Die VW-Modelle wurden immer größer, das hart umkämpfte und dabei wenig lukrative Mini-Segment schien Volkswagen nicht sonderlich zu interessieren. Diese Haltung änderte sich Ende 2011 mit der Markteinführung des VW up!, wobei schnell deutlich wurde: Der Hersteller hatte mit dem up! in seinem Markenverbund viel vor. Mit dem up! setzte Volkswagen nicht nur in der Schreibweise ein deutliches Ausrufezeichen und verband dies mit einer Ansage an die Konkurrenz von Fiat, Smart und Renault. Nur 3,54 Meter lang und 1,64 Meter breit, aber in Verarbeitung und Motorisierung ein echter Volkswagen zum Einstiegspreis von unter 10.000 Euro – die Karten im Werben um die Kunden im Kleinstwagengeschäft wurden neu gemischt. Seitdem findet der VW up! in Deutschland pro Jahr rund 40.000 neue Abnehmer, darunter sind auch die zahlreichen Derivate des Stadtflitzers, wie beispielsweise der 2013 vorgestellte e-up!, die vollelektrifizierte E-Auto-Variante. Dabei hat der VW up! viele Stärken, aber auch einige Schwächen.
„Es kommt nicht auf die Größe an!“, lautet eine immer wieder gern zitierte Formel. Beim Automobilkauf stimmt dies nur bedingt. Der Trend zu immer größeren Fahrzeugen ist stabil, Kleinwagen besetzen lediglich eine Nische, wenn auch eine wichtige. Der VW up! ist solch ein Nischenfahrzeug, konzipiert in erster Linie für eine junge, urbane Kundschaft, aber auch für Menschen, die in der Regel maximal zu zweit unterwegs sind und wenig zu transportieren haben. Der VW up! ist klein und wendig, wird mit Benzin, Gas oder Strom betrieben, ist in höchstem Maße durch die Kunden individualisierbar und dabei noch nicht mal allzu teuer. Letzteres ist natürlich eine Frage der Perspektive, sind 12.000 oder 13.000 Euro für ein Fahrzeug aus dem Kleinstwagensegment natürlich auch nicht eben wenig Geld. Wobei es Volkswagen gelungen ist, das Preisniveau beim konventionellen up! seit seiner Markteinführung 2011 in etwa auf Höhe der Konkurrenten Fiat 500, Renault Twingo oder später dem Opel Adam zu halten.
Einstiegspreis unter 10.000 Euro
Sehr bewusst bot Volkswagen 2011 den günstigsten VW up! mit 9850 Euro knapp unter der kritischen 10.000-Euro-Grenze an. Und selbst nach dem ersten Facelift 2016 blieb dieser passable Einstiegspreis erhalten, auch wenn die Kunden dafür lediglich eine karg ausgestattete Version des up! bekamen. Anders als bei den sonstigen Modellen üblich, verzichtet Volkswagen beim up! auf die Ausstattungsbezeichnungen „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“, sie heißen beim Kleinen stattdessen „take up!“, „move up!“ und „high up!“. Die Basisausstattung verzichtete dabei unter anderem auf elektrische Fensterheber und eine Zentralverriegelung. Beides fand sich in den höherwertigen Ausstattungslinien Move und High, die dann allerdings zum Teil deutlich über 10.000 Euro kosteten. Anfangs war der up! lediglich als Dreitürer mit Schaltgetriebe im Angebot, die fünftürige Version sowie das Automatikgetriebe folgten im Mai 2012.
Drei-Zylinder mit recht hohem Verbrauch
Der für den europäischen Markt ausschließlich bei Volkswagen Slovakia in Bratislava produzierte VW up! startete mit einem Drei-Zylinder-Reihenmotor, der über einen Liter Hubraum und wahlweise über 60 PS oder 75 PS verfügte. In der Kritik stand seinerzeit wiederholt der recht hohe Verbrauch des Benziners. Der kleine Motor gönnte sich im Stadtverkehr knapp sieben Liter Super, bei der großen Variante wurden im Alltagsbetrieb sogar bis zu neun Liter auf 100 Kilometer gemessen. Favorit der meisten Tester war deshalb der 60-PS-Motor, zumal das Leistungsplus von 15 PS im realen Stadtverkehr kaum zum Tragen kommt. Auf einen Dieselmotor wurde beim VW up! aus Kostengründen verzichtet, außerdem ist der Markt für Selbstzünder im Kleistwagensegment ohnehin sehr begrenzt. Ende 2012 erweiterte Volkswagen die Motorenauswahl beim up! um ein 68 PS starkes EcoFuel-Triebwerk. Das Erdgas-Modell VW Eco-up! lag preislich zwischen 2000 bis 3000 Euro über den Basis-Benzinern, rechnete sich also nur für Vielfahrer, die zudem bei einer im Praxistest ermittelten Reichweite von nur knapp 300 Kilometern die nächste CNG-Tankstelle immer im Blick haben mussten.
e-up! – Elektromobil mit schwankender Reichweite
Der VW up! ist Teil des „New Small Family“-Baukastensystems bei Volkswagen. Die nahezu baugleichen Modelle Škoda Citigo und Seat Mii kamen fast zeitgleich mit dem up! auf den Markt. Rechnet man die drei Schwestermodelle zusammen, so hält Volkswagen mit diesem Trio rund ein Viertel des Kleinstwagen-Marktes in Deutschland. Die härtesten Konkurrenten sind Fiat 500 und Smart Fortwo. Der Erfolg des up! hat auch damit zu tun, dass die Modellfamilie immer wieder erweitert und für neue Kunden interessant gemacht wurde. Der größte Technologiesprung kam 2013 mit der Einführung des vollelektrischen VW e-up!. Der kleine Stromer verfügt über eine Reichweite zwischen 80 und 160 Kilometer, ist also stark abhängig von Fahrweise, Beladung und der Außentemperatur. Die maximale Leistung beträgt 82 PS und wird von einem am Boden verbauten 240 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterieblock mit einer Kapazität von knapp 19 kWh bereitgestellt. Das Aufladen über das 230-Volt-Hausnetz dauerte im Test rund neun Stunden. Als Höchstgeschwindigkeit nennt Volkswagen 130 km/h, von Null auf 50 beschleunigt der e-up! in 3,5 Sekunden. Trotz seines hohen Grundpreises von 26.900 Euro zählt der VW e-up! zu den beliebtesten Elektrofahrzeugen in Deutschland.
2018 kommt der up! GTI
2014 erweiterte Volkswagen die Modellfamilie um die Nutzfahrzeugvarianten load-up! und e-load-up!. Beide Modelle bieten lediglich zwei vordere Sitze, dahinter trennt ein Gitter die Passagiere vom Laderaum. Bei einer maximalen Nutzlast von 285 Kilogramm entsteht so ein Laderaum von 990 Litern. Zum Vergleich: Das Kofferraumvolumen des Viersitzers beträgt 251 Liter und bei umgeklappter Rückbank 959 Liter. Bei e-up! muss man sich wegen des raumgreifenden Unterflur-Akkus mit weniger als 800 Liter begnügen. 2016 verpasste Volkswagen dem up! eine Auffrischung. Die Ausstattung und die Vernetzungsmöglichkeiten wurden verbessert, außen die Optik modernisiert. Außerdem wurden die Individualisierungsoptionen erweitert, den up! gibt es seitdem in zahlreichen neuen Farb- und Designkombinationen. Unter der Motorhaube findet sich seit dem Facelift ein neues Ein-Liter-Triebwerk, ein 90 PS starker Turbo-Dreizylinder. Damit jedoch nicht genug. Für 2018 ist ein up! GTI angekündigt mit 115 PS und knapp 200 km/h schnell. Die nächste Ansage an die Konkurrenz.