Wobei die Zahl der echten Geländemodelle überschaubar geworden ist. Die meisten modernen und massigen SUV sind eher für die gemütliche Fahrt ins Grüne gemacht, wohingegen man mit dem Mitsubishi Pajero, tatsächlich unbeschadet eine Wüste durchqueren könnte, wenn man denn müsste oder wollte. Vier elektronische Fahrmodi, permanenter Allrad-Antrieb, zuschaltbare Sperrdifferentiale, dazu zusätzlich ein Untersetzungsgetriebe – viel Technik für ein einziges Ziel: überall und jederzeit durchkommen. Es ist ein Auto, das nicht unbedingt modern oder besonders schick wirkt, dafür aber nützlich ist. In Anlehnung an das diamantene Firmenlogo könnte man sagen: Der Pajero ist der Roh-Diamant aus dem Hause Mitsubishi.
In den späten 80er-Jahren zu Beginn des SUV-Booms war Mitsubishi mit dem Pajero noch Marktführer des Segments, um die 6000 Geländewagen wurden pro Jahr verkauft. Diese Zeiten und Verkaufszahlen sind lange Geschichte. 2016 entschieden sich noch etwas mehr als 2100 Kunden für den kantigen Allrad-Arbeiter, dem die zahlreichen weichgespülten City-SUV über die Jahre mehr und mehr die Kundschaft streitig gemacht haben. Längst dominieren bei den Geländemobilen BMW, Volkswagen und Audi die Zulassungsstatistik und das Straßenbild. Dabei ist, wer einen echten Geländewagen mit Charakter sucht, der Mitsubishi Pajero zumindest einen zweiten Blick wert. 90 Prozent der Pajero werden in Deutschland mit Anhängerkupplung ausgeliefert, zwei Drittel als Fünftürer, einziger Motor für das Modelljahr 2017 ist ein 190 PS starker Diesel mit 3,2 Liter Hubraum. Indizien, die darauf hindeuten: Der leer 2,4-Tonnen schwere Koloss wird vor allem wegen seiner inneren Werte gekauft. Mit dem Pajero wird nicht repräsentiert, mit ihm wird gearbeitet Und das funktioniert nach Meinung der meisten Experten auch mehr als 35 Jahre nach Markteinführung einwandfrei.
Zwölf Siege bei der Rallye Paris-Dakar
Mitsubishi ist in Sachen Allradantrieb ein Pionier. Das japanische Unternehmen fertigte den ersten serienmäßigen Allrad-SUV weltweit, und so kam die Entwicklung des Pajero nicht überraschend. Der Pajero erschien 1982 auf den Markt, ein Jahr später war er dann weltweit erhältlich. Die erste Generation (1982-1990) basierte auf dem firmeneigenen Pickup L200 und dem Kleinbus L300 und lief bei den Händlern unter der Bezeichnung L040. Es ist der erste Geländewagen mit Turbo-Dieselmotor und innenbelüfteten Scheibenbremsen. Das kantige Modell wurde als Fünf- und Drei-Türer-Kombi produziert, die kurze Variante zusätzlich als Cabriolet. Der Pajero wurde schnell zum beliebtesten Geländewagen in Deutschland. In den Anfangsjahren ließ Mitsubishi aus Marketinggründen eine Rennsport-Variante des Pajero bei der Rallye Paris-Dakar antreten – mit großem Erfolg. Der Renn-Pajero gewann die Wüstenrallye zwölfmal, erstmals 1983, letztmals 2007 – zwischendrin siegte 2001 mit der deutschen Pilotin Jutta Kleinschmidt die erste Frau auf dieser Strecke.
Classic-Variante als Alternative
Die 2. Pajero-Generation (1990-2000) unter der internen Bezeichnung V20 präsentierte sich ein wenig runder als der Vorgänger. Prunkstück auch dieser Geländewagen ist der sehr flexible und effektive Antrieb, der sich bei Mitsubishi „Super-Select-4-WD“ nennt. 1994 wurde das Modell leicht überarbeitet und 2000 dann von der 3. Generation (V60) abgelöst. Der V20 der 2. Generation erlebte als „Pajero Classic“ eine bis 2005 währende Renaissance und stellte die preisgünstige Alternative zum V60 der 3. Generation (2000-2006) dar. 2005 ersetzte der V60 den V20 auch als Classic-Variante, die gegenüber der regulären Modell-Palette zwar mit einigen Einschränkungen aufwartete, dafür aber einen Einstiegspreis von unter 30.000 Euro bieten konnte. Ab der 3. Generation wurden beim Pajero die Einzelradaufhängung sowie der serienmäßige Allradantrieb ab Werk Standard. Ein Diesel-Rußpartikelfilter wurde hingegen nicht verbaut, was selbst zu jener Zeit bereits ein Manko war.
Allrad-Antrieb die Stärke des Pajero
Der serienmäßige Partikelfilter für die Selbstzünder kam dann mit der 4. Generation des Pajero ab 2007. Anfangs wurde sowohl für die dreitürige als auch die fünftürige Variante noch ein V6-Benzin-Motor angeboten, der aber 2010 aus dem Programm genommen wurde. Die meisten Kunden waren offenbar der Meinung, dass ein großer Dieselmotor viel besser zum Charakter eines zugkräftigen Geländewagens passt. Zwischen 2007 und 2015 hatte man beim Mitsubishi Pajero auch noch die Wahl zwischen Handschaltung und Automatik sowie unterschiedlichen Dieselaggregaten mit einem Leistungsspektrum zwischen 160 und 200 PS. Seit 2015 kommt die Kraft des Pajero ausschließlich aus einem 3,2-Liter-DI-D-Dieselmotor mit 190 PS, die über eine 5-Gang-Automatik übertragen wird. Dieser bärenstarke Anschub kombiniert mit dem Rundum-Sorglos-Paket beim Allrad-Antrieb sind die Stärken des Pajero. Der Grundfahrmodus ist 4H, der permanente Allrad-Antrieb. Theoretisch kann der Wagen aber auch einzig und allein über die Hinterachse vorangetrieben werden (2H). Das gesperrte Mitteldifferenzial (4HLC) unterstützt mit starrer Kraftverteilung den Pajero auf unbefestigtem Gelände oder beim Anfahren auf Matsch und Schnee. In Verbindung mit der Geländeuntersetzung (4LLC), die ein maximales Drehmoment bei minimalen Geschwindigkeiten erzeugt, verliert der Mitsubishi selbst in extremem Gelände selten die Bodenhaftung. Wenn trotzdem gar nichts mehr gehen sollte, dann lässt sich in den Ausstattungsvarianten „Plus“ und „Top“ per Knopfdruck mechanisch das Hinterachs-Differential sperren.
Anhängelast von 3,5 Tonnen
Beim Fünftürer mit langem Radstand gehören drei Sitzreihen zur Grundausstattung. Auf den beiden vorderen fünf Sitzen ist das Platzangebot sehr gut. Die hintere Bank ist für größere Menschen eher unbequem, ein echter Sieben-Sitzer ist der Pajero daher nur bedingt. Das maximale Ladevolumen beträgt knapp 1800 Liter, die maximale Zuladung ist beim Fünfsitzer mit 622 Kilogramm angegeben. Mehr als diese Daten interessiert Pajero-Fans – seien es Pferde- und Waldbesitzer, Jäger oder Wassersportler – zumeist die maximale Anhängelast, und die ist mit 3,5 Tonnen ein echtes Pfund, mit dem sich arbeiten lässt. Der Mitsubishi Pajero ist nicht sonderlich modern, kein Lifestyle-Auto, dafür ein echter Geländewagen.