Die Umbenennung in Land Cruiser fiel mit dem internationalen Debüt zusammen. Wurden vom Urmodell nur vier Exemplare exportiert, war der Neue vornehmlich für den südamerikanischen Markt bestimmt. 1957 erschien der Land Cruiser das erste Mal offiziell auf dem US-Markt, wo er binnen acht Jahren zum meistverkauften Toyotamodell wurde. Bis heute hat Toyota weit über sechs Millionen Einheiten in über 170 Ländern abgesetzt.
1960 verfeinerte das fürs Grobe gemachte Auto seine Geländefähigkeiten und erhielt erstmals eine echte Geländeuntersetzung, mithilfe von manuell bedienten Freilaufnaben wurde der Frontantrieb zugeschaltet. Es war auch das Jahr der dritten Auflage, die zum einen den ersten großen wirtschaftlichen Erfolg brachte und auch vielen Fans als die schönste Version gilt.
Deutschlandpremiere im Jahr 1977
Weitere wichtige Entwicklungen bis in die siebziger Jahre waren die erste Hardtop-Version mit kurzem Radstand „Vinyl Top“, 1972 die Wiedereinführung des Diesel, nachdem Toyota zwischenzeitlich auschließlich auf starke Sechszylinderbenziner gesetzt hatte und die Deutschland-Premiere des Typs J4 im Jahr 1977.
Zur gleichen Zeit bot Toyota neben „heavy duty“-Versionen mit den traditionell bewährten Blattfedern für den ernst gemeinten Geländeeinsatz erstmals „light duty“-Versionen mit Schraubenfedern an, die als Vorbote der heutigen SUVs gedeutet werden können, die fast nur noch auf der Straße bewegt werden.
Mit neuer Karosserie kam 1985 der J7 auf den Markt, erstmals mit schräg stehender Frontscheibe, Servolenkung und umklappbarer Rücksitzbank. Ein Jahr später debütierte der erste Turbodiesel mit 2,4-Liter-Hubraum, der den gleich großen Sauger ablöste. Die Spitzengeschwindigkeit lag nun bei aus heutiger Sicht noch kümmerlichen 130 km/h.
Die Modellpflege von 1990 brachte dem Land Cruiser zum einen mehr Komfort im Innenraum, aber auch eine verbesserte Geländetechnik, bestehend aus zuschaltbarem Allradantrieb mit Geländereduktion sowie automatischer Differentialsperre an der Hinterachse.
Seit jeher beschränkte Motorenauswahl
Auf einem völlig neuen Fahrwerk bewegte sich die J9-Baureihe mit permanentem Allradantrieb, die 1996 nach elf Jahren den J7 ablöste. Die Kennzeichen waren Einzelradaufhängung vorn und Mehrlenkerachse hinten. Wie zuvor hatten die Kunden die Wahl zwischen zwei Radständen, zwischen dem Drei- und dem Fünftürer. Wie seit jeher war die Motorenauswahl dagegen beschränkt.
So gab es mit dem Facelift von 1999 etwa einen 3,0-Liter-Turbodiesel mit 125 PS und einen 3,4-Liter-V6-Benziner mit 178 PS. Beide Motoren konnten mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe oder einer 4-Gang-Automatik kombiniert werden. Zur Sicherheitsausstattung gehörten Seitenaufprallschutz, zwei Airbags und ABS.
Technische Neuerung im Jahr 2000 war die Umstellung der Turbodiesel auf die effizientere Commonrail-Direkteinspritzung. Das neue Jahrtausend brachte neben einem runden Jubiläum auch dem Geländegänger neue Assistenzsysteme, die für den Straßeneinsatz gedacht sind: In einigen Ausführungen waren Tempomat und die Stabilitätskontrolle VSC serienmäßig.
Das erste Auto am Norpol
2001 dann feierte Toyota den 50. Geburtstags des Land Cruisers mit einem Sondermodell mit Klimaautomatik, Dachreling, Volllederausstattung und polierten Leichtmetallrädern – weitere Indizien, dass der Offroader längst aus seinem angestammten Betätigungsfeld heraus gewachsen war.
Trotzdem blieb sich das japanische Auto auch mit seiner Neuauflage, gezeigt auf dem Pariser Salon 2002, treu. An Geländeeigenschaften hatte der Neue nichts eingebußt, die Fahreigenschaften für die Straße hatte Toyota nochmals verbessert. Beim Komfort im Innenraum sprach der Hersteller jetzt von einem „Niveau von Premium-Limousinen“. Zugleich drang der J9, stark aufgerüstet zwar, neben dem Toyota Hilux als eines der ersten Kraftfahrzeuge bis zum Nordpol vor.
Aber auch die Serienversion bedeutete eine deutliche Weiterentwicklung. Sie bot erstmals ein höhenverstellbares Fahrwerk mit variablen Dämpfern. Bei der Motorleistung erklomm Toyota neue Höhen: Ein neu entwickelter V8-Benziner zog aus 4,6 Litern Hubraum 235 PS, und das „stärkste Dieseltriebwerk auf dem deutschen Geländewagenmarkt“ brachte der Hersteller – 204 PS und 430 Newtonmetern stark.
Ab in den Kriechmodus
Der Land Cruiser wurde serienmäßig mit Diebstahlwarnanlage, ferngesteuerter Zentralverriegelung, Sitzheizung, elektrischen Fensterhebern sowie einer Geschwindigkeitsregelanlage ausgeliefert. Sechs Airbags waren seit 2002 Standard, ab dem Facelift von 2005 gehörte ein automatisch abblendbarer Innenspiegel zur Serienausstattung.
2008 Pflanzte Toyota dem Urgestein auch für Kunden in Europa einen V8-Diesel mit 286 PS und 650 Newtonmeter an maximalem Drehmoment ein. Durchschnittsverbrauch: 10.2 Liter, der V8-Benziner war zwischenzeitlich auf 288 PS erstarkt, er benötigte 14,4 Liter Benzin auf 100 Kilometer (CO2-Ausstoß: 270 bzw. 340 g/km). Auch fürs Gelände gab es neu ein Geschwindigkeitsregelsystem – zum Beispiel auf abschüssigem Gerölluntergrund konnte jetzt in den Kriechmodus geschaltet werden.
2009 rollte der Vorgänger des aktuellen Modells zu den Händlern – abermals dezent der Mode der Zeit angepasst und auch technisch verbessert. So warb Toyota mit einem noch steiferen Leiterrahmen. 2010 brachten die Ingenieure den 3,0 Liter großen Diesel-Vierzylinder unter anderem mittels neuem Rußpartikelfilter auf das Niveau der Abgasnorm Euro 5, zugleich erstarkte der Motor von 173 PS auf 190 PS. Der Normverbrauch lag bei 8,4 Litern (CO2-Ausstoß: 220 g/km).
In der Moderne angekommen
2012 überarbeitete Toyota im Zuge eines Facelifts ebenfalls den 4,5 Liter großen V8-Diesel im Sinne von Euro 5. Die Modellpflege brachte zudem Bi-Xenon-Licht und LED-Tagfahrleuchten sowie einen Wendeassistenten fürs einfachere Rangieren im mindestens 2,6 Tonnen schweren Auto, die Navigation konnte mittlerweile über ein Acht-Zoll-Touchscreen bedient werden.
Zuletzt stellte Toyota im nach wie vor als Drei- und als Fünftürer angebotenen Geländeklassiker einen 2,8-Liter-Turbodiesel mit 177 PS aus vier Zylindern bereit, der die Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Er benötigt 7,4 Liter (CO2-Ausstoß: 194 g/km), etwas weniger als der ausrangierte 3,0-Liter.
Dass der auch in Krisengebieten als robustes Fahrzeug eingesetzte Land Cruiser in der Moderne angekommen ist, belegt die aktuelle Zusatzausstattung: Das einst aus einem Militäraustrag hervorgegangene Modell kann in der neuesten Evolutionsstufe auch mit Luftfederung und LED-Scheinwerfern (seit 2014) bestellt werden.