Dieses Kapitel wurde erst mit der Zusammenarbeit mit Opel beziehungsweise dessen damaliger Mutter General Motors aufgeschlagen. Auf der IAA für Nutzfahrzeuge im Jahr 2000 präsentierten beide Marken eine gemeinsam entwickelte Kastenwagen- und Kombibaureihe, die bei den Rüsselsheimern Vivaro getauft wurde. Zuvor hatte Opel den Trafic von Renault nur in Lizenz übernommen und neu etikettiert als Arena verkauft.
Zwei Versionen mit Radständen von 3,10 und 3,50 Metern, unterschiedlichen Dachhöhen, einer Nutzlast von bis zu 1,2 Tonnen sowie Laderäumen von bis zu sechs Kubikmetern kamen 2001 auf den Markt und heimsten später die beliebte Auszeichnung „Van of the Year“ ein. Am Markt reüssierte allerdings vor allem der Franzose: Er stieg zum in Europa meistverkauften Modell im Transporter-Segment auf.
Sicherheitsausrüstung noch ausbaufähig
Wie sein Vorgänger fuhr der Trafic II mit Diesel- und Ottomotoren, die ein Leitungsspektrum von 82 PS bis 146 PS abdeckten. Die Pkw-Version wurde mit bis zu neun Sitzen angeboten. Der Kastenwagen für gewerbliche Zwecke konnte auch als um gut einen halben Meter nach oben gestreckte Hochdachversion mit 2,50 Metern Dachhöhe geordert werden. Sicherheitstechnisch war der Trafic II mit einem Fahrerairbag und ABS ausgestattet – jedoch sonst nicht viel mehr.
Mit 20 Karosserievarianten warb der Hersteller. 2004 brachte Renault die Freizeitversion Trafic Generation mit zwei drehbaren Einzelsitzen, Klapptisch und einer zum Doppelbett umbaubaren Rückbank samt Deckenbeleuchtung – ein erster Versuch, der California-Spielart des VW-Bus Paroli zu bieten. Zur Ausstattung zählten hier vier Airbags, Servolenkung, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber sowie Leselampen. Gegen Aufpreis gab es außerdem Klimaanlage und Nebelscheinwerfer sowie ESP, das ab Sommer 2004 dann auch für fast alle Varianten verfügbar war. Zeitgleich kam der recht luxuriöse Passenger heraus, der sich als Shuttle-Fahrzeug auszeichnete.
Rußpartikelfilter noch nicht Serie
Nach der einzigen Modellpflege von 2006 zählte Renault schon 68 Karosserievarianten – inklusive der Nutzfahrzeugvarianten vom Kastenwagen bis zur Hochdach-Version. Vor allem aber gab es neue Common-Rail-Turbodiesel. Die beiden 2,0-Liter-Aggregate kamen auf 90 PS und 114 PS, die 2,5-Liter-Variante hatte 146 PS und als einzige einen serienmäßigen Rußpartikelfilter. 2007 brachte Renault einen Umbau zum Kühltransporter für Partyservices oder Metzger, 2008 mit dem Evado eine dezidiert für Familien konzipierte Version.
Seit Sommer 2014 rollt der aktuelle Trafic, etwas länger als der Vorgänger, über die Straßen. Und das ein weiteres Mal als Kleinbus, Van für den Personentransport oder wahlweise als Kastenwagen für Liefer- oder Kurierdienste. Das Auto ist nun wenigstens 5,00 Meter lang, mit langem Radstand sind es sogar 5,40 Meter. Es gibt wieder zwei Dachhöhen. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von unter drei Tonnen darf man ihn auch wieder mit dem Pkw-Führerschein fahren.
Das aufgefrischte Äußere ist schnittiger und wie auch das Cockpit pkw-artiger als je zuvor. Das Angebot an Assistenzsystemen ist aufgestockt worden, bleibt aber weiterhin deutlich dürftiger als bei Renaults aktuellen Pkw-Modellen. ESP und elektrische Fensterheber wurden in die Serienausstattung übernommen. Beim Ladevolumen fasst die dritte Generation mit 5,2 Kubikmetern zirka 200 Liter mehr als der Vorgänger. Bei der Langversion mit Hochdach sind es bis zu 8,6 Kubikmeter.
Die dritte Trafic-Generation umfasst 270 möglichen Varianten
Auch die Motoren sind sparsamer geworden – eine Maßnahme, ohne die kein Hersteller beim Generationswechsel mehr auskommt. Gegenüber dem Vorgänger läge die Ersparnis je nach Motor bei mehr als einem Liter, verkündete Renault zum Modellstart. So genügten dem neu eingeführten 1,6-Liter-Turbodiesel in der kleinsten Ausbaustufe mit 90 PS weniger als sechs Liter Treibstoff. 2016 stellte Renault die Diesel auf Abgasnorm Euro 6 um. Die dritte Trafic-Generation umfasste nunmehr 270 mögliche Varianten – vom Kastenwagen bis zum Kombi, von der Doppelkabine bis zum schlichten Fahrgestell für diverse Auf- und Umbauten.
Abgesehen von der höheren Zuladung und den vergrößerten Ladelängen, Verzurrösen, ausgetüftelten Trägersystemen oder Holzverkleidungen für Wände und Ladeboden zeigt sich der Wandel des Trafic auch anhand anderer Details, die mit dem aktuellen Modell in die Optionsliste kamen. Dazu gehört das speziell für einen Mobilcomputer gedachte Staufach in der Lehne des Beifahrersitzes oder Halterungen für Smartphones oder Tabletcomputer, mit denen man auch endlich von einem Infotainment-System im Trafic sprechen konnte.
Extras wie im Pkw
Als weitere Extras stehen Tempomat, Klimaanlage, Lederlenkrad, schlüsselloser Zugang oder eine Rückfahrkamera mit Bildübertragung im Rückspiegel parat, die den Trafic vom Muff eines Nutzfahrzeugs weiter entfernen als je zuvor. Das gilt auch für die auf dem Caravan Salon 2017 vorgestellte Version SpaceClass, die Klimaautomatik, Einparkhilfe, Licht- und Regensensoren, LED-Leselampen, USB- und 12-Volt-Anschlüsse sowie auf Wunsch auch Lederbezüge umfasst.
Nachdem die Trafic/Vivaro-Technik schon seit Jahren auch in Nissans Primestar unterwegs ist, gibt es dank einer Kooperation mit Fiat seit 2016 zusätzlich den engen Verwandten Fiat Talento. Man kann von einem Erfolgsmodell sprechen. Allein der Allradantrieb, den es zum Beispiel im VW T6 gibt, fehlt dem Trafic nach wie vor. Dafür aber bieten die Franzosen seit rund einem Jahr zusätzlich zur Traktionskontrolle Extended Grip eine mechanische Differenzialsperre an, die für noch bessere Traktion sorgen soll.