Daran konnte auch der 2013 von Volkswagen präsentierte VW e-up! nichts ändern, der technisch auf dem seit 2011 produzierten konventionellen VW up! basiert. Denn während der up! im Kleinstwagen-Segment mit jährlich deutlich mehr als 30.000 Neuzulassungen in Deutschland sehr erfolgreich ist, tat sich die vollelektrifizierte Variante e-up! schwer. 2014 entschieden sich laut Kraftfahrtbundesamt gerade einmal 919 Käufer für einen neuen e-up!. Hauptgründe für die Kaufzurückhaltung dürften der relativ hohe Anschaffungspreis von 26.900 Euro sowie die eingeschränkte Reichweite des Fahrzeugs sein. Unter Idealbedingungen soll der e-up! nach Werksangaben mit einer Batterieladung bis zu 160 Kilometer bewältigen. Realistisch sind für den wendigen Stadtflitzer allerdings Reichweiten zwischen 80 und 140 Kilometer.
Der VW up! als technische Plattform des e-up! ist Teil des „New Small Family“-Baukastensystems von Volkswagen. Anders als die nahezu baugleichen Modelle Škoda Citigo und Seat Mii, die fast zeitgleich mit dem up! 2011 auf den Markt kamen, existieren vom e-up! keine elektrischen Konzernbrüder – jedenfalls noch nicht. In der Vergangenheit scheute sich Volkswagen, den Elektro-Mini auch für die preissensiblen Konzernmarken Škoda und Seat ins Angebot zu nehmen. Verschiedene Fachmedien spekulieren allerdings über VW-Elektrovarianten aus Tschechien und Spanien, die mit der zweiten Generation des e-up! realisiert werden könnten. Der VW e-up! gehört – trotz der im Vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen immer noch sehr geringen Neuwagenzulassungen – zu den beliebtesten Elektrofahrzeugen in Deutschland.
Im wahrsten Sinne ein Nischenfahrzeug
Der serienmäßig viertürige e-up! misst 3,60 Meter in der Länge und 1,64 Meter in der Breite – er ist im wahrsten Sinne ein Nischenfahrzeug, wie gemacht für die zumeist kleinen Parklücken in den Städten. Sein Konzept richtet sich an eine junge, urbane Kundschaft sowie an Menschen, die in der Regel maximal zu zweit unterwegs sind und die Mobilität mit Umweltschutz in Einklang bringen möchten. Volkswagen hat beim up! auf die bewährten Ausstattungsvarianten „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“ verzichtet, und sie stattdessen in „take up!“, „move up!“ und „high up!“ umbenannt. Der VW e-up! ist ausschließlich in der höherwertigen „high up!“-Ausstattung erhältlich. Äußerlich unterscheidet er sich vom Benziner-up! durch die abgedunkelten Scheiben hinten und am Heck.
Maximales Drehmoment steht sofort zur Verfügung
Für den europäischen Markt wird der VW e-up! genauso wie der up! ausschließlich bei Volkswagen Slovakia in Bratislava produziert. Volkswagen war 2013 der letzte namhafte Autohersteller, der sich mit einem Serienfahrzeug auf dem Markt der Elektromobilität wagte. Angetrieben wird der vollelektrische VW e-up! von einem am Wagenboden verbauten 230 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterieblock mit einer Kapazität von 18,7 kWh. Die maximale Leistung des Akkus beträgt 82 PS, das maximale Drehmoment 210 Newtonmeter, die vom Start weg abgerufen werden können. Entsprechend flott beschleunigt das Strom-Mobil von 0 auf 50 (3,5 Sekunden), bei Tempo 100 ist der e-up! frühestens nach 12,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 km/h. Die maximale Reichweite von 160 Kilometern ist mit dem Fuß auf dem Gaspedal jedoch nicht zu realisieren. Auch die Beladung des maximal 795 Liter bietenden Gepäckraums sowie die Außentemperatur beeinflussen den Aktionsradius des e-up!. Energiesparend wirken sich die Betriebsmodi „Eco“ und „Eco Plus“ aus, mit denen Leistung, Höchstgeschwindigkeit und Klimatisierung reduziert werden können.
Betriebskosten sehr gering
Das Aufladen über das 230-Volt-Hausnetz dauerte im Test rund neun Stunden. Schneller geht es an einer so genannten Wallbox, einer Wandladestation. Die Einstiegspreise für so eine private E-Tankstelle liegen zwischen 500 und 700 Euro plus Montage, die üblicherweise im Carport oder in der Garage vorgenommen wird. Der e-up! ist über den Typ-2-Stecker an einer solchen Wallbox in weniger als sechs Stunden wieder voll aufgeladen. Noch flotter sind die öffentlichen Schnell-Ladestationen, an denen der e-up! seinen Akku innerhalb von 30 Minuten zu rund 80 Prozent aufladen kann. Dafür benötigt er allerdings eine CCS-Ladedose, die nicht im Serienumfang enthalten ist und als Sonderausstattung bei Volkswagen 625 Euro extra kostet. Je nachdem, wo man den e-up! ans Stromnetz bringt, schwanken die reinen Betriebskosten für eine Fahrt über 100 Kilometer zwischen drei und vier Euro – günstiger ist motorisierter Individualverkehr auf vier Rädern kaum zu bekommen!
Rascher Wandel auf dem Markt für E-Mobile
2014 erweiterte Volkswagen die Modellfamilie des up! um die Nutzfahrzeugvarianten load-up! und e-load-up!. Der e-load-up! bietet lediglich zwei vordere Sitze, dahinter trennt ein Gitter die Passagiere vom durchgängig ebenen Laderaum. Bei einer maximalen Nutzlast von 285 Kilogramm entsteht so ein Ladevolumen von weniger als 800 Liter. Der e-load-up! richtet sich an Servicedienstleister, Kurier- und Lieferdienste. Das Modelljahr 2018 steht mit 27.495 Euro in der Preisliste. 2016 verpasste Volkswagen dem up! eine Auffrischung, von der auch der e-up! profitierte. Die Vernetzungsmöglichkeiten wurden verbessert sowie die Optik aufgefrischt. Neben dem BMW i3, der allerdings mit einem Preis ab 35.000 Euro eher in der Golf-Liga spielt, sind der Renault Zoe und der Smart forfour ED ernsthafte Mitbewerber für den e-up!. Der Markt für E-Mobile ist allerdings in einem raschen Wandel begriffen, alle großen Fahrzeughersteller suchen nach bezahlbaren und praxistauglichen E-Modellen und rüsten vorhandene Modelle um. Der VW e-up! dürfte deshalb noch lange Teil dieses Umbruchs sein.