Der Lancia Ypsilon basiert auf der weiterentwickelten Plattform des Fiat Panda und Fiat 500 und versteht sich von jeher als besonders feiner Kleinwagen mit italienischem Flair. Als solcher war er auch auserkoren, mit dem Mini zu konkurrieren.
Exot unter den Kleinwagen
Dazu hat es stückzahlenmäßig aber zumindest in Deutschland nie auch nur entfernt gereicht. Obwohl sich Lancia nach Kräften bemüht hat, mit jeder Generation neue Akzente im Design zu setzen, nahm der Verkauf kontinuierlich ab. Erfolgreich waren im Grunde nur die erste und zweite Generation in den 1980er und 90er Jahren. Vom aktuellen Ypsilon wurden hierzulande 2015 gerade noch 65 Exemplare abgesetzt.
Das mag auch damit zusammenhängen, dass Tester nicht nur Schmeichelhaftes über ihn zu berichten hatten. Sie monierten, dass der Ypsilon zwar einen Premium-Anspruch erhebe, diesen aber qualitativ wie technisch kaum einlöse. So sei das Fahrwerk weder agil noch auf allen Untergründen komfortabel, die Schaltung gelegentlich hakelig und die Lenkung zu leichtgängig. Der Vorrang des Designs führe zu Einschränkungen bei Bedienbarkeit und Ergonomie.
Gutes Raumangebot vorn
Die Instrumente sind im Ypsilon mittig angeordnet, was ein wenig Umgewöhnung erfordert, weil der Blick zunächst ins Leere fällt. Während das Raumangebot in der 3,84 Meter langen Karosserie vorne großzügig ausfällt, finden hinten nur Passagiere bis etwa 1,75 Meter Körpergröße Platz. Für den Stauraum ermittelte der ADAC ein Fassungsvermögen zwischen 220 und 875 Litern, letzteres bei umgeklappter Rücksitzlehne und Beladung bis unters Dach. Die Sicht nach schräg hinten leidet unter der breiten C-Säule.
Beim Facelift erhielt der Ypsilon 2015 einen grazileren Kühlergrill, besser ablesbare Instrumente und ein neues Infotainmentsystem mit Tochscreen und diversen Online-Services. Einige der damals beworbenen Farb- und Ausstattungsversionen wurden inzwischen aus dem Programm genommen. Ledersitze gibt es zum Beispiel nicht mehr, aber auch das serienmäßige Polster mit seinem Fischgrät-Muster verströmt Chic, speziell in Braun.
Fazit zum Lancia Ypsilon 846
Der Lancia Ypsilon war stets der etwas andere Kleinwagen: außen progressiv gestaltet, innen edel eingerichtet. Auch die vierte Generation kündet noch vom Anspruch Lancias, der auf die ruhmreichen Modelle der 1950er bis 70er Jahre zurückgeht. Mit der Zeit nahmen die technischen Eigenlösungen aber immer weiter ab, und unterm Strich präsentiert sich der Ypsilon heute nur noch als schmuck eingekleideter Kleinwagen mit Technik aus dem Fiat-Regal.
Es gibt wenige Modelle, denen so der Ruf anhaftet, ein reines Frauenauto zu sein. Vielleicht hätte der Lancia diese Rolle als italienischer Frauenschwarm noch länger spielen können, wäre nicht in Gestalt des Fiat 500 ein begabterer Herzensbrecher auf der Bühne erschienen. Das musste auch der dritte Italiener im Bunde, der Alfa Romeo Mito, spüren, dem nicht viel mehr Erfolg beschieden ist.
So gingen die Verkaufszahlen des Ypsilon parallel zur übrigen Lancia-Modellpalette immer weiter zurück. Am Ende wird er wohl der letzte in Deutschland angebotene Vertreter seiner Marke sein. Er wird mit seinem Esprit in der Kleinwagenklasse fehlen.