Die von 2004 bis 2012 angebotene Baureihe W169 ist die zweite Generation der 1997 erstmals gezeigten A-Klasse, mit der Mercedes seine Modellpalette deutlich nach unten erweitert hatte. Als erstes Nachkriegsmodell mit Frontantrieb und ohne Stufenheck zielte sie auf die Kompaktklasse und trat dort gegen VW Golf, Opel Astra oder Ford Focus als Volumen- und Audi A3 oder BMW Einser als Premium-Hersteller an.
Auf dem Sandwich und über den Dingen
Dabei hoben die einzigartige Konstruktion mit dem so genannten Sandwichboden und der leicht gekippte Motor den kompakten Mercedes buchstäblich aus seinem Konkurrenzumfeld heraus. Die Mercedes A-Klasse baute deutlich höher und bot eine entsprechend erhöhte Sitzposition, wie man sie sonst nur von Vans und Geländewagen kannte. Diese Konstruktion hatte neben der überdurchschnittlichen Sicherheit vor allem zwei Vorteile: Mit der hohen Sitzposition hatte man am Steuer einen besseren Überblick und mit dem flachen Wagenboden ließ sich der Innenraum der A-Klasse variabler möblieren und besser beladen. Auf der Schattenseite der Sandwich-Konstruktion standen das etwas biedere Design durch die hohe Silhouette sowie eine mäßige Fahrdynamik, die vor allem dem hohen Schwerpunkt geschuldet war. Mit der dritten Generation von 2012 hat Mercedes deshalb die A-Klasse auf einer neuen Plattform ohne doppelten Boden frecher, flacher und flotter gestaltet und die Rolle des praktischen Biedermanns der unter dem Blech nahezu baugleichen B-Klasse überlassen.
Eher sparsam als sportlich
Die A-Klasse, die es in der zweiten Generation auch als Dreitürer gab, ist zusammen mit der technisch eng verwandten B-Klasse das einzige Mercedes-Modell, das ausschließlich mit vier Zylindern angeboten wird. Zum Marktstart im Jahr 2004 gab es vier Benziner und drei Diesel, die ein Leistungsspektrum von 82 bis 193 PS abdeckten.
Zwar gab der A 200 Turbo der Baureihe einen sportlichen Anstrich und erreichte in der Spitze bis zu 227 km/h, führte aber mit seinen Traktionsproblemen zugleich die Grenzen des Frontantriebkonzepts vor Augen. Spätestens mit dem Facelift von 2008 hatte Mercedes den Fokus deshalb auf die Sparsamkeit der Baureihe verschoben und dafür die BlueEfficiency-Dieselmodelle eingeführt. Erstmals mit Start-Stopp-Automatik ausgestattet, hatten diese den Normverbrauch um bis zu zehn Prozent gesenkt. Als sparsamstes Modell war der A160 CDI BlueEfficiency dann mit 4,5 Litern zufrieden.
Viel Elektronik und viel Sicherheit
Wie alle Mercedes-Modelle jener Zeit wurde auch die A-Klasse in den drei Ausstattungslinien Classic, Elegance und Avantgarde angeboten – in der Basisversion zwar noch mit Stahlfelgen, aber dafür immer auch mit Klimaanlage. Bei den Optionen konnte die Einstiegsbaureihe von der Technik der großen Modellreihen profitieren. Neben exklusiven Extras wie dem Panorama-Dach aus Stahllamellen und der variablen Sitzlandschaft gab es deshalb auch Bi-Xenon-Scheinwerfer, eine Sprachsteuerung oder eine Einparkautomatik.
Nachdem die erste A-Klasse im „Elchtest“ gestrauchelt war und in einer großen Rückrufaktion mit einem ESP nachgerüstet wurde, war Mercedes bei der zweiten Generation kein Risiko eingegangen und hatte gleich ab Werk eine umfangreiche Sicherheitsausstattung eingebaut: Sechs Airbags waren Serie, zwei weitere gab es gegen Aufpreis. Und weil der Sandwichboden bei einem Aufprall großen Schutz bietet, waren dem Bonsai-Benz damals auch fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest sicher.
Solide Qualität und hohe Preise
Zwar passt der hoch aufragende Kompakte nach wie vor für viele nicht so recht ins Bild der Mercedes-Palette, doch bei Qualität und Preisentwicklung bewegt sich die A-Klasse auf dem gleichen Niveau wie die großen Mercedes-Baureihen. Abgesehen vom erhöhten Rostrisiko einiger Baujahre gilt der Golf-Gegner mit Stern als zuverlässiger Gebrauchter ohne großes Mängelrisiko und hat entsprechend stabile Restwerte. Wo die ersten Neuwagen im Jahr der Markteinführung für gut 20.000 Euro zu bekommen waren, werden die jüngsten Gebrauchten aus den letzten Baujahren deshalb noch immer für knapp 10.000 Euro gehandelt.
Fazit zur Mercedes A-Klasse (W169)
Die A-Klasse der Generation W169 ist der noble Sonderling unter den Kompakten. Auf der einen Seite geräumiger und sicherer als die Konkurrenz, bequemer und mit dem besseren Ausblick sowie bei entsprechenden Preisen auch üppiger ausgestattet. Auf der anderen Seite aber auch biederer gezeichnet, langweiliger motorisiert und längst nicht so dynamisch wie etwa ein BMW Einser. Aber wer ein solides Stadtauto sucht, das außen klein und innen geräumig ist, in puncto Sicherheit kein Risiko eingeht und nicht zuletzt mit kleinerem Budget nach den Mercedes-Sternen greifen will, für den ist der erste Buchstabe im Mercedes-Alphabet die erste Wahl.