Die Baureihe W212 kam 2009 in den Handel. Wie immer als Limousine, Kombi, Coupé und Cabrio aufgelegt, steht diese Generation einerseits für den Neuanfang beim Design, das sich vor allem in der Front mehr Ecken und Kanten erlaubt, und andererseits für eine Aufrüstung der Assistenzsysteme, die schon damals den Weg zum autonomen Fahren ebneten. Komfort und Luxus kamen in dieser Liga natürlich auch nicht zu kurz. Das ist die E-Klasse schon Konkurrenten wie dem Audi A6 und dem BMW 5er schuldig.
Formfehler im Design
Während die Schwaben für die Technik viel Lob ernteten, kam das Design allerdings nicht auf Anhieb an. Deshalb musste Mercedes bei der Modellpflege im Jahr 2013 tief ins Blech greifen und dafür angeblich mehr Geld ausgeben als je zuvor. Von den barocken Flanken befreit, dafür mit der Option auf den großen Stern im Kühler traf die E-Klasse dann wieder den Geschmack und wirkte selbst zum Ende der Laufzeit im Jahr 2016 noch frisch.
Wie beim Design wurde auch bei der Technik neu gedacht und Mercedes setzte zum ersten Mal verstärkt auf Downsizing. Dafür stehen exemplarisch bei den Benzinern ein neuer 1,8-Liter-Turbo-Direkteinspritzer und bei den Dieseln ein 2,2 Liter großer Common-Rail-Motor. Doch auch wenn einige Typnummern ein paar Zylinder einbüßten, ließen die Schwaben auch weiterhin ihre V6- und V8-Motoren im Programm. So reichte die Bandbreite im Jahr der Markteinführung bei den Benzinern von 184 PS im E200 bis zum E 500 mit 388 PS und bei den Dieseln vom E200 CDI (136 PS) bis zum E350 CDI (211 PS).
Einige Motorvarianten stachen dabei aus den unterschiedlichsten Gründen heraus: Der Vierzylinder-Diesel, weil er auf dem Rollenprüfstand nach Norm nur 5,3 Liter verbrauchte. Die ab 2013 angebotenen E200 und E250, weil sie bei einem Normverbrauch von 5,8 Litern als erste Limousine dieser Liga in der Effizienzklasse A fuhren. Und der E300 BlueTec, weil er als erster Hybrid-Mercedes überhaupt zumindest einen Kilometer elektrisch fuhr und durch die Unterstützung des E-Motors den Normverbrauch des Diesels auf 4,2 Liter drückte.
Aber auch AMG setzte natürlich eigene Akzente. Los ging es 2009 mit einem 525 PS starken E63, der zur Modellpflege 557 PS bekam und dann erstmals auch als S-Modell mit 585 PS angeboten wurde. Außerdem führte der hauseigene Tuner aus Affalterbach in der E-Klasse erstmals diesseits von M-Klasse & Co einen Allradantrieb ein.
Drei Linien, zwei Gesichter
Wie üblich als Classic, Elegance und Avantgarde und ab 2013 erstmals mit zwei Gesichtern angeboten, setzte Mercedes bei der Ausstattung der E-Klasse unterschiedliche Schwerpunkte. Zum Grundpreis erfüllten elektrische Sitze, Klimaautomatik, Tempomat und ein kleines Infotainment-Paket auch nur die Grundbedürfnisse in dieser Klasse. Dafür setzte die Sicherheitsausrüstung neue Standards. Denn Mercedes baute in der E-Klasse neben neun Airbags und einer aktiven Motorhaube unter anderem die erste automatische Notbremse, einen weiterentwickelten Fernlichtassistenten sowie zum ersten Mal einen Müdigkeitsassistenten ein, der den Fahrer zur Pause auffordert, bevor ihm die Augen zufallen.
Während Mercedes bei Antrieb und Ausstattung neue Wege ging, hatten die Schwaben bei der Qualität zu alten Tugenden zurückgefunden. Denn nachdem die Vorgänger-Baureihen keinen sonderlich guten Ruf hatten, strahlt der Stern des W212 auch heute noch als Gebrauchtwagen. In den Pannenstatistiken steht er ganz hinten und bei den Qualitätsreports ganz vorn. Die Prüfer von TÜV & Co jedenfalls haben an dem Auto nur wenig auszusetzen und die Werkstätten, abgesehen von den üblichen Verschleißreparaturen, nur wenig zu verdienen.
Trotz der in dieser Klasse üblicherweise sehr hohen Laufleistungen ist die E-Klasse deshalb auch als Gebrauchter kein Schnäppchen und wird von den Restwert-Experten des ADAC selbst aus dem ersten Baujahr nicht unter 10.500 Euro geführt. Verglichen mit dem Neupreis ist das allerdings dennoch eine attraktive Alternative. Schließlich wurde das Basismodell E200 im Jahr 2009 für 40.787 Euro angeboten.
Fazit zur Mercedes E-Klasse Limousine (W212)
Das Design hat am Anfang zwar polarisiert. Doch unterm Blech und im Innenraum ist die E-Klasse der Baureihe W212 mit ihrem luxuriösen Cockpit und ihrem engmaschigen Netz an Assistenzsystemen über jeden Zweifel erhaben. Wem das zu barock ist, der ist in einem Audi A6 besser aufgehoben, und wer sportlich fahren will, wählt besser einen BMW 5er. Doch für entspannte Familienväter und gestresste Firmenkunden ist die E-Klasse die erste Wahl: Denn die Limousine ist ein Mercedes, wie er im Buche steht: solider, sicherer, komfortabler und entspannter zu fahren als jedes Konkurrenzmodell. Leider schlägt sich das auch im Preis nieder. Denn als Neuwagen ein teures Vergnügen ist der Benz mit seiner jetzt wieder typischen Mercedes-Qualität auch aus zweiter und dritter Hand kein Billigmodell.