Er kam, sah und siegte: Seit Porsche 2002 den Cayenne auf den Markt gebracht hat, führt der Geländewagen die Verkaufsstatistik des Stuttgarter Herstellers an. Offenbar haben die Fans der Marke sehnlich auf einen Porsche gewartet, den man auch als Alltagsauto, Firmenwagen und Familienkutsche nutzen kann. Und wo die erste Modellgeneration noch einige Mankos bei Ausstattung, Praktikabilität und Effizienz hatte, war die 2010 eingeführte Neuauflage auf der Höhe der Zeit: Im VW-Konzern gemeinsam mit den Schwestermodellen VW Touareg und Audi Q7 entwickelt, hat der Cayenne deutlich abgespeckt, neue Motoren und zahlreiche Assistenzsysteme bekommen und steht so gegenüber Konkurrenten wie dem Mercedes GLE, dem BMW X5 oder dem Range Rover Sport deutlich besser da.
Breite Motorpalette
Porsche bietet den Cayenne mit einer breiten Palette von sieben Motoren an, die ein Leistungsspektrum von 262 bis 570 PS abdecken und sich nur bedingt um die verschärften CO2-Grenzwerte scheren. So sind die Triebwerke zwar beim Generationswechsel alle sparsamer geworden, der kleinste Diesel ist mit 6,6 Litern zufrieden und es gibt einen Plug-In-Hybrid, bei dem 38 Kilometer elektrische Reichweite den Normverbrauch auf 3,3 Liter drücken. Doch die Idee vom Downsizing zum Beispiel hat beim Cayenne noch nicht gegriffen: Es gibt keine Vierzylinder, der größte Motor hat 4,8 Liter Hubraum und der Normverbrauch reicht bis hinauf zu 11,5 Litern für den Turbo S. Dafür sind allerdings auch die Fahrleistungen des Cayenne nahezu unerreicht. Sieht man einmal vom Konzernvetter Bentley Bentayga und den Modellen der Werkssport-Abteilungen AMG und BMW M GmbH ab, gibt es keinen Geländewagen, der so stark, so schnell und so sportlich ist wie der Cayenne.
Stolze Preise, spartanische Ausstattung
Der Cayenne ist aber nicht nur bei Power und Performance ein typischer Porsche, sondern auch bei den Preisen: Schon der Grundpreis von 69.949 Euro liegt zum Teil deutlich über dem vergleichbar motorisierter Konkurrenz-Modelle, während die Ausstattung eher unterdurchschnittlich ist. Zwar gehören Bi-Xenon-Scheinwerfer, Navigation oder Klimaautomatik bei allen Modellen zur Serie. Doch in Sachen Sicherheit zum Beispiel beschränken sich die Standards auf sechs Airbags und bis auf den Tempomaten kosten alle Assistenzsysteme Aufpreis. Selbst Lederpolster oder Sitzlüftung lässt sich Porsche bei den meisten Modellen noch einmal extra bezahlen.
Auch nach dem Kauf ist ein Porsche ein teures Vergnügen, denn in der Regel ist nicht nur der Verbrauch höher als bei der Konkurrenz. Auch für Werkstatt und Versicherung muss man mehr bezahlen und bekommt trotzdem nur das Mindestmaß an Garantie. Dafür allerdings gelten Porsche als gesuchte Gebrauchte und verlieren auch über die Jahre nur sehr langsam an Wert.
Fazit zum Porsche Cayenne (92A)
Der Cayenne ist der Porsche unter den großen Geländewagen: Stärker und sportlicher als die meisten Konkurrenten, aber auch deutlich teurer bei Anschaffung und Unterhalt. Dass der Wagen trotzdem so erfolgreich ist und an der Spitze der Stuttgarter Verkaufstabelle steht, liegt zum einen an der Strahlkraft der Marke, zum anderen an der mangelnden Alltagstauglichkeit der anderen Porsche-Modelle. Denn während 911 oder Boxster reine Spaßautos und klassische Zweitwagen sind, war der Cayenne der erste Porsche, den man guten Gewissens auch als vornehmes Familienauto fahren konnte. Und seit dem Generationswechsel ist er optisch, technisch und elektronisch auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Für die Praktiker unter den Porsche-Fahrern gibt es zwar inzwischen in der zweiten Generation den Panamera und seit einigen Jahren auch den kleinen SUV-Bruder Macan. Der Führungsrolle des Cayenne tut das jedoch keinen Abbruch, weil die großen Geländewagen weltweit nach wie vor den größten Zulauf haben.