Als VW den ersten Touareg im Jahr 2002 vorstellte, war das Publikum schon darauf vorbereitet, dass von der gutbürgerlichen Marke aus Wolfsburg nun auch echte Oberklasse-Fahrzeuge kommen – ein Jahr zuvor war der Phaeton gestartet.
Die Luxus-Limousine ist vorerst Geschichte. Das große SUV gibt es dagegen noch, und so gebührt ihm mit einem Einstandspreis von 54.400 Euro zumindest vorübergehend die Ehre des Oberhauptes der Volkswagen-Familie. Er füllt diese Rolle mit einer stattlichen, aber nicht protzigen Erscheinung, souveränen Fahrleistungen, hohem Fahrkomfort und üppigem Raumangebot aus.
Flexibler Innenraum
Auf der Rückbank können auch Passagiere mit Gardemaß von zwei Metern noch bequem sitzen. Der Laderaum fasst je nach Stellung der Rücksitzlehnen zwischen 420 und 1575 Litern, womit er annähernd Kombi-Qualitäten erreicht. Zudem gibt sich der Touareg bei der Innenraumgestaltung recht flexibel. Die Rückbank ist verschiebbar, die asymmetrisch geteilten Rücksitze lassen sich gegen Aufpreis sogar elektrisch umklappen.
Die Verarbeitung ist zwar sauber, in der Materialanmutung erreicht der Touareg aber nicht ganz das Niveau der höher positionierten Brüder Porsche Cayenne und Audi Q7. Im unteren Teil des Armaturenbretts und an den Türen findet man wenig schmeichelhaftes und kratzempfindliches Hartplastik. Bis der Touareg als Lounge auf Rädern gelten kann, sind außerdem ein paar zusätzliche Investitionen nötig, etwa in eine Lederausstattung. Die Preisliste bietet dafür zwischen 2400 und 5690 Euro diverse Möglichkeiten.
Mit seinem Dreilter-V6-Dieselmotor erreicht der Touareg souveräne Fahrleistungen, die dennoch einen Respektsabstand zur Power eines Porsche Cayenne lassen. Während der schnellste Cayenne in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 spurtet, lässt sich der stärkere der beiden Touaregs 7,3 Sekunden Zeit.
Große Qualitäten als Reisewagen
Auch sonst ist ihm die Rolle des Dynamikers fremd, und einer ausgesprägteren Handlichkeit steht das hohe Gewicht entgegen. Speziell mit seiner optionalen Luftfederung brilliert der große SUV dagegen als Reisewagen, der seine Insassen auch nach langen Autobahn-Etappen entspannt ans Ziel bringt. Auch als Zugfahrzeug verdient sich der Touareg dank seiner hohen zulässigen Anhängelast Meriten.
Für die Stadt ist er dagegen weniger geeignet. Zwar hat man das Geschehen vor der Motorhaube dank der hohen Sitzposition gut im Blick, und der Wendekreis fällt für ein Fahrzeug dieser Größe recht gering aus. Um die Sicht nach hinten ist es aber nicht zum Besten bestellt, und in Parkbuchten droht wegen der Fahrzeugbreite von 2,21 Metern mit Spiegeln Ungemach.
Fazit zum VW Touareg 2 (7P /7PH)
Der VW Touareg ist die richtige Wahl für Käufer, die ein ausgewachsenes SUV fahren wollen, ohne Sozialneid oder andere negative Reaktionen zu provozieren. Diese Wirkungen werden durch das zurückhaltende VW-Design ohne aufgerissenen Schlund an der Front weitestgehend vermieden.
Das ändert nichts daran, dass der in Bratislava gefertigte Wolfsburger ein Luxusgeschöpf ist – im Guten wie im Schlechten. Er wirkt auch qualitativ wie aus dem Vollen gefräst, bietet viel Platz im Innen- und Kofferraum und den Komfort und die souveränen Fahrleistungen des schweren Reisewagens. Andererseits steht es um seine Kosten- und Ökobilanz nicht zum Besten. Der Startpreis von 54.400 Euro und der Normverbrauch von unter sieben Litern stehen nur auf dem Papier und werden in der Praxis oft dramatisch übertroffen.
Wer auf ein klein wenig Opulenz verzichten kann, findet im schlankeren und moderneren VW Tiguan die vernünftigere Alternative. Für 2017 steht dem Touareg ein Modellwechsel ins Haus. Man merkt es daran, dass er nur noch mit einem Dieselmotor in zwei Leistungsstufen lieferbar ist. Die zwischendurch erhältliche Hybridvariante wurde im Mai 2015 still und heimlich eingestellt. Ihr Verkaufsanteil lag bei unter einem Prozent.