Mit dem Golf Country waren sie damals ihrer Zeit voraus. Doch diesmal haben die VW-Manager den Trend zum Kompaktwagen mit Offraod-Allüren verschlafen. Denn so erfolgreich der große Tiguan als moderne Alternative zum Familienkombi sein mag, so blank war das VW-Programm bislang bei einem coolen Kompakten für moderne Großstädter. Diese Lücke schließt seit Herbst 2017 der VW T-Roc. Als eine Art modischer Golf auf Stelzen basiert auch er auf dem modularen Querbaukasten des VW Konzerns und bietet deshalb die gleiche Technik wie Golf und Tiguan, hat aber mit seiner 4,23 Meter kurzen Coupé-Silhouette, dem frechen Design der ersten Studie aus dem Jahr 2014 und einer mutigen Farbpalette den sehr viel frecheren Auftritt. Den wird er allerdings auch brauchen. Denn in keinem anderen Segment gibt es mit Konkurrenten wie dem Kia Stonic, dem Hyundai Kona, dem Renault Captur oder dem Citroën C3 Aircross so viele Charakterköpfe wie in diesem.
Bei den Kritikern ist der T-Roc bestens angekommen
Alle Welt lobt VW für den frischen Stil und den frechen Auftritt des kleinen Geländewagens, der genauso erfrischend fährt wie er aussieht. Aber er gilt nicht nur als pfiffig, sondern auch als praktisch, weil VW auf vergleichsweise kleiner Fläche viel Platz geschaffen hat. Dass er trotzdem eher ein Pärchenauto ist als eine Familienkutsche liegt allenfalls an der eingeschränkten Variabilität: Eine verschiebbare Rückbank oder besonders pfiffige Ablagen bietet der T-Roc anders als der Tiguan jedenfalls nicht.
Mehr Antriebsalternativen aber keine alternativen Antriebe
Schon in der ersten Welle bietet VW für den T-Roc mehr Antriebsvarianten als die meisten Konkurrenten. So gibt es für den kleinen Geländewagen je drei Benziner und Diesel mit jeweils 115, 150 und 190 PS. Und weil der Wagen mehr als die aktuell 216 km/h Spitze verträgt, wird bereits über eine Sportversion spekuliert. Während die Basismodelle als Fronttriebler und Handschalter ausgeliefert werden, gibt es die 150-PS-Versionen auf Wunsch auch mit dem Allradantrieb 4Motion und einem automatisierten Doppelkupplungsgetriebe. Bei den Varianten mit 190 PS ist beides Serie.
Bei der Zahl der Antriebsalternativen ist der T-Roc damit Spitze. Bei den alternativen Antrieben dagegen muss VW passen. Ein Normverbrauch von 4,9 Litern für den sparsamsten Diesel in der Startaufstellung und eine Zylinderabschaltung für den 150 PS-Benziner – das ist alles, was die Niedersachsen gegen die Hybrid- oder Elektrovarianten vor allem der asiatischen Konkurrenz in die Waagschale werfen können.
Individualität ist Trumpf
Den modischen Anspruch des T-Roc erkannte man auch bei der Ausstattungspolitik. Denn VW löst die üblichen Hierarchien auf und stellt dem mit Klimaanlage, Infotainment und bereits reichlich Zierrat ausgestatteten Basismodell die zwei gleichwertigen Designvarianten „Style“ und „Sport“ zur Seite, bei denen die Mehrausstattung mehrheitlich dem optischen Auftritt dient. Auch darüber hinaus setzt VW mehr denn je auf die Mode. Zwar gibt es auch reichlich Funktionsausstattung wie das digitale Cockpit, die LED-Scheinwerfer oder die elektrische Heckklappe und auch das Sicherheitspaket mit sechs Airbags, Umfelderkennung samt City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung oder Spurwechselassistent kann man mit einer automatischen Abstandsregelung oder einem Müdigkeitsassistenten weiter aufrüsten. Doch mit zahlreichen Dekor- und Designpaketen, Kontrastfarben und Zierelementen bietet der T-Roc mehr Möglichkeiten zur Individualisierung als jeder andere VW.
Die Preise für den T-Roc beginnen bei 20.390 Euro und liegen damit nur 1.000 Euro über einem vergleichbaren Golf. Selbst wenn die Konkurrenz aus Korea zum Teil 5.000 Euro günstiger ist und auch Opel Mokka X etwa 1.000 Euro weniger kostet, ist das für VW ein attraktiver Preis. Allerdings kann das Vergnügen nach oben raus teuer werden: Schon ohne Extras steht der 190 PS-Benziner mit Allrad, DSG und „Sport“-Ausstattung mit 30.800 Euro in der Liste, und wenn man alle Kreuzchen macht, sind die 40.000 Euro nicht mehr weit. Wenigstens da ist auch der T-Roc ein VW wie jeder andere.
Fazit zum VW T-Roc
Außen chic, innen pfiffig, aufgeweckt gezeichnet und putzmunter zu fahren und bei allem jugendlichen Übermut unter dem Blech dank des Modularen Querbaukastens grundsolide – so wird der T-Roc zum ersten frischen und frechen VW seit Jahren und hat selbst als Nachzügler gute Chancen, das Feld der kompakten Geländewagen für junge und jung gebliebene Großstädter erfolgreich von hinten aufzurollen. Doch mit seinem Zuschnitt wird er nicht nur Konkurrenten wie dem Opel Mokka, dem Kia Stonic oder dem Seat Ateca gefährlich. Als hippe Alternative zum gewöhnlichen Kompakten dürfte er auch gehörig am Thron des Golf rütteln.
Karosserie hin, dritte Sitzreihe her – mit einem klassischen Van kann der VW Tiguan auch in der Allspace-Variante nicht konkurrieren. Aber die 20 Zentimeter mehr Länge sind dennoch ein Gewinn, weil sie mehr Platz und damit mehr Möglichkeiten schaffen. Solange man nur zu fünft ist, genießt man auf der verschiebbaren Rückbank spürbar mehr Beinfreiheit. Zur Not ist eine kurze Fahrt in der dritten Reihe immer noch besser als ein langer Fußweg. So wird der Allspace zwar nicht zum vollwertigen Ersatz, aber doch zu einer Alternative für den Touran und macht das, was ihm zur ultimativen Familienkutsche an Praktikabilität noch fehlen mag, mit dem Sexappeal des SUV locker wett.