Mit dem EV6 hat Kia ein Elektroauto auf den Markt gebracht, das nicht nur mit seiner sportlichen Optik für Aufsehen sorgt, sondern auch mit seiner Ladetechnologie Ausrufezeichen setzt. Der Crossover ist wie der Hyundai Ioniq 5 und der Genesis GV60 auf der gleichen Plattform aufgebaut. Er verfügt daher ebenfalls über die innovative 800-Volt-Technik für schnelles Laden.
Kia bietet den EV6 mit einem großen Leistungsspektrum an. Das Einstiegsmodell, das über eine 58-kW-Batterie verfügt, leistet 125 kW (170 PS). Den größeren Akku gibt es mit 168 kW (229 PS), 239 kW (325 PS) und als EV6 GT mit stolzen 430 kW (585 PS). Die beiden stärksten Varianten sind dabei als Allradler konzipiert, bei den schwächeren werden die hinteren Räder angetrieben. Vor allem das Topmodell beeindruckt durch seine Fahrleistungen: Dank eines maximalen Drehmoments von 740 Nm beschleunigt der GT von 0 auf 100 km/h in nur 3,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 260 km/h. Der 4,68 Meter lange EV6 nutzt die architektonischen Vorteile eines E-Autos aus und bietet dank des langen Radstands von 2,90 Metern viel Platz im Innenraum, nur die Kopffreiheit im Fond ist für großgewachsene Mitfahrer wegen des abfallenden Hecks etwas eingeschränkt. Laut Hersteller sollen bei der großen Batterie unter Idealbedingungen bis zu 240 kW Ladeleistung möglich sein, womit das Laden von zehn bis 80 Prozent nur 18 Minuten benötigt werden sollen. Beim kleinen Akku sind immerhin noch bis zu 180 kW Ladeleistung möglich. In der Praxis liegen die Werte meistens zwar darunter.
Grundsätzlich sind die verschiedenen Varianten des EV6 eher sportlich ausgelegt. Mit den drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“ und „Sport“ lässt sich das Fahrverhalten des Kia EV6 für individuelle Bedürfnisse anpassen. Einstellen kann man das über Wippen am Lenkrad. Geregelt werden dabei das verfügbare Drehmoment, die Lenkung, das Stabilitätsprogramm und die energieverbrauchenden Systeme. Dank des langen Radstands und straffen Fahrwerks liegt der EV6 stabil auf der Straße, auch wenn die Lenkung etwas mehr Feedback geben könnte und der Fahrkomfort etwas leidet.
Bei Testfahrten erwies sich der EV6 als sehr effizient und erreichte je nach Motorisierung und Akku Reichweiten von fast 500 Kilometern. Dank der innovativen Schnellladetechnik soll der EV6 in nur 4,5 Minuten Ladezeit eine Reichweite von circa 100 km erreichen. An diesen Wert kommt man zwar in der Praxis nicht heran, aber dennoch beeindruckt die Ladegeschwindigkeit des Koreaners.
Das Cockpit prägen zwei große Displays, deren Bedienung weitgehend intuitiv erfolgt – auch in den Tiefen des Infotainment-Systems. Wer sein Handy oder andere Elektro-Kleingeräte während der Fahrt aufladen möchte, hat im EV6 zahlreiche Möglichkeiten: Es gibt sechs USB-Ladebuchsen. Der Kofferraum bietet zwar viel Volumen, wegen des schrägen Hecks ist der Transport sperriger Güter jedoch kaum möglich. An der Anhängerkupplung ist eine Zuglast von bis zu 1,6 Tonnen möglich.
Der Einstiegspreis für den Kia EV6 beginnt bei 46.990 Euro (Stand: November 2021) für die Version mit der 58-kWh-Batterie und 125 kW Leistung. Die leistungsstärkeren Modelle, wie der 77,4-kWh-Allradantrieb mit 239 kW, starten bei 55.990 Euro (Stand: Oktober 2021), während das Spitzenmodell EV6 GT mit 585 PS bei 72.990 Euro (Stand: Dezember 2022) beginnt. Der EV6 positioniert sich damit preislich im oberen Segment der Mittelklasse-Elektrofahrzeuge, bietet aber auch eine umfangreiche Serienausstattung, die unter anderem ein Navigationssystem, verschiedene Fahrerassistenzsysteme und eine Vehicle-to-Load-Funktion umfasst. Gegen Aufpreis sind zudem Optionen wie ein Head-up-Display mit Augmented Reality und eine Wärmepumpe verfügbar, die insbesondere in den Wintermonaten von Vorteil ist.
Der Kia EV6 kam im Sommer 2021 in Deutschland in die Verkaufsräume und damit kurz nach dem Schwestermodell Hyundai Ioniq 5. Beide teilen sich die E-GMP (Electric-Global Modular Platform) des koreanischen Hyundai-Kia-Konzerns, mit dem das Unternehmen seine ersten Schritte in die Ära der Elektromobilität eingeschlagen hat. Mit dem EV6 begann eine Modelloffensive, die bis 2026 elf batterieelektrische Fahrzeuge umfasst.
Vergleich zum Hyundai Ioniq 5
Im Vergleich zum Hyundai Ioniq 5 ist der Kia optisch das deutlich sportlichere Auto. Seine Karosserieform erinnert dank des schrägen Hecks und der großen 19-Zoll-Räder eher an einen Shooting Brake als an ein SUV. Die leistungsstarke 800-Volt-Technik – üblich sind sonst 400 Volt – hat bisher bei E-Autos noch Seltenheitswert. Eine Besonderheit ist auch die Vehicle-to-load-Funktion, mit der Du zum Beispiel Dein E-Bike aufladen oder beim Ausflug einen Elektrogrill betreiben kannst. Dank Vehicle-to-Vehicle-Funktion ist sogar das Laden anderer E-Autos möglich.
Sportlichkeit und Innenraum
Das Thema Sportlichkeit spiegelt sich auch in der Technik wider. So verfügen die leistungsstarken Allradmodelle über ein „Disconnector Actuator System“ (DAS), bei dem im Normalbetrieb nur die Hinterräder angetrieben werden – was für ein dynamischeres Fahrverhalten sorgt. Wenn mehr Leistung oder eine höhere Fahrstabilität gefordert sind, wird der Frontantrieb zugeschaltet – das Koppeln und Trennen passiert innerhalb von 0,4 Sekunden.
Beim Innenraum legt Kia viel Wert auf Nachhaltigkeit. Die Sitzbezüge bestehen aus veganen Materialien. Optisch erinnern sie trotzdem an Leder oder Wildleder. Stoffe und Teppiche im Kia EV6 werden aus recyceltem Kunststoff aus Plastikflaschen gefertigt.
Fazit
Mit der Einführung der 800-Volt-Technologie bringt Kia eine Ladeeffizienz in die Mittelklasse, die bisher hauptsächlich in hochpreisigen Modellen zu finden war. Das vielseitige Angebot, das von einem alltagstauglichen Basisfahrzeug bis hin zu einem leistungsstarken GT-Modell reicht, macht den EV6 zu einer attraktiven Wahl für eine breite Zielgruppe. Trotz kleiner Schwächen, wie dem straffen Fahrwerk und der eingeschränkten Kopffreiheit im Fond, bietet der EV6 ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
