INDIAN SCOUT LM CREATIONS – HASTY FLAMING BUFFALO (one from one)
Was wäre, wenn sich das visuelle Design von Motorrädern in den letzten einhundert Jahren nie weiterentwickelt hätte, wohl aber ihre Technik? Zugegeben, eine sehr hypothetische Frage – auf die Designer und Customizer Luuc Muis mit dem Umbau der Indian Scout LM aber eine gewaltige Antwort gefunden hat.
Indian Scout – Der Motor wird am Ende als einziges Teil original bleiben.
Ein komplettes Rahmenkonzept für den Zweizylinder wird entwickelt. Mittels eines Scanners wird der Motor komplett digitalisiert, um die exakten Abmessungen zu erhalten. Über einen 2-D-Entwurf als Referenz nimmt der Rahmen eine 3-D-Form an.
In diesem Prozess erzeugt Luuc sechzehn Teile, die aus massivem Aluminium gefräßt werden müssen. Bei Scheffers Engineering in Norwegen entsteht aus diesen Einzelteilen in Verbindung mit einigen Rohren ein dreiteiliger Aluminium-Rahmen. Der verzichtet übrigens auf ein klassisches Rückgrat. Dort, wo das normalerweise sitzt, wird später der Tank die tragende Funktion übernehmen.
Indian Scout – Hinterradaufhängung von Mountainbikes inspiriert.
Und noch was finden wir sensationell gelöst: Auf den ersten Blick wirkt der Rahmen starr, wie es sich für einen alten Boardtracker gehört. Wer aber genau hinschaut, wird die Zentralfederung unter dem Sattel erkennen. Die komplette Hinterradaufhängung wird so zu einem einzigartigen System, das von modernen Mountainbikes inspiriert ist.
Beim genauen Blick auf das aus Blech handgefertigte Spritgefäß wird klar, warum. Es trägt nämlich mehrere Komponenten in sich. Wer genau hinschaut, wird erkennen, dass der Tank geteilt ist. Im linken und mittleren Bereich sitzt das eigentliche Spritgefäß. Auf der rechten Seite dagegen ist unter der Tankhälften-Attrappe Platz für die aufwendige Elektronik, die ein modernes Bike braucht, dazu das Drosselklappengehäuse und die Benzinpumpe.
»Der Tank war tatsächlich eine größere Herausforderung als der Rahmen«
Um eine möglichst minimale Elektrik zu gewährleisten, setzt Luuc auf ein Steuergerät von Motogadget und ein Managementsystem von MaxxECU. Tatsächlich weist er damit einen Weg, wie eine cleane Optik bei aktuellen Motorrädern mit all ihren Features funktionieren kann, der Designer wird zum Vorreiter. Dazu entwickelt DNA Performance einen einzigartigen Luftfilter, der ebenfalls exakt unter den Tank passt.
Unter der Sattelstütze befindet sich die zentrale Federung von Kustom Tech. Die Drahtsicherungen an den Schrauben dienen nur optischen ZweckenJSR Service produziert einen Satz einmaliger Speichenfelgen, ausgestattet mit einem Moto-Master-Bremssystem und Brembo-Sätteln. Parallel baut Old Dutch Leatherworks einen passenden Sattel, Kellermann liefert lächerlich kleine Rücklichter, die auch als Bremslichter fungieren und unterm Sitz montiert werden.
Vollcarbon-Gabel mit diamantgeschliffenen, keramikbeschichteten Gabelrohren.
Mit einem gemieteten Transporter und der halbfertigen Scout im Gepäck fährt der Holländer die 1200 Kilometer nach Slowenien zur Titan-Gießerei der Auspuffexperten. Dort kommt das Motorrad auf die Bühne, der Bau von Prototyp-Rohren beginnt. Als alle zufrieden sind, werden diese Prototypen aus Titan nachgebaut, wodurch sie sehr simpel und sauber wirken. Nur eine kleine Lasergravur an den Rohrenden kommt noch dazu.
Einer der wenigen Unterschiede zwischen Design und Endprodukt war die Auspuffanlage, direkt am Bike angepasst, visualisiert und schließlich aus Titan gegossen bei Akrapovic in Slowenien.
Die ist aber mittlerweile erfolgt, »ich konnte es nicht erwarten, sie endlich zu hören und zu sehen, wie die Titanrohre sich blau verfärben«. Der Designer hat am Ende seinen eigenen Anspruch vollends erfüllt. Das Bike mit dem sperrigen Namen – hasty bedeutet hastig, ihr wisst nun warum – ist ein klassischer Boardtracker mit modernster Technik. Und wahrhaft eine brillante Hommage an Indians ruhmreiche Vergangenheit.
Herstellungskosten 95.000€