Ob als Fünf-, Sechs- oder Sieben-Sitzer, mit mehr oder weniger Stauraum – der VW Sharan lässt sich den individuellen Bedürfnissen nahezu perfekt anpassen. Sein Sicherheitskonzept überzeugt, Technik und Ausstattung hielten sich über die gesamte Modellhistorie stets auf hohem Niveau. Seine hohe Alltagstauglichkeit ist unbestritten, solange man nicht allzu häufig durch schmale Gassen oder in enge Parkhäuser fahren muss. Zur Markteinführung 1995 gab es die Großraumlimousine gleich dreifach: Die Modelle VW Sharan, Seat Alhambra und Ford Galaxy erschienen in Zusammenarbeit nahezu baugleich. 2006 stieg Ford aus der Kooperation mit Volkswagen aus, fortan liefen nur noch die Schwestermodelle Sharan und Alhambra im portugiesischen Palmela vom Band. Die Produktionszahlen waren trotz des wachsenden Drucks durch SUV und vergleichbare VW-Modelle stets gut, so dass Volkswagen den Sharan über die Jahre nur moderat verändern musste. Für flüchtige Betrachter sieht das aktuelle Modell im Großen und Ganzen aus wie der VW Sharan der ersten Generation (1995-2010).
Eine Großraumlimousine für junge Familien und Vielfahrer – die Zielgruppe war klar definiert. Allerdings verfügte Volkswagen Anfang der 90er-Jahre über wenig Erfahrung im Van-Segment. So beschlossen die Wolfsburger eine Kooperation mit Ford, um die Kosten und Risiken überschaubar zu halten. Das Ergebnis war ein automobiles Trio, drei nahezu baugleiche Modelle – der VW Sharan, der Seat Alhambra und der Ford Galaxy. 2006 beendete Ford die Zusammenarbeit, die beiden Vans des Volkswagen-Konzerns werden bis heute im portugiesischen Werk Palmela hergestellt. Im Laufe seiner bis ins Jahr 1995 zurückreichenden Modellhistorie wurde der vielseitige VW Sharan stets nur moderat dem Zeitgeist und den technischen Möglichkeiten angepasst.
Viel Platz und Variabilität
Zum Marktstart war man sich bei Volkswagen nicht sicher, ob mit dem VW Sharan der Nerv der Kundschaft getroffen würde. Fünf Jahre später war klar, dass die Großraumlimousine ein langfristiger Erfolg sein würde. Allein zwischen 1995 und 2000 konnte VW rund 250.000 Fahrzeuge absetzen. Der Van hatte seine Anhängerschaft gefunden, im Wesentlichen junge Familien mit mehreren Kindern.
Der größte Pkw im VW-Produktportfolio punktete vor allem mit viel Platz und einer zuvor im Pkw-Bereich nicht gekannten Variabilität im Innenraum. Der Sharan konnte Fünf-, Sechs- oder Siebensitzer sein, die vorderen Sitze ließen sich um 180 Grad drehen, die hinteren umgruppieren, umklappen oder komplett entfernen. Ab der 2. Sharan-Generation konnten die Einzelsitze der dritten Reihe sogar komplett im Boden versenkt werden, die zweite Reihe ließ sich einfach umklappen. Zwei Maßnahmen, die die maximale Zuladung zwar leicht verringerten, aber wesentlich praktischer als das ursprüngliche System waren.
Baugleiches Trio
Bereits die 1. Generation des VW Sharan (1995-2010) ließ Volkswagen in Palmela fertigen, und zwar über einen Zeitraum von 15 Jahren, was für einen Pkw ein überaus langer Produktionszyklus ist. Das Besondere: Neben dem VW Sharan waren die nahezu baugleichen Seat Alhambra und (bis 2006) Ford Galaxy am Markt. Die drei Modelle unterschieden sich vor allem an zwei Dingen: am Markenlogo und am Preis. Bei gleicher Ausstattung war der VW Sharan bis zu 2.500 Euro teurer als seine beiden Schwestermodelle – und verkaufte sich in Deutschland dennoch besser. Der Markenname Volkswagen rechtfertigte aus Kundensicht offensichtlich den Preisaufschlag. Im restlichen Europa zog das für Volkswagen geldwerte Markenimage nicht. In Großbritannien beispielsweise fand der Ford Galaxy mehr Käufer als der VW Sharan.
Anfälliges Fahrwerk
Volkswagen setzte beim VW Sharan I über die Jahre auf kleinere Verbesserungen und Erweiterungen wie etwa eine Vergrößerung der zur Verfügung stehenden Motorenpalette. Schon 1996 kamen ein VR6-Motor mit Allrad sowie ein Dieseltriebwerk mit 150 PS ins Angebot. Größere Modellpflege betrieb Volkswagen beim VW Sharan in den Jahren 2000 und 2004, in dem Zeitraum wurden die Motoren angepasst und die neuen Modelle mit geänderten Rückleuchten und Seitenblinkern in den Außenspiegeln ausgestattet wurden.
In den Werkstätten machte die erste Sharan Generation mit einer Reihe von Qualitätsmängeln negativ auf sich aufmerksam. Die schwere Großraumlimousine basierte technisch auf kleineren Marken-Modellen wie Golf und Passat, was zu höherem Verschleiß an Fahrwerksteilen wie etwa den vorderen Radaufhängungen führte. Ab 2003 bekam der VW Sharan mit dem Touran Konkurrenz aus dem eigenen Hause, ebenso wie die zunehmende Zahl an SUV generell dem Van-Segment zu schaffen machte. Ab 2006 ergänzte ein Sharan mit LPG-Gasanlage die Modellpalette. 2010 stellte Volkswagen den Nachfolger des VW Sharan I vor.
Kleiner Bruder des Bulli
Auch der VW Sharan II und sein baugleiches Schwestermodell Seat Alhambra II werden in Palmela gefertigt. Der neue Sharan basiert auf dem VW Passat B6 und vereinigt Stilelemente des Touareg und des Touran. Augenfälligste Neuerung: die hintere Schiebetür statt der bisherigen Klapptür, die es optional auch elektrisch betrieben gibt und die in der Ausstattungsvariante Highline serienmäßig verbaut ist. Der neue Sharan ist rund 20 Zentimeter länger und knapp zehn Zeitmeter breiter, womit der variable Van maximal bis zu 2430 Liter Stauraum bietet und damit als kleiner Bruder des T6-Bullis gilt. Zusätzlich finden sich bis zu 33 kleinere Ablagemöglichkeiten. Die überwiegende Zahl der Käufer entscheidet sich beim Sharan für einen Diesel, zwischen 2010 und 2015 waren es über 80 Prozent. In Deutschland als „Mama-Mobil“ für die Großfamilie belächelt, findet das Modell in Europa auch bei Hobby-Sportlern und Geschäftsleuten Anklang. In Asien ist der Sharan bei Geschäftsleuten ein beliebter Business-Van, häufig in der Version mit sechs Sitzen in drei Reihen. Während andere Hersteller wie beispielsweise Renault dem Van-Segment skeptisch gegenüberstehen und ihre Großraumlimousinen zu Crossover-SUVs umrüsten, machte Volkswagen 2015 den bis dahin insgesamt über 800.000 Mal verkauften Sharan mit einem Facelift zukunftstauglich. Die neuen Verkaufsargumente: verbrauchsärmere Motoren und moderne Infotainment-Systeme. Dass der VW Sharan auch nach der Produktaufwertung nicht mehr an die Verkaufszahlen der 90er-Jahre anknüpfen kann, liegt weniger an langjährigen Mitbewerbern wie dem Opel Zafira als an der hausgemachten Konkurrenz. Seit einigen Jahren dominiert jetzt der VW Touran die Klasse der Vans.