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Maserati Ghibli (Serie)

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Maserati möchte mehr Autos verkaufen. Wenn man nur exotische Supersportler baut, die zwar teuer sind, aber keine Marge abwerfen, geht es einem Autohersteller nicht lange gut. Was liegt da näher, die Strahlkraft der italienischen Sportwagenschmiede zu nutzen und den Einstieg leichter zu machen? Das Klientel ist schnell gefunden. Dinks - Double income no kids, die in urbanen Räumen leben und sich Träume erfüllen möchten, können und wollen sich statt des deutschen Premiumeinerleis einen Maserati kaufen. Mit dem Ghibli wird der Einstieg in die Welt der Luxuslimousinen ein wenig erschwinglicher.

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Serienbeschreibung

Auch Businesskunden werden mit einem feurigen Dieselmotor gelockt. Der erlaubt hohe Reichweiten bei einem moderaten Verbrauch.


Maserati Ghibli (Vorderansicht - schräg)
Der wohl schönste Ghibli findet seine Anfänge 1966.
Maserati Ghibli (Seitenansicht)

Auch Businesskunden werden mit einem feurigen Dieselmotor gelockt. Der erlaubt hohe Reichweiten bei einem moderaten Verbrauch. Doch Maserati wäre nicht Maserati, wenn sie nur Autos bauen würden, die in Beuteschemen passen. Der Hersteller aus dem norditalienischen Modena weiß, wie man richtig schnelle Autos mit Leidenschaft füllt. Einen Ghibli kauft man sich nicht aus rein pragmatischen Gründen. Hier spielt die Suche nach etwas Besonderem im grauen Einheitsbrei und der Wille nach Individualität eine große Rolle.

Legenden kann man nicht erschaffen. Sie entstehen einfach.
Der Ghibli ist ein heißer Wüstenwind der Sahara. Staub und Hitze entfachen Stürme, die so gewaltig sind, dass sie sogar Sand über die Alpen bis nach Deutschland tragen. Vielleicht war das die ausschlaggebende Eigenschaft des Windes, die den Ausschlag gab. Den Ausschlag, einen Maserati über die Alpen nach Deutschland zu bringen und ihn gegen die etablierte Oberklasse-Konkurrenz antreten zu lassen. Denn eigentlich waren alle bisherigen Ghibli keine viertürigen Limousinen, sondern waschechte Coupés. Der wohl schönste Ghibli findet seine Anfänge 1966. Heutzutage würden ihn viele wohl als Sportback bezeichnen. Denn nach der endlos langen Motorhaube erhebt sich ein kompaktes Fahrerhaus, dessen Kofferraum recht hoch in einem Bürzelheck endet. Linienführung und Motor bilden eine perfekte Einheit. Denn nichts anderes als ein bis zu 335 PS starker V8 verrichtet seine Arbeit. Der Tipo AM115 ist heute ein gesuchter Oldtimer , dessen Wartung und Erhalt aber viel Liebe (und Geld) braucht. Sein Fahrverhalten ist nicht immer einfach und bringt viele Herrenfahrer auf Jagd nach schnellen Rundenzeiten an den Rand der Verzweiflung und manchmal darüber hinaus. Man erzählt sich von einer Diva - von einem Auto , das gefahren werden will. Es möchte mit harter Hand wissen, wo es hingeht auf der Straße. Eine Legende wird geboren und vom kantigen BiTurbo Ghibli II fortgeführt. Er erblickt 1992 das Licht der Autowelt und entspricht in Form und Technik dem Zeitgeist. Vielen ist er deshalb nicht mutig genug. Die Legende bröckelt etwas aber der erste Schritt in Richtung konventioneller und alltagstauglicher Designsprache ist getan. Denn der Ghibli III bekommt nun vier Türen und wächst vom Coupé zur Limousine.

Woher kommen auf einmal die zwei zusätzlichen Türen am Ghibli?
Sein falkenhafter Blick vertreibt so manchen Störenfried von der linken Autobahnspur. In der Seitenansicht offenbart sich dann das ganze Geschick der italienischen Designer. Denn die knapp fünf Meter Außenlänge sieht man dem Ghibli einfach nicht an. Straff zeiht sich das Blech rundherum und bildet eine automobile Skulptur. So viel Mut zur eigenen Designsprache trifft man bei großen Herstellern nur noch selten. Stattlich steht er auf seinen vier großen Rädern mit mindestens 18 Zoll und entwirft ein Bild aus Sportlichkeit und Luxus . Warum baut Maserati eigentlich kein Ghibli Coupé mehr? Mit dem Granturismo steht ironischerweise eine veritable Coupé-Alternative im eigenen Stall und dem will man kein Wasser abgraben. Und schließlich ist die Zeit einfach reif, dass Maserati Größe zeigt. Der Ghibli bringt fast alle Eigenschaften mit, die eine Oberklasselimousine heutzutage braucht.

Ein Cockpit ganz ohne italienische Leichtigkeit und Dolce Vita aber mit viel Fermezza.
Standhaftigkeit ist eine teutonische Tugend. Öffnet man aber die schweren Türen des neuzeitlichen Ghibli wird schnell klar, dass die Italiener ihre Hausaufgaben sehr gut gemacht haben. An manchen Stellen kommt deutlich zum Vorschein, dass sie sich Jaguar XF, Audi A6 und den BMW 5er sehr genau angesehen haben und einige Lösungen unverfroren einfach kopiert haben. Aber wie heißt es so schön? "Besser gut kopiert, als schlecht selbst gemacht." Dass am Ende das Cockpit als völlig eigenständige Interpretation eines fahrerorientierten Arbeitsplatzes wahrnimmt, liegt an der klugen Zusammenstellung der wohldosierten Zutaten. Wenige Tasten lassen die Bedienung schlüssig und intuitiv von der Hand gehen. Sämtliche Schalter sind an dem Platz, an dem man sie vermuten würde. Oder eben dort, wo sie auch bei Audi oder BMW zu finden wären. Warum der Innenraum der E-Klasse bei der Konkurrenzanalyse außen vor geblieben ist, äußert sich vor allem im Platzangebot. Manche beschreiben ihn als perfekt sitzend wie ein guter Anzug, anderen könnte es wegen des vergleichsweise engen Fußraums und den nicht gerade üppigen Sitzen hier und da zwicken. Nichtsdestotrotz ist die Verarbeitungsqualität und die Formensprache einfach hinreißend und weitaus emotionaler, ja mutiger als bei den etablierten Premium-Businessgleitern. Die wunderschön eingefasste Uhr, die inmitten des mit Leder ausgeschlagenen Instrumententrägers thront, scheint von einer anderen Zeit zu erzählen. Zwei klassische Rundinstrumente informieren den Fahrer über die aktuellen Fahrsituationen und das Zentraldisplay blendet Navigationshilfen und andere umfangreiche Bordcomputer-Menüs ein. Die Bedienung erfolgt über die Lenkradtasten. Bei der etwas chaotischen Menüverschachtelung müssen die Jungs bei Maserati aber noch einmal Hand anlegen. Hier wären diverse Praxistests mit Autofahrern ohne Sinn für ingeniöse Experimente von Vorteil. Auch die Bedienung des berührungsempfindlichen Bildschirms des Infotainments erfordert erhöhte Aufmerksamkeit durch den Fahrer. Mehr Kontinuität in der Benutzerführung wäre hier wünschenswert. Schaltflächen "springen" manchmal uns sind bei gleicher Funktion in einem anderen Menü oben links statt unten rechts. Das sind aber Kleinigkeiten, an die man sich schnell gewöhnen kann. Wenn man seinen Blick über die Sitzlandschaft und den geschmacklich vortrefflich zusammengestellten Innenraum blickt, ist man einfach nur fasziniert. Langsam wandert der Zeigefinger zum Startknopf während einer der Füße auf dem Bremspedal ruht. So werden im Maserati Ghibli die Pferde unter der Haube zum Leben erweckt.

Ein Diesel erobert Modena - oder wie ein Maserati vernünftig wird.
Aber die haben es in sich. Denn den Ghibli gibt es ausschließlich mit potenten V6 Motoren mit jeweils weit über 250 PS. Und mit diesem Temperament lässt es sich sehr gediegen reisen und bei Bedarf kann man die ausgewachsene Limousine auch mal so richtig fliegen lassen. Alle drei Motoren, die im Ghibli verfügbar sind, schieben ihre Kolben durch drei Liter Hubraum, arbeiten direkt einspritzend und mit der äußerst galanten 8-Gang Automatik vom Zulieferer ZF zusammen. Doch an dieser Stelle hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. In Deutschland gibt es einen wichtigen Markt der Geschäftskunden, die oft lange im Auto sitzen und bei denen jährliche Fahrleistungen um 40.000 Kilometer oder mehr keine Seltenheit sind. Umso wichtiger ist eine starke und zugleich effiziente Antriebsquelle, die ein souveränes Vorankommen ermöglicht, ohne ständig auf der Suche nach der nächsten Tankstelle sein zu müssen. Deshalb können Maserati Kunden das erste Mal in der Firmengeschichte einen Diesel als Antriebsquelle wählen. Reichweiten von knapp 1000 Kilometern sind ohne Anstrengungen mit dem 70 Liter Tank ohne große Anstrengungen machbar. Manch ein Automobil Enthusiast würde die Nase rümpfen. Doch mit den Dieseln der alten Schule hat das Triebwerk nicht mehr viel gemein. Mit seinen 275 PS steht er gut im Futter und das Dampfhammer-Drehmoment von 570 NM schüttelt der Selbstzünder wie selbstverständlich von der Kurbelwelle. Er beschleunigt unter optimalen Bedingungen in nur 6.3 Sekunden auf Tempo einhundert und zeigt damit eindrucksvoll, welche Kraft in ihm steckt. Die Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern lässt genug Reserven, um auch im hohen Reisetempo noch überholen zu können, wenn der Vertreter- Passat denkt, er könne spielen. Um den Klang kümmern sich die Maserati-Ingenieure genauso wie um die harmonische Kraftentfaltung. Denn ganz verheimlichen kann er sein Arbeitsprinzip nicht. Mit Lautsprechern nahe der Endtöpfe der Auspuffanlage werden der Maschine lästige Störfrequenzen wie z.B. das dieseltypische Nageln aberzogen. Dieses Prinzip funktioniert so gut, dass auch die deutschen Premiumhersteller, ja selbst VW beim GTD sogenanntes Soundcomposing bei den Dieseln einsetzen. Die beiden Benziner haben diesen künstlichen Klangmodulator nicht nötig. Dank Klappenanlage im Auspuff klingen sie so, wie man es von einem Maserati erwartet. Heiser, unnachgiebig und Nackenhaare aufstellend brüllt es bei hohen Drehzahlen aus den Endtöpfen, während man beim niedertourigen Gleiten fast keine Maschinengeräusche wahrnimmt. Die Laufruhe der V6-BiTurbos ist beeindruckend, was man aber auch vom Verbrauch sagen kann. Maserati gibt den wahlweise mit 330 PS oder 410 PS erhältlichen Motor mit rund 10 Litern an. Im Alltag sind eher 15 Liter realistisch. Der Ghibli S Q4 mit Allradantrieb nippt einen dann nicht mehr relevanten halben Liter mehr vom edlen Auto-Getränk namens Superbenzin. Für die zweite Modelldekade erhielt der Ghibli Ende 2016 eine Modellpflege. Leichte Retuschen und eine Motorupdate schärfen die sporliche Limousine somit nach.

Emotionen zum Businesstarif.
Dennoch denkt man nach jeder ausgiebigen Fahrt im Ghibli, dass jeder Tropfen seinen Cent wert gewesen ist. Klar hat der V6 Motor nicht die Fülle an Klang wie ein kurzhubiger V8 aus den Sportwagen der Firma. Sie haben auch nicht die Extravaganz eines V12 Motors oder die Besonderheit eines Zehnzylinders. Aber Luxus spielt sich nicht mehr nur auf dem Papier ab. Luxus definiert sich nicht mehr über die Anzahl der Zylinder. Auch die Nachhaltigkeit nimmt immer mehr das Denken der Menschen ein. So überlegt man es sich lieber dreimal, ob es ein Sportwagen sein muss, der möglichst viele Zylinder auffährt. Nur des Prestiges wegen? Nein - Wirtschaftlichkeit und ein maßvoller Umgang mit Ressourcen haben sich durchgesetzt und werden in Zukunft auch noch wichtiger. Gleichzeitig spielt bei den meisten Autokäufern auch die Sicherheit eine große Rolle. Auch die modernen Autos vermeintlicher Exoten müssen die gleichen Standards erfüllen wie die der großen Hersteller. Umso beeindruckender ist der Schritt von Maserati, seine Modellpalette nach unten zu erweitern. Die Nachricht, dass die Italiener einen Dieselmotor bauen, verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Internet. Spott und Häme aber auch Respekt vor dem Mut waren aus zahlreichen Meldungen auf Facebook und Twitter herauszulesen. Das Design gefällt innen wie außen auf den ersten Blick. Trotz all der praktischen Tugenden, die eine viertürige Limousine mitbringt, sieht der Ghibli einfach hinreißend aus. Vielleicht ist das der Kaufgrund Nummer 1 für die Menschen, die sich bewusst gegen den Premium-Mainstream à la BMW, Audi und Mercedes entscheiden und stattdessen einen Italiener mit Charakter wählen. Maserati macht es ihnen mit vernünftigen weil bezahlbaren Argumenten sehr einfach.

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