Nicht umsonst nutzt er als Basis den VW Rabbit, der in Pennsylvania als amerikanische Variante des Golf vom Band läuft. 1983 kommt der 4,37 Meter lange Pickup dann mit dem vertrauten Interieur des ersten Golf und den altbekannten Motoren allerdings auch nach Europa. Nicht aus Wolfsburg oder dem Nutzfahrzeugwerk in Hannover, sondern aus einem Joint Venture im damals noch jugoslawischen Sarajewo. Auch auf dem Balkan wird der Caddy allerdings nur als Pickup gebaut, findet aber bei Handel, Handwerk und Gewerbe großen Anklang. Nicht zuletzt, weil VW und viele Zulieferer spezielle Aufbauten anbieten, mit denen die offene Pritsche zu einem geschlossenen Kasten wird. Selbst zum Wohnmobil wird der Caddy in jener Zeit umgebaut. Während die Produktion in Sarajewo mit dem Bosnienkrieg 1992 endet, läuft der Golf mit Pritsche am andren Ende der Welt weiter: In Südafrika werden die Caddy-Bänder deshalb erst 2007 abgestellt.
Comeback im Doppelpack
In Europa macht der Caddy dagegen erst einmal Pause, weil sich VW nach dem ungeplanten Produktionsstopp in Jugoslawien zunächst neu sortieren muss. Dafür feiert er drei Jahre später ein Comeback im Doppelpack. Denn ab 1995 bietet VW unter dem internen Code 9KV erst einen Kastenwagen an, bevor 1996 dann auch mit der Projektbezeichnung 9U auch wieder ein Pickup an den Start geht. Allerdings sind beide Modelle keine eigenen Entwicklungen. Der jetzt nur noch 4,12 Meter lange Pickup mit rund 500 Kilo Nutzlast basiert auf dem Skoda Felicia und der Transporter, der als erster Caddy bis zu fünf Sitzplätze bietet, auf dem Seat Inca – und in beiden Fällen hat VW nicht viel mehr als die Markenlogos ausgetauscht.
Mit der vierten Generation reift der Caddy zum Kleinbus
Als nach dem Ende des Pickups im Jahr 2000 und des Inca-Ablegers im Jahr 2003 im Herbst 2003 die vierte Generation des Caddy an den Start geht, macht der Praktiker den nächsten großen Entwicklungsschritt: War er bislang immer ein umgebauter Kleinwagen, dem man wahlweise das Heck beschnitten oder einen Rucksack aufgesetzt hatte, mausert er sich unter dem Typenkürzel 2K zu einem echten VW Bus en minature und bekommt dafür endliche eine Karosserie aus einem Guss. Allerdings ist auch die keine originäre Entwicklung der Nutzfahrzeugsparte. Sondern auch diesmal bedient sich der Caddy einer anderen Baureihe und wird zum ebenso preiswerten wie praktischen Bruder des VW Touran. Den Unterschied machen dabei neben Ambiente und Ausstattung vor allem zwei technische Änderungen: Für mehr Traglast und mehr Ladevolumen bekommt der Caddy Blattfedern und für den leichteren Zugang zwei Schiebetüren wie sein großer Bruder. Angeboten wird er als Kastenwagen, als Kombi mit zweiter Sitzbank sowie als Großraumlimousine „Caddy Life“ mit bis zu sieben Sitzen. Ab 2007 erweitert der um 47 Zentimeter gestreckte Caddy „Maxi“ die Modellfamilie.
2015: Der neue Caddy ist ganz der alte
Nach einer dezenten Modellpflege im Jahr 2010, bei dem der Caddy das damals aktuelle VW-Gesicht mit dem Wappengrill bekommt, feiert VW 2015 das Debüt des „neuen Caddy“. Allerdings ist auch der nur ein diesmal etwas gründlicheres Facelift der Baureihe 2K, bei dem die Niedersachsen die Ausstattung und die Antriebspalette des im polnischen Posen montierten Nutzfahrzeugs auf Vordermann bringen.
Dafür gibt es vier Diesel-Motoren, drei Benzin- und eine Erdgas-Variante, die nun alle die Euro-6-Norm erfüllen und bis zu 28 Prozent weniger verbrauchen. Die Selbstzünder haben alle 2,0 Litern Hubraum, decken ein Leistungsspektrum von 75 PS bis 150 PS ab, die Benziner schöpfen aus 1,0 bis 1,4 Liter Hubraum 84 bis 125 PS.
Neben der Effizienz hat VW vor allem an der Sicherheit des Caddy gearbeitet und deshalb zahlreiche Assistenzsysteme ins Lieferprogramm aufgenommen. So gibt es - zum Teil allerdings nur gegen Aufpreis – unter anderem eine City-Notbremsfunktion, einen Lichtassistenten, die Multikollisionsbremse sowie einen Müdigkeitswarner und einen Tempomaten mit Abstandsregelung.
Auch das Modellprogramm fächert VW ab 2015 weiter auf: Neben Kasten, Kombi und dem Caddy „Life“ für sparsame Familienväter gibt es nun auch einen Caddy „Alltrack“ mit erhöhter Bodenfreiheit und einem SUV-Styling. Und anders als bei Konkurrenten wie dem Renault Kangoo, dem Citroën Berlingo oder dem Peugeot Partner ist das nicht nur Show. Als einziger in seiner Klasse wird der Caddy ab Werk auch mit Allradantrieb angeboten.