Der SL ist mit einem Sechs-, zwei Acht- und einem Zwölfzylinder zu haben, die ein Leistungsspektrum zwischen 367 und 630 PS abdecken. Das elektrisch betätigte Dach besteht aus Blech und verleiht dem SL eine außerordentliche Alltagstauglichkeit, da er sich geschlossen in ein ruhiges, wettersicheres und komfortables Coupé verwandelt. Unter 100.000 Euro geht beim aktuellen SL freilich gar nichts.
Nachlassendes Kundeninteresse
Das hohe Leistungsangebot von 367 bis 630 PS täuscht darüber hinweg, dass der SL kein wirklich begabter Sportwagen ist. Die zahlreichen Komfortfeatures treiben bereits beim SL 400 das Leergewicht auf 1.715 Kilo. Der SL 65 AMG bringt sogar 1.950 Kilo auf die Waage. Zwar fallen die Fahrleistungen teilweise spektakulär aus und dank der aktiven Karosseriekontrolle, die Wank- und Neigungsbewegungen bei Kurvenfahrten ausgleicht, geht es auch flott um die Ecken, doch ist der SL gegenüber dem klar sportlich geprägten Profil eines Porsche Carrera ins Hintertreffen geraten. 2016 fand die gesamte SL-Reihe in Deutschland nur noch 761 Kunden. Zehn Jahre zuvor, 2006, waren es noch 2.338 neue `Sport Leicht´, wie die offizielle Bezeichnung für die Abkürzung SL lautet.
Topmodell mit dem stärksten Serienmotor von Mercedes
Auch wenn Mercedes das Topmodell der SL-Reihe, den SL 65 AMG, mit dem 630 PS starken Sechsliter-V12 ausstattet, dem stärksten Serientriebwerk, das die Schwaben je gebaut haben, stößt der Roadster in eine Region vor, die ein preisunsensibles Publikum mit weiteren Angeboten profilierterer Supersportler aus exklusiveren Häusern in Versuchung führt. Beispielsweise mit einem 670 PS starken Ferrari 488 Spyder ab 237.000 Euro oder einem Lamborghini Huracan Spyder mit 610 PS ab 220.000 Euro. Auch SL 400 und SL 500 sehen sich mit einem gut aufgestellten Wettbewerb konfrontiert, der mit Jaguar oder Aston Martin überaus prestigeträchtige Namen führt und mit dem Porsche Carrera einen noch profilierteren Sportwagen im Angebot hat. Nicht zu vergessen, dass durch den offenen AMG GT dem SL im eigenen Haus ein Wettbewerber mit einem erheblich sportlicheren Profil erwachsen ist.
Fazit zum Mercedes SL (R 231)
Der Mercedes SL ist seit dem Debüt des ersten offenen Zweisitzers der Baureihe 1954 zum Klassiker gereift. Er ist unverändert ein Traumwagen und in über 60 Jahren zur Ikone gereift. Leistungsstark, sicher und eher komfortabel lässt es sich in dem Zweisitzer offen so souverän wie in kaum einem anderen Cabriolet reisen. Dieses Vergnügen hat natürlich seinen hohen Preis. Für einen echten Sportwagen ist der jüngste SL freilich zu üppig um die Hüften herum geraten. Nach über sechs Jahrzehnten tritt der SL eher gesetzt als ungestüm auf. Das hat in den letzten Jahren zur Erosion an der Zahl seiner Interessenten geführt. Denn sowohl in der Topliga der AMG-Versionen wie auch bei den beiden `normalen´ Modellen ist ein Wettbewerbsumfeld herangewachsen, das exklusiver, teilweise preiswerter und/oder extremer in allen Disziplinen der Performance aufgestellt ist.