Das Geburtsjahr dieser Auto-Legende ist 1947. Die Rover-Besitzer Maurice und Stephen Wilks denken im Nachkriegsengland über ein robustes und einfaches Fahrzeug für die Landwirtschaft nach. Maurice Wilks zeichnet der Sage nach den Umriss des Fahrzeugs in den Sand der Red Wharf Bay auf Anglesey, einer Insel vor der Küste von Wales – ein Vorgang, den Land Rover im Abschiedsjahr des Defenders wiederholt, mit sechs `Landys´ und rund einen Kilometer groß. Der erste Prototyp entsteht noch auf einem Jeep-Chassis, am 30. April 1948 wird dann die Serienversion des Land Rover auf der Automobilausstellung in Amsterdam vorgestellt. Das Gerüst des Fahrzeuges bildet ein aus zwei Teilen zusammengeschweißter Leiterrahmen, weil unmittelbar nach dem Krieg in England Stahl in dieser Länge nicht zu bekommen. Wegen der schlechten Verfügbarkeit des Werkstoffs konstruierte Maurice Wilks zudem die Karosserie aus dem leichter zu beschaffenden Aluminium, mit dem Nebeneffekt, dass der Land Rover kaum anfällig für Rost ist. Das erste Serienmodell wird von einem 1,6-Liter-Vierzylinder mit 50 PS angetrieben und kostet 450 britische Pfund.
Der Land Rover wird schnell zu einem Erfolgsmodell
Die Serie I, wie die ersten Modelle seit 1958 rückwirkend bezeichnet werden, hat zunächst noch die Scheinwerfer hinter dem Kühlergrill und einen Radstand von 80 Zoll (2,03 Meter). In den nächsten Jahren wandern die Scheinwerfer erst in und dann vor den Kühlergrill, aus dem 1,6-Liter-Motor wird ein 2,0-Liter-Triebwerk, der Radstand wächst auf 86 und später auf 88 Zoll, zudem kommt ein längerer Pick-up mit 107 Zoll Achsabstand auf den Markt. Später gibt es auch Versionen mit 109-Zoll-Radstand. Die große Stärke des karg eingerichteten Land Rover ist seine besondere Vielseitigkeit durch die modularen Umbaumöglichkeiten und die Ausstattung mit Nebenabtrieben, die zum Antrieb landwirtschaftlicher Geräte gedacht sind.
Viele Fans findet der Land Rover aber auch in der zivilen Bevölkerung – und in den allerhöchsten Kreisen. Auch Königin Elisabeth II. und Premierminister Sir Winston Churchill fahren den Klassiker, der 1958 in einer zweiten Auflage erscheint. Die Serie II erhält eine höhere und breitere Karosserie sowie einen 2,25-Liter-Benziner mit 77 PS. 1962 erscheint die Serie IIA unter anderem auch mit einem 62-PS-Diesel, außerdem rücken die Scheinwerfer vom Kühlergrill in die Kotflügel. Der 2,6-Liter-Sechszylinder macht bei extremen Bedingungen Probleme. Inzwischen hat sich der Land Rover auch zu einem beliebten Fahrzeug für Militärs in aller Welt sowie für wissenschaftliche Expeditionen entwickelt. In den 60er Jahren wird er zum Kino- und Fernsehstar, als er im Film `Born free´ um die Löwin Elsa und in der Serie `Daktari´ publikumswirksam zum Einsatz kommt.
Der Land Rover wird in der Serie III ein wenig wohnlicher
Von 1972 bis 1984 verkauft Land Rover die Series III, die die Abmessungen der Vorgänger beibehält und ebenfalls in zwei Radständen – 88 und 109 Zoll – verfügbar ist, aber dem Fahrer ein wenig mehr `Komfort´ angedeihen lässt. Dazu gehören ein wohnlicherer Innenraum und erstmals ein vollsynchronisiertes Getriebe. Die Motorenpalette umfasst den 2,25-Liter-Vierzylinder als Diesel mit 63 PS und Benziner mit 73 PS, einen 2,6-Liter-Sechszylinderbenziner mit 86 PS sowie einen 3,5-Liter-V8-Motor mit 91 PS.
Seinen letzten Modellwechsel erlebt der Land Rover 1983/84 mit dem Wechsel zur Series IV. Sie erscheint in den Ausführungen One Ten (110) und Ninety (90) und wird ab 1990 auch in einer langen 130er-Variante unter der Baureihen-Bezeichnung `Defender´ verkauft. Bis zum Produktionsende wechseln mehrfach die Motoren. Ab Mitte der 90er-Jahre gibt es einen Turbo-Diesel mit 113 PS, nach der Übernahme von Rover durch BMW einen Fünfzylinder-Diesel mit 122 PS.
Beim Facelift 2007 erhält der Defender einen Euro-4-fähigen 2,4-Liter-Diesel mit 122 PS von Ford, die einige Jahre zuvor Rover geschluckt hatten. Um Platz für das Triebwerk zu schaffen, kommen eine höhere Motorhaube, dazu ein moderneres Armaturenbrett, eine geänderte Sitzanordnung sowie ein neues Sechsgang-Getriebe. 2012 debütiert der 2,2-Liter-Diesel mit 122 PS, der zudem die Euro-5-Norm erfüllt.
Abschied mit drei limitierten Sondermodellen
Mit diesem Motor erreicht der Defender 145 km/h Höchstgeschwindigkeit und in 15,8 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 (Crew Cab 130: 17,0 Sekunden). Wichtiger als die Fahrleistungen ist aber neben den überragenden Geländefähigkeiten eine Anhängelast von 3,5 Tonnen. Der Normverbrauch liegt bei 10,2 l/100 km (Wagon 110 und Crew Cab 130 11,1 l/100 km).
Die Serienausstattung mit Vinylsitzen ist karg und zweckmäßig, ein bisschen Luxus gibt es in den SE-Versionen, die Leder-Stoff-Sitzbezüge, Lederlenkrad, eine beheiz- und wischbare Heckscheibe sowie ein CD-Radio mit Freisprecheinrichtung mitbringen. Dafür ist die Aufpreisliste lang: Neben unzähligen Optionen zur weiteren Verbesserung von Geländegängigkeit, Fahrzeugschutz und Transportaufgaben gibt es auch ein paar luxuriöse Extras wie Klimaanlage (1.690 Euro), Ledersitze (ab 1.000 Euro), Leichtmetallräder (ab 1.300 Euro) sowie Design-Pakete (ab 1.700 Euro) und Sonderlackierungen (ab 550 Euro, kontrastfarbenes Dach 600 Euro).
Insgesamt werden 2.016.933 Fahrzeuge gebaut, von denen schätzungsweise noch rund 75 Prozent im Einsatz sind. Das zweimillionste Exemplar wird Ende 2015 für 400.000 Pfund (rund 549.000 Euro) versteigert. Eine gute Geldanlage dürften auch die limitierten Abschiedsmodelle sein. Die 2.654 Exemplare der Heritage Edition sind optisch an den ersten zugelassenen Land Rover mit dem Kennzeichen `HUE 166´ angelehnt, in Grün mit weißem Dach gehalten, die Sitze mit Canvas-Stoff bezogen. Die Adventure Edition, 2.277-mal gebaut, beeindruckt mit Ansaugschnorchel, Dachgepäckträger, Schwellerschutzblechen im Sandblech-Look und auf Wunsch in einer knalligen orangefarbenen Lackierung (neben grau und weiß). Innen gibt es nobles Leder, dazu LED-Scheinwerfer. Absolutes Highlight ist die Autobiography Edition. Sie verfügt über einen leistungsgesteigerten Motor mit 150 PS, eine Sonderlackierung und viele Zierteile aus Aluminium. Auch sie bietet LED-Scheinwerfer und dazu einen ganz besonders britischen Innenraum mit feinstem Windsor-Leder. Von diesem Schmuckstück entstehen aber nur 180 Fahrzeuge.