Mit dem neuen Micra hat sich Nissan seiner alten Stärken besonnen und den Kleinwagen noch einmal groß herausgebracht – so wie es schon bei der ersten Auflage von 1982 gewesen war. Nachdem der Micra über vier Generationen an Gesicht und Charakter verloren hat, ist die fünfte Auflage seit 2017 wieder ein Hingucker im Großstadtdschungel und schüttelt den Staub der letzten Jahre energisch ab. Allerdings soll der Wagen gegenüber Konkurrenten wie Renault Clio, Toyota Yaris, Ford Fiesta oder VW Polo nicht nur mit dem Design punkten, sondern auch mit besseren Platzverhältnissen und vor allem mit einer sehr umfangreichen Technik-Ausstattung. So jugendlich der Micra deshalb scheinen mag, so erwachsen ist er eigentlich.
Konsequentes Downsizing
Während Nissan bei der Ausstattung in die Vollen geht, üben die Japaner beim Antrieb Verzicht. Es gibt nur drei Motoren, von denen die beiden Benziner mit ihren drei Zylindern konsequent dem Trend zum Downsizing folgen: Währen der einzige Diesel im Programm seine 90 PS aus vier Töpfen mit 1,5 Liter Hubraum schöpft, hat der 73 PS starke Sauger an der Basis nur 1,0 Liter Hubraum und dem ebenfalls 90 PS starken Turbo-Direkteinspritzer an der Spitze reichen sogar 0,9 Liter.
Mit diesen Motoren kommt der Micra zwar auf vorzeigbare Normverbräuche zwischen 3,7 und 5,1 Litern, die mit einem sechsten Gang für die Schaltgetriebe und einer serienmäßigen Start-Stopp-Automatik sogar noch besser sein könnten. Doch dafür ist die Fahrdynamik ebenfalls limitiert. Von 0 auf 100 km/h braucht der Kleinwagen zwischen 11,9 und 15,9 Sekunden – bei Vollgas ist zwischen 161 und 179 km/h Schluss.
Ausgestattet wie ein Großer
Nissan bietet den Micra in fünf Ausstattungsvarianten an. Während beim Basismodell Visia neben sechs Airbags nur das Nötigste an Bord ist, rücken die Japaner mit den Varianten Visia Plus, Acenta, N-Connecta und Tekna peu a peu in Richtung Kompaktklasse vor. Denn mit seinen Extras wie einem Around-View-Monitor mit der elektronischen Vogelperspektive, der großen Touchscreen-Navigation, einem von Bose entwickelten Personal Premium Soundsystem und einem umfangreichen Sicherheitspaket samt aktiver Spurführung und Notbremsassistent mit Fußgängererkennung sprengt der Micra die Grenzen seines Segmentes. Dennoch ist die Ausstattungsvielfalt nicht komplett: LED-Scheinwerfer und eine Abstandsregelung hätten dem ambitionierten Kleinwagen gut zu Gesicht gestanden, auch wenn das in der Klasse noch lange nicht zum Standard gehört.
Der Aufstieg in Form und Funktion findet seinen Niederschlag allerdings auch in der Preisliste, die bei 12.990 Euro für den 73 PS starken 1.0 Visia beginnt und mit den 21.990 Euro für den Tekna 1.5 dCi noch lange nicht zu Ende ist. Damit ist die fünfte Auflage des Micra nicht nur deutlich teurer als der Vorgänger. Er liegt zumindest nominell auch noch deutlich über vergleichbaren Importkleinwagen wie dem Renault Clio und sogar knapp vor den deutschen Konkurrenten VW Polo oder dem Opel Corsa. Trotzdem kann der Micra ein gutes Geschäft sein: Die Kfz-Steuer ist dank der kleinen Motoren gering und die Wartungskosten dank drei statt der üblichen zwei Jahre Garantie gut kalkulierbar.
Fazit zum Nissan Micra
Zwar lässt sich Nissan die neue Größe unter den Kleinwagen teuer bezahlen und hebt die Preise mit dem Generationswechsel um rund 20 Prozent an. Doch erstens ist der Micra damit zumindest bei vergleichbarer Ausstattung noch immer günstiger als deutsche Konkurrenten wie VW Polo, Opel Corsa & Co. Und zweitens haben die Japaner dafür auch einiges zu bieten. Denn mit seiner wegweisenden Technologie für Assistenz und Infotainment, seinem seriösen Ambiente und seinem selbstbewussten Auftritt ist der neue Micra unter den kleinen ein ganz großer. Und was ihm unter der Haube für Fahrspaß und Vielfalt noch fehlt, kann die Zukunft ja noch bringen.