Als die Verantwortlichen im Hause Porsche Anfang der 1990er die Entscheidung trafen, eine zweite Sportwagenreihe unterhalb des Klassikers 911 aufzulegen, war klar, dass das auch ein echter Porsche sein muss. Die Erfahrungen mit günstigen Einstiegsmodellen dank Partner aus der Großserie gelten sowohl mit dem VW-Porsche 914/16 wie mit dem 924 und seinem Audi-Vierzylinder als gescheitert. Somit erhalten der offene Boxster ab 1996 und der auf der gleichen Plattform basierende Cayman ab 2005 als Antrieb Sechszylinder-Boxermotoren. Mit 2,7 Liter Hubraum tritt der zweite Cayman 2013 mit 275 PS an. Ein 911 der Baureihe 993 geht ab 1993 mit 272 PS ins Rennen um die Käufergunst. Der Cayman S mobilisiert aus 3,5 Liter Hubraum 325 PS – mithin die gleiche Leistung wie ein 964 Carrera RSR 3.8 von 1994. Und die 385 PS aus dem 3,8-Liter des Cayman GT4 reißt unter den 911-Turbos erst der 993 ab 1995 mit 408 PS.
Der Cayman ist beileibe keine Möchtegern-Porsche
An den dynamischen Fähigkeiten des Cayman gibt es besonders bei der zweiten Generation nichts zu mäkeln. Spurtvermögen, Leistungsentfaltung, Lenkpräzision und Verzögerung bewegen sich auf einem Niveau, das sich nur auf einer Rennstrecke im Grenzbereich ausloten lässt. Mit seinem Motor in Mittellage zwischen Innenraum und Hinterachse nimmt der Cayman eine Alleinstellung innerhalb des Segments ein. Das direkte Wettbewerbsumfeld ist überschaubar. Audi geht mit dem 340 PS starken TT RS für 59.100 Euro ins Rennen. Bei Generation drei des Mercedes SLK muss schon der 350er mit seinem 308 PS starken 3,5-Liter-Sechszylinder für 53.200 Euro ran. Und BMW kann beim Z4 nur das Topmodell sDrive35is mit 340 PS für 57.900 Euro gegen den Cayman ins Feld führen.
Stimmige Basis für kommenden Kultstatus
Das Kundeninteresse an klassischen Sportwagen fällt in Deutschland seit Jahren. Obwohl mehr als 40 verschiedene Modelle im Angebot sind, entscheiden sich 2015 nur 36.888 Käufer für einen Sportler, mithin 1,2 Prozent Anteil am Gesamtmarkt. Für den Cayman fallen gerade einmal 1.022 Exemplare ab, für den Mercedes SLK nicht zuletzt wegen der wesentlich breiter aufgestellten Modellpalette 4.126. Der BMW Z4 schaffte insgesamt nur 1.851 Neuzulassungen. Die geringen Stückzahlen sichern dem Cayman eine besondere Exklusivität. Die Basis für kommenden Kultcharakter legt er mit seinem Antrieb. Die zweite Generation ist die letzte mit frei saugenden Sechszylinder-Boxermotoren. Der Nachfolger 718 Cayman geht seit 2016 mit aufgeladenen Vierzylindern an den Start.
Fazit zum Porsche Cayman (981C)
Der Cayman hat geschafft, was seinen Vorgängern wie dem VW-Porsche 914/16 oder dem 924/944 versagt geblieben ist: die Etablierung als standesgemäßes Einstiegsmodell in die Porsche-Welt. Zweisitzig, kompakter als der immer weiter gewachsene 911, mit der jüngsten Ausbaustufe des klassischen Sechszylinder-Boxer eindrucksvoll angetrieben, ist der Cayman ohne Wenn und Aber ein echter Porsche. Hochwertig verarbeitet, mit erstaunlicher Leistungscharakteristik und Fahrdynamik ausgestattet, rechtfertigt er zumindest teilweise sein hohes Preisniveau bei Anschaffung und optionaler Ausstattung. Wer für den Unterhalt eines Porsches den Euro umdrehen muss, wird auch mit einem Cayman nicht glücklich werden. Als letztes Sechszylinder-Modell seiner Art wird der Cayman von Jahr zu Jahr begehrter werden.