Der Velar ist der jüngste Sprössling der Range Rover-Familie. Das Mittelklasse-SUV, das seit 2017 gebaut wird, ist angesiedelt zwischen dem Range Rover Evoque und dem Range Rover Sport. Welche Bedeutung der Velar für den britischen Autobauer Land Rover hat, der wiederum eine Tochtergesellschaft von Jaguar Land Rover Ltd. Ist, zeigt schon der Name des Autos. „Velar“ ist eine Hommage an den ersten Range Rover-Prototypen von 1969. Damals gründete man unter diesem Namen eigens eine Briefkastenfirma, um so lange wie möglich ungestört an der Serienreife des Velar („velare“ ist lateinisch und bedeutet „verbergen“, „verstecken“) arbeiten zu können.
Für den Range Rover Velar stehen vier Motoren in insgesamt sechs Leistungsstufen zur Verfügung. Einstiegsmodelle sind ein 2,0-Liter-Turbo-Benziner mit 250 PS sowie ein 2,0-Liter-Turbo-Diesel mit 180 PS. Beide Motoren sind auch mit deutlich stärkerer Leistung zu bekommen. Dann steht dem Turbo-Benziner mit jetzt 300 PS ein Biturbo-Diesel gegenüber, der 240 PS leistet. Topmotorisierung ist jeweils ein 3,0-Liter-V6-Motor, der als Benziner 380 PS und als Diesel 300 PS ausweist. Für alle Motorisierungen gilt: 8-Gang-Automatikgetriebe und Allrad-Antrieb sind Serie.
Schon der Basis-Benziner, der ein maximales Drehmoment von 365 Nm und in der Spitze 217 km/h erreicht, spurtet in 6,7 Sekunden auf 100 km/h und ist damit alles andere als ein Langweiler. Noch deutlicher trifft das auf den zweitstärksten Diesel mit 240 PS zu. Der entwickelt gar 500 Nm Drehmoment, erreicht Tempo 100 aus dem Stand in 7,3 Sekunden und ist mit 217 km/h ebenso schnell wie der kleinste Benziner. Noch einmal deutlich stärker sind selbstverständlich die beiden V6-Motoren. Der Benziner mit 380 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Nm beschleunigt in 5,7 Sekunden auf 100 km/h, erreicht 250 km/h und liegt damit zum Beispiel auf dem Niveau eines Porsche Macan GTS. Dass solche Leistungen an der Tankstelle ihren Preis haben, liegt auf der Hand. Die vom Hersteller genannten 9,4 Liter sind nicht realistisch. Eher schon dürften es zwölf Liter sein, die anfallen, wenn man mit dem Top-Benziner einigermaßen flott vorwärtskommen will. Auch der V6-Diesel, der ab Werk mit 6,4 Litern angegeben ist, hält diesen Wert nicht ein. Achteinhalb Liter sind es, die der stärkste, über ein maximales Drehmoment von 700 Nm verfügende Velar benötigt. Angesichts einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden und einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 240 km/h, scheint das akzeptabel für ein Auto, das knapp zwei Tonnen wiegt. Weit mehr als nur akzeptabel ist das Kofferraumvolumen, das von 673 bis 1731 Litern reicht – damit liegt der Velar ganz weit vorne im Feld seiner Konkurrenten.
Basis: 250-PS-Benziner und 180-PS-Diesel für jeweils 56.400 Euro
Topmotorisierungen: V6-Benziner mit 380, V6-Diesel mit 300 PS
üppiges Kofferraumvolumen von bis zu 1731 Liter
Test
Der neu entwickelte Range Rover Velar ist aktuell wohl eins der schönsten SUVs auf dem Markt. Der Velar zeigt, dass ein SUV mit einer coupé-artigen Linienführung durchaus elegant und kraftvoll aussehen kann und nicht zwingend grobschlächtig daherkommen muss, wie es etwa beim BMX X6 oder – wenn auch etwas weniger aufdringlich - beim Mercedes GLE Coupé der Fall ist. Und selbstverständlich setzt sich die äußere Eleganz des Velar im Innenraum fort. Hier kommen, je nach Ausstattungslinie und Motorisierung, feinste Materialien zum Einsatz, wie zum Beispiel Windsor-Leder, Carbon oder Velours. Ein besonderer Coup ist den Briten zudem durch die Zusammenarbeit mit dem dänischen Textildesignunternehmen Kvadrat gelungen, das einen Sitzstoff entwickelt hat, der wie Leder sehr edel wirkt, für den aber keine Tiere sterben mussten. Exklusiver geht es nicht, allerdings auch nicht beim Preis. Denn der Premiumstoff, dessen Faser aus recycelten Plastikflaschen besteht, kostet je nach Konfiguration bis zu 3000 Euro Aufschlag – und lässt damit selbst das feine Windsor-Leder hinter sich. Beeindruckend ist auch Land Rovers neues Bediensystem „Touch Pro Duo“, das neben dem (optionalen) digitalen Kombi-Instrument gleich zwei in der Mittelkonsole übereinander platzierte 10-Zoll-Touchscreens mitbringt, sodass gleichzeitig verschiedene Bedienschritte vorgenommen oder Informationen abgerufen werden können. Während man etwa den oberen Bildschirm für die Navigation nutzt, lassen sich über den unteren beispielsweise Anrufe entgegennehmen.
Gutes Aussehen ist aber bekanntlich nichts, wenn die inneren Werte nicht stimmen. Neben dem Willkommen-zuhause-Gefühl im Gelände als Kernkompetenz aller Land Rover, zeigt der Velar aber auch auf den Boulevards und Prachtmeilen seine Qualitäten. Dabei tritt der stattliche Brite so dynamisch auf und an, dass man schnell einmal vergisst, in einem Auto zu sitzen, das annähernd zwei Tonnen wiegt. Diese Sportlichkeit geht aber nicht zu Lasten des Komforts. Ein Eindruck, der dadurch noch verstärkt wird, dass Fahrer und Beifahrer Platz satt genießen. Auch im Fond reist man trotz abfallender Dachlinie noch lässig, solange Fahrer und Beifahrer keine Riesen sind. Ansonsten könnte es trotz 4,82 Metern Außenlänge doch etwas eng werden in Sachen Kniefreiheit.
große On- wie Offroad-Kompetenz
der Innenraum des Velar würde auch den Ansprüchen von „Schöner Wohnen“ genügen
exklusiver als Windsor-Leder: Premium-Textil aus recycelten Plastikflaschen
Preise
Range Rover ist nicht nur für exklusive SUV bekannt, sondern auch für hohe Preise. So sind es mindestens 56.400 Euro, die man für den kleinsten Benziner oder Diesel in der Basis-Ausstattung anlegen muss. Für jede der vier Ausstattung (Basis, S, SE, HSE) kann man zwischen den Optionen „Range Rover Velar“ und „Range Rover Velar R-Dynamic“ wählen. Die zweite Option zu jeweils knapp 3.500 Euro Aufpreis verfügt über zusätzliche Ausstattungsfeatures, die dem Velar – der Name lässt es bereits erahnen – vor allem in Sachen Optik, etwa durch Schaltwippen in mattiertem Chrom, Spiegelkappen in Narvik Black und Edelstahlpedale eine sportlichere Note geben. Zur Basisausstattung gehören unter anderem ein adaptives Fahrwerk, die Anfahrhilfe „Low Traction Launch“ und Bergabfahrhilfe, ein Start-/Stopp-System, ein Spurwarner, das Bediensystem Touch Pro Duo mit zwei 10-Zoll-Touchscreens, achtfach elektrisch verstellbare Vordersitze, Sprachsteuerung sowie der autonome Notfall-Bremsassistent. Kaum noch Wünsche offen lässt die höchste Ausstattungslinie, „HSE“. Auch wenn die Aufzählung zusätzlicher Pakete weitere 30 Seiten in der Preisliste ausmacht, sind hier bereits 21-Zoll-Felgen, eine elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung, 20-fach verstellbare, kühl- und beheizbare Vordersitze mit Memory- und Massagefunktion, Türverkleidungen, Armaturentafel und Fahrerairbag-Abdeckung in Windsor-Leder, ein 12,3-Zoll-TFT-Instrumentendisplay, Navigationssystem sowie das „Fahrassistenzpaket 2“ mit Notfall-Brems-, Spurhalte- und Totwinkel-Assistent, Abstands-Tempomat und Verkehrszeichenerkennung mit adaptivem Geschwindigkeitsbegrenzer an Bord. Auch das „Parkhilfe Paket 2“ mit Parkassistent inklusive einer Einparkhilfe, Kollisionswarnsystem und einer Rückfahrkamera gehört zur „HSE“-Ausstattung. Die liegt für Basis-Benziner und -Diesel bei jeweils 76.750 Euro. Wer weitere rund 4000 Euro investieren möchte, bekommt den empfehlenswerten 2,0-Liter-Diesel mit 240 PS (80.950 Euro) oder den 2,0-Liter Benziner mit 300 PS (80.250 Euro). Am oberen Ende der Möglichkeiten rangieren die beiden Sechszylinder. Der Diesel kostet dann mindestens 66.400 Euro, der Benziner ist 700 Euro teurer („HSE“-Ausstattung: Diesel, 86.750 Euro, Benziner 87.450 Euro).
Basis-Motorisierung ab 56.400 Euro (Diesel und Benziner)
gutes Preis-Leistungsverhältnis: 240-PS-Diesel in Top-Ausstattung für 80.950 Euro
Sondermodell „First Edition“ (rund 108.000 Euro) nur im ersten Jahr
Serienbeschreibung
Dass Range Rover den Velar als „Midsize-SUV“ bezeichnet und damit in der SUV-Mittelklasse einordnet, dürfte angesichts einer Länge von 4,82 Metern und eines Einstiegspreises von mehr als 56.000 Euro wohl typisch britisches Understatement sein.
Glatt darf man wörtlich nehmen. Die vollversenkbaren Griffe verschwinden in der Tür.
Tatsächlich basiert der Velar auf der Plattform des 2015 vorgestellten Jaguar F-Pace und setzt auf dieselbe Aluminium-Leichtbaukonstruktion. 80 Prozent des Autos sollen aus Aluminium bestehen. Hundertprozentig sicher ist aber, dass der Velar (nicht nur im SUV-Segment) ein echter Hingucker ist. Fast meint man es mit einem Concept Car zu tun zu haben – was absolut positiv gemeint ist. Wo andere Hersteller sich häufig nicht trauen, ihre Vision aus der Studie in die Serie übernehmen, glänzt der Velar mit einer klaren Formensprache, die weit in die Zukunft zu weisen scheint.
So hat Range Rover Chef-Designer Gerry McGovern auf Schnörkel und jeglichen Firlefanz verzichtet. Keine unnützen Sicken und nicht einmal Türgriffe stören den Blick, sodass der Velar mit einem ungewöhnlich glatten und beinahe asketischen Auftritt seiner Zeit in der Tat weit voraus zu sein scheint. Und „glatt“ darf man hier ganz wörtlich nehmen. Denn die vollversenkbaren Türgriffe des Velar verschwinden in den Türen, sobald diese verschlossen werden bzw. die Geschwindigkeit 8 km/h übersteigt. So bringt es diese mobile Skulptur zu einem cW-Wert von 0,32 und soll damit gar das aerodynamisch effizienteste Modell der Land Rover-Geschichte sein. Wie es sich für ein Auto aus dem Hause Land Rover gehört, ist der edle Velar aber viel mehr als nur ein Schönling. So verfügen alle Konfigurationen serienmäßig über Allradantrieb und ein 8-Gang-Automatikgetriebe, so dass der Neuling wie jeder andere Range Rover auch im Gelände eine gute Figur macht und wohl weit mehr gestatten würde, als sich die meisten seiner Fahrer gemeinhin zutrauen dürften. Die Geländegängigkeit des Velar nimmt noch zu, wenn – wie bei den stärksten Motorisierungen – die optionale Luftfederung verbaut ist, die 25 Zentimeter Bodenfreiheit garantiert. Diese Freiheit, dorthin fahren zu können, wo andere längst kapitulieren, hat der Velar den meisten seiner Konkurrenten voraus, die sich im urbanen Dschungel wohler fühlen. Diese Konkurrenten sind, je nachdem, ob man den Velar tatsächlich als Mittelklasse-SUV versteht oder ihn doch bereits an die Oberklasse heranreichen sieht, unter anderem der BMW X6, der Volvo XC 60 oder XC 90, der Porsche Macan und dessen größerer Bruder, der Porsche Cayenne, sowie nicht zuletzt der ebenfalls neue Alfa Romeo Stelvio.