange, bis der Reifen keinen Kontakt mehr zur Straße hat.
2. Danach löst Du alle Muttern der Felge mit der Hand, dem Radkreuz oder einer Ratsche komplett und nimmst den alten Reifen ab.
3. Damit die Radmuttern der Felge nicht verloren gehen, lege sie am besten in eine Schale. Um die Reifen nicht zu verwechseln, markierst Du sie mit Kreide auf den Flanken. „VR“ steht dann für vorne rechts, "HL" für hinten links.
4. Positioniere und setze Heber und Werkzeug so, dass keiner drüber stolpert und so, dass der Heber nicht aus Versehen abgesenkt werden kann.
5. Vor der Montage des anderen Reifens säuberst Du Radnabe und Radmuttern mit einer Drahtbürste und entfernst Schmutz und Flugrost.
6. Die Felge des neuen Reifens positionierst Du so auf der Radnabe, dass die Löcher für die Radmuttern über dem passenden Gewinde stehen. Dann drehst Du die Muttern nacheinander mit der Hand ein, so dass das Rad fest und plan auf der Nabe sitzt. Mit dem Radkreuz kannst Du die Muttern noch mal über Kreuz leicht nachziehen.
7. Nun lässt Du das Fahrzeug wieder ab, indem Du den hydraulischen Wagenheber entspannst oder die Spindel zurückdrehst.
8. Mit einem Drehmomentschlüssel ziehst Du die Radmuttern über Kreuz mit dem passenden Drehmoment fest. Die Angaben findest Du im Bedienungshandbuch des Fahrzeugs. Hast Du keinen Drehmomentschlüssel, leihe Dir einen aus. Es nutzt nichts, wenn Du die Schrauben per Gefühl voll anknallst und das Gewinde dadurch kaputt geht.
Was passiert, wenn Du den Wagenheber falsch ansetzt?
Wenn der Wagenheber an der falschen Stelle sitzt, kann er am Fahrzeug abrutschen. Das kann teuer und gefährlich werden. Teuer, weil er das Blech am Unterboden oder Seitenschweller des Fahrzeugs eindrücken und zerkratzen kann. Dann muss die Stelle repariert werden. Rutscht das Werkzeug vollständig ab, kann die Fahrzeugseite ohne Reifen auf den Boden abrutschen und Bremsscheibe und andere Teile des Fahrwerks verbiegen.
Für Dich wird es gefährlich, wenn Dein Bein unter dem Fahrzeug liegt und es unter dem Auto eingeklemmt wird. Deshalb eine Warnung: Arbeite immer außerhalb des Fahrzeugs und lege niemals Arme oder Beine zum Arbeiten unters Auto, wenn das Fahrzeug nur mit einem Wagenheber aufgebockt ist. Wenn Du tatsächlich unterm Auto arbeiten möchtest, sichere das Fahrzeug mit speziellen Unterstellböcken ab.
Worauf musst Du noch achten?
Wagenheber, die zum Fahrzeug gehören, sind meist klein und unpraktisch. Willst Du regelmäßig die Reifen wechseln, investiere lieber in einen großen hydraulischen Rangier-Wagenheber. Stabile Wagenheber aus massivem Metall sind meist günstiger als Alu-Wagenheber, verrichten ihre Arbeit aber genauso gut. Achte beim Kauf auf eine gültige EC-Norm oder das TÜV-Prüfsiegel, stabile Hebearme und gute Rollen. Denn mit dem richtigen Werkzeug geht die Arbeit am Auto leichter von der Hand.
Wagenheber-Testsieger war in den vergangenen Monaten bei verschiedenen Autofachzeitschriften der Bahco BH 1200. Mit rund 200 Euro ist das Werkzeug aber verhältnismäßig teurer. Der Güde GRH 2,5/460 AL kostet rund 125 Euro und konnte die Tester ebenfalls überzeugen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bei Wagenhebern bietet der Unitec 10008 für unter 30 Euro.
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