Das Auto hatte von Anfang an Feuer unterm Blech. Das Topmodell zog aus 1,5 Liter Hubraum zwar aus heutiger Sicht „nur“ 86 PS, wog dafür aber auch gerade mal knapp 900 Kilo. Das Ergebnis waren 180 km/h Höchstgeschwindigkeit – ein Golf GTI war zu der Zeit kaum schneller.
Mit Ausnahme eines 1,7-Liter-Diesels waren alle Motoren Porsche-Entwicklungen. Über die Bauzeit leisteten die Benziner aus 0,9 bis 1,7 Liter Hubraum – teils Vergaser-, teils Einspritzmotoren – zwischen 40 PS und 109 PS, wobei der stärkste Motor auch der einzige mit Turbolader war. Katalysatoren gab es ab Ende der Achtziger. Angeboten wurde auch ein 1,7-Liter-Diesel, der zunächst 54 PS, später 57 PS leistete. Schon die erste Generation des Ibiza war für Seat ein voller Erfolg. Bis zum Ende der Bauzeit wurde sie 1,3 Millionen mal gebaut.
Die ab 1993 im neuen Seat-Werk Martorell gefertigte zweite Auflage schrieb die Geschichte kontinuierlich fort. Wieder war Giugiaro verantwortlich für das jetzt abgerundete Design, das im Zuge einer Modellpflege 1999 nachjustiert wurde. Rallye-Erfolge untermauerten das sportliche Talent des Kleinwagens. Mit 1,5 Millionen Einheiten übertraf der Neue bis zum letzten Fertigungsjahr 2002 den Vorgänger in Sachen Verkaufserfolg.
Man konnte einen Ibiza zwar auch mit 45-PS-Benziner erwerben, doch mit den ersten Cupra-Modellen schöpfte Seat jetzt aus den Vollen – bis zu 180 PS mobilisierten die Sportversionen des gegenüber der Erstauflage von 3,64 Meter auf 3,81 Meter auch äußerlich gewachsenen Modells. Im tiefer gelegten Cupra R mit Turbomotor, Ledersportsitzen, Klimaautomatik und ESP waren damit 225 km/h möglich. In 7,2 Sekunden gelang die Beschleunigung auf Tempo 100. Den Durchschnittsverbrauch gab Seat mit 7,8 Litern Super-Plus an.
Spritsparrekord: 2,9 Liter
Aber auch einen Spritsparrekord stellte der Ibiza auf: 1997 gelang einem serienmäßigen Seat Ibiza TDi mit 90 PS ein Durchschnittsverbrauch von 2,9 Liter Diesel während einer Fahrt einmal quer durch die USA. Eine Besonderheit war der 1996 vorgestellte Seat Inca, im Grund ein Ibiza mit Kastenaufbau und baugleich mit dem VW Caddy, der angesichts einer Zuladung von 625 Kilogramm und großem Stauraum Handwerker genauso ansprechen sollte wie Familien.
Noch ein paar PS mehr war auch die Devise bei der Einführung der dritten Modellgeneration im Jahr 2002. Die Produktionszahl ging mit insgesamt 1,2 Millionen bis 2008 zwar leicht zurück, doch dem Willen zum Vortrieb tat das keinen Abbruch. Auch ein Längenwachstum war zu verzeichnen, die Neuauflage maß jetzt 3,93 Meter und wurde wieder als Drei- und Fünftürer aufgelegt. Das Kofferraumvolumen wuchs um 17 auf 267 Liter. Serienmäßig an Bord waren ABS, vier Airbags, Servolenkung und Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. ESP kostete 380 Euro extra.
Waren die Dieselmotoren bislang stiefmütterlich behandelt worden, hielten nun wahre Selbstzünder-Kraftpakete Einzug. Den Anfang machte ein TDi mit 130 PS, der mit 310 Nm Drehmoment bis 207 km/h beschleunigte. Später trat sogar ein TDi Cupra mit 160 PS aus 1,9 Litern an, der bis auf 220 km/h stürmte. Ihn bezeichnete Seat als „leistungsstärksten Diesel in der Unternehmensgeschichte“. Während der schwächste Diesel 70 PS und der schwächste Benziner 54 PS leistete, markierte die Leistungsspitze der dritten Auflage ab 2004 der 1.8 T Cupra mit 180 PS, der jetzt nach 7,3 Sekunden die Tempo-100-Marke passierte und bis auf 229 km/h raste. Die Sportversionen waren an bulligeren Stoßfängern und Spoilern, vorn wie hinten, zu erkennen. Nach einer Modellpflege in 2006 schickte Seat ein Jahr später noch einen Spardiesel ins Rennen, den Ecomotive, dessen 80-PS-Turbodiesel mit drei Zylindern nach Norm nur 3,8 Liter Treibstoff benötigte (CO2-Ausstoß: 99 g/km).
Immense Leistungsspanne
Auflage Nummer vier kam Mitte 2008 auf den deutschen Markt und sollte noch einmal sportlicher, aber auch schicker als der Vorgänger werden – und auch eine Kombiversion bringen. Erstmals erhielt der Ibiza, erneut um zehn Zentimeter gewachsen, das vom Hersteller sogenannte „Arrow-Design“ mit markanten Blechsicken an der Seite. Das Plus an Fahrdynamik versprachen sich die Ingenieure nicht nur von erneut größerer Motorkraft, sondern auch durch die neue Plattform, die mehr Spurbreite erlaubte. Verfügbar waren auch Komfortmerkmale wie Einparkhilfe oder Kurven- und Abbiegelicht. Erstmals in die Kleinwagenklasse überhaupt zog ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ein.
Das Längenwachstum bedeutet auch ein größeres Stauvolumen von standardmäßig 292 Litern. Weil der Wagen zugleich aber auch an Gewicht verloren hatte, waren auch Verbrauch und Schadstoffausstoß zurückgegangen – im Durchschnitt rund zehn Prozent. Die Sparmeister markierten neu aufgelegte Ecomotive-Modelle mit Leichtlaufreifen, optimierter Aerodynamik und einem Minimaldurst wie im 2010 verkauften 1.2 TDI mit 75 PS und einem Normverbrauch von nur 3,4 Litern (CO2-Ausstoß: 89 g/km).
Die Leistungsspanne der Motoren war wie zuvor vielfältig: die Benziner rangierten von 60 PS bis 192 PS im stärksten Cupra (ab 2015, wahlweise mit adaptivem Fahrwerk) ab. Die Diesel leisteten von 75 PS bis 143 PS im FR-Modell als kräftigstem Selbstzünder. Von einem Cupra sah Seat hier ab. Ab 2009 stellte Seat die Turbodiesel auf Common-Rail-Einspritztechnologie um.
Erstmals ein Kombi
Im Sommer 2008 kam der Ibiza dann erstmals als Kombi ST auf den Markt. Die um 18 Zentimeter auf 4,23 Meter gestreckte Ladeversion besaß einen 430 Liter großen Kofferraum, dafür jedoch längst nicht alle Motoren. Vor allem die leistungskräftigen nicht. Neuland betrat der spanischer Hersteller 2011 mit dem ersten Bifuel-Antrieb im Ibiza. Der 1,6-Liter mit 81 PS konnte mit Autogas und Benzin betrieben werden.
Facelifts erhielt die Viertauflage 2012 und 2015. Bei der ersten Modellpflege überarbeitete Seat Innenraum und Blechkleid, nicht aber die Motoren. Die fassten die Ingenieure erst 2015 an und ergänzten sie um neue Aggregate, darunter ein Basisbenziner mit 1,0 Liter Hubraum in drei Leistungsstufen von 75 PS bis 110 PS. Das Cockpit wurde komplett erneuert und auch in Sachen Digitalisierung legte der Ibiza nach: Erstmals ließen sich Funktionen mit individuellen Wischbefehlen auf dem Touchscreen ausführen, dazu mussten Kunden im Facelift-Jahrgang allerdings das aufpreispflichtige Connectivity-System Full Link ordern. Seine überragende Stellung im Unternehmen hat der Ibiza beibehalten. Am Produktionsende der vierten Generation hatte Seat über fünf Millionen Einheiten abgesetzt. Damit ist er nach wie vor das meistverkaufte Modell der Marke.
Die aktuelle, fünfte Generation des Polo-Bruders aus Martorell ist seit Juni 2017 bei den deutschen Händlern. Es ist das erste Auto im Konzern, das die neue Volkswagen-Plattform für Kleinwagen nutzt, den Modularen Querbaukasten A0. Gegenüber seinem Vorgänger verzeichnet der Neue eigentlich nur in der Breite ein deutliches Wachstum von fast neun Zentimetern, vor allem aber aufgrund des längeren Radstandes bietet das Modell mehr Raum für die Insassen. Der Kofferraum ist auf 355 Liter gewachsen.
Ausrangiert wurden der Dreitürer und der Kombi ST, dafür hat Seat bei Assistenzsystemen und sonstiger Technik aufgestockt – zu haben sind jetzt ein Tempomat mit Abstandsregelung, Müdigkeitserkennung, Umfeldbeobachtungssystem mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung, LED-Scheinwerfer, das Zentral-Display hat jetzt acht Zoll an Durchmesser. Und: Smartphones mit den gängigen Betriebssystemen Apple CarPlay, Android Auto und Mirror Link können eingebunden werden.