Nach 36-monatiger Entwicklungszeit debütierte das Fahrzeug 2009 auf der IAA in Frankfurt, und die im Vergleich zu Großserienmodellen wenigen Kunden konnten es kaum abwarten, bis das Modell schließlich im folgenden Frühjahr erstmals ausgeliefert wurde.
Zum Stückpreis von 177.310 Euro rollte es auf den Markt: ein formschöner, flacher, 4,80 Meter langer Zweitürer wie -sitzer mit einem längs verbauten 6,2-Liter-AMG-Achtzylinder mit 571 PS und 650 Nm Drehmoment unter der gestreckten Motorhaube
Zwei Dinge waren damit klar: Zum einen die exorbitanten Fahrleistungen, die sich im Sprintvermögen von 3,8 Sekunden auf Tempo 100 und dem Maximaltempo von 315 km/h zeigten. Und zum anderen ein kaum weniger beeindruckender Verbrauch, der im Normzyklus mit 13,2 Litern beziffert wurde, was einen CO2-Ausstoß von 308 g/km bedeutete.
Alu und Carbon drücken das Gewicht
Statt einer Kardanwelle – wie üblich bei Autos mit Frontmotor und Heckantrieb – war im SLS eine so genannte Transaxle-Welle verbaut, weil das Getriebe nicht vorn am Motor, sondern nach klassischer Bauweise an der Hinterachse montiert war. Als Getriebe selbst kam ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe zum Einsatz. Dank einer Karosserie und einem Fahrwerk aus Aluminium sowie die Kurbelwellen aus Carbon darf man den SLS mit einem Leergewicht von 1,62 Tonnen als Leichtgewicht bezeichnen.
Mit dem nur geringen Mehrgewicht von 40 Kilogramm feierte die Roadster-Version zwei Jahre nach dem Coupé seine Premiere – erneut auf der IAA. Seine Erkennungsmerkmale: ein elektrisches Stoffverdeck, das sich innerhalb von elf Sekunden (und bis 50 km/h) hinter die Sitze falten konnte, dafür fielen die Flügeltüren weg. Antriebsseitig blieb es beim 571 PS starken Saugmotor, für den die identischen Fahrleistungen und Verbrauchswerte angegeben wurden. Der Einstiegspreis betrug 196.160 Euro.
Ein Bordcomputer für die Rundenzeiten
In punkto Ausstattung besaß auch der SLS-Roadster die aus anderen Frischluftmodellen von Mercedes bekannte Nackenheizung „Airscarf“. Und es gab ein neues Multimedia-System mit weiter entwickeltem Bordcomputer, der Runden- und Zwischenzeiten sowie die Beschleunigung messen konnte.
In diesen Disziplinen glänzten vor allem die GT-Modelle, die ab Herbst 2012 aufgelegt wurden. Geschlossene wie offene Versionen dieser SLS-Varianten wurden mit 20 PS mehr Leistung und einem noch strafferen Fahrwerk, kürzeren Schaltzeiten und einem in Nuancen veränderten Außendesign ausgestattet. Gesteigert wurden aber auch die Preise auf rund 204.000 Euro und 213.000 Euro. Und ein bisschen rasanter war der SLS als GT: in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und bis zu 320 km/h schnell. Beim Verbrauch änderte sich nichts.
Während auch ein GT3 für den Rennsport zum Einsatz kam und sich einschlägige Tuning-Firmen am SLS versuchten, verbarg sich die zukunftsweisende Technik aber unter der Spielart Electric Drive, die Mercedes beim SLS von Anfang an geplant hatte. Einem anfänglichen Einzelstück folgte eine Kleinserie des Flügeltürers als Elektroauto. Vier radnahe E-Motoren machten den Stromer gleichzeitig zum Allradler.
751 PS und 1000 Nm für die E-Version
Der SLS Electric Drive kam auf insgesamt 751 PS und entwickelte ein maximales Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Damit konnte er fast so flott beschleunigen wie der Verbrenner, die Höchstgeschwindigkeit drosselte AMG zur Schonung von Technik und Reichweite jedoch auf 250 km/h. Den Aktionsradius bezifferte der Hersteller auf bis zu 250 Kilometer. (Der V8 kam im Realbetrieb dank seines 85-Liter-Tanks mehr als zwei Mal so weit.)
Seine Antriebskraft bezog der Electric Drive aus drei Batterien, deren insgesamt 324 Lithium-Ionen-Zellen 48 kWh Leistung zur Verfügung stellten. Einmal leer gefahren, musste der Stromer für 20 Stunden an eine konventionelle Steckdose. Bei drei Stunden lag die Ladezeit an der optional zu erwerbenden Schnellladestation. Weitere Unterschiede zu den konventionellen Modellen war eine individuelle Drehmomentverteilung für jedes Rad sowie eine Bremsenergie-Rückgewinnung. Neben dem leicht geänderten Karosseriedesign bekam der Strom-Flitzer auch ein neues Digitaldisplay fürs Cockpit und eine weitere Anzeige, die den Fahrer über Batteriemanagement, Stromangabe und -rückgewinnung aufklärte.
Als der SLS Electric Drive Mitte 2013 in den Verkauf ging, war er laut Mercedes mit einer Gesamtleistung von 751 PS das stärkste und auch schnellste in Serie gefertigte Batterieauto in Deutschland, das aber mit 416.500 Euro auch zum teuersten avancierte.
Zwei Sonderserien
Zwei weitere Sonderserien des Ausnahmesportlers aus der AMG-Zentrale in Affalterbach wurden aufgelegt. Zum einen die 2012 gestartete Black Series im GT3-Rennwagen-Dress: Wie die parallel vorgestellte elektrische Version wurde sie nur für den Flügeltürer angeboten. Sie zeichnete sich durch mehr Leistung (631 PS), ein geringeres Gewicht (1550 Kilo) und optisch vor allem einen großen Lufteinlass auf der Motorhaube aus. So gerüstet beschleunigte die Auflage in 3,6 Sekunden auf Tempo 100, das Spitzentempo wurde bei 315 km/h abregelt.
Zum anderen gab es schließlich die Final Edition, als die Arbeiten am Nachfolger AMG-GT bereits auf Hochtouren liefen. Die Sonderserie wurde auf 350 Exemplare, jeweils als Coupé und Roadster, limitiert und war eine vor allem optisch veredelte Variante auf Basis der GT-Version, deren Startpreis bei 225.505 Euro fürs Coupé und 233.835 Euro für den Roadster lag. Für 20.000 Euro Aufpreis gab es zusätzlich Carbon-Elemente für Motorhaube und Heckflügel.