Der erste Jeep Compass aus dem Jahr 2006 war alles andere als ein Erfolg und auch das tiefgreifende Facelift von 2010 hat den Geländewagen nicht so richtig nach vorn gebracht. Zu groß war die Konkurrenz unter den kompakten Geländewaagen und zu stark selbst die Importmodelle aus Fernost, als dass die Allrad-Traditionsmarke mit dem Compass hätte die Richtung weisen können.
Deshalb haben die Amerikaner 2016 die Notbremse gezogen, das alte Modell vom Markt genommen und sich für den Nachfolger Zeit bis zum Sommer 2017 gelassen. Der ist eine völlige Neukonstruktion, die sich der Plattform von Jeep Renegade und Fiat 500X bedient, beim Design aber nach dem großen Bruder Cherokee schielt und sich gut in das von Autos wie dem VW Tiguan, dem Seat Ateca oder dem Kia Sportage markierte Feld der Konkurrenten fügt.
Mitläufer statt Wegweiser
Dabei setzt Jeep neben dem frischen Design vor allem auf ein solides Platzangebot, souveräne Fahreigenschaften abseits des Asphalts und eine moderne Infotainment-Ausstattung. Platzangebot und Fahreigenschaften werden dagegen von den Experten nur als gehobener Durchschnitt empfunden und die Ausstattung bietet keine nennenswerten Highlights. So sprechen die Tester ein geteiltes Urteil über den neuen Compass und werten den Geländewagen allenfalls als Mitläufer, nicht aber als wegweisend.
Unter der Haube lassen die Amerikaner dabei die Wahl zwischen einem Benziner und zwei Dieseln in insgesamt fünf Leistungsstufen von 120 PS bis 170 PS, mit denen Spitzengeschwindigkeiten von maximal 204 km/h möglich sind und Normverbrauchswerte zwischen 4,4 Litern Diesel und 6,9 Litern Benzin erreicht werden. Geschaltet wird von Hand oder automatisch mit neun Gängen und bis auf die jeweiligen Basis-Varianten sind alle Compass-Modelle mit einem Allradantrieb ausgestattet. Die Spitzenversion Trailhawk bekommt zudem eine Geländeuntersetzung.
Einfache Modellstruktur, solide Ausstattung
Die Struktur der Modellpalette entspricht den anderen Jeep Baureihen und reicht von der Einstiegsversion „Sport“ über „Longitude“ und „Limited“ bis hin zum „Trailhawk“, der als Abenteurer mit betonter Offraod-Ausstattung etwas abseits der normalen Hierarchie steht. Schon die Basisversion bietet Tempomat, Spurführungshilfe, Touchscreen-Navigation und Klimaanlage, fährt aber mit Stoffsitzen und Stahlfelgen. Aluräder sowie ein schlüsselloses Zugangssystem gibt es ab „Longitude “ und bei Limited und Trailhawk kommen Teilleder-Sitze, eine elektrische Heckklappe, eine automatische Abstandsregelung und die Heizung für Sitze und Lenkrad hinzu. Wer mehr will, kann Vollleder-Sitze mit und ohne Klimafunktion, ein Panoramadach oder vier Ausstattungspakete mit Bündeln für Sound und Navigation, den Anhängerbetrieb, bessere Sicht oder einfacheres Parken bestellen.
Die Sicherheitsausstattung ist ebenfalls nur gehobener Durchschnitt. Zwar sollten sechs Airbags, die Spurführungshilfe und die Kollisionswarnung für alle Modelle für die Fünf-Sterne-Höchstwertung im Euro NCAP reichen und in den gehobenen Varianten gibt es auch einen Totwinkel-Warner, Tempomat mit Abstandsregelung sowie Bi-Xenon-Scheinwerfer. Doch weitere Assistenzsysteme hat der Compass genauso wenig zu bieten wie LED-Scheinwerfer.
Stolze Preise im Wettbewerbsumfeld
Die Preispositionierung ist mit Blick auf das Feld der Wettbewerber sehr selbstbewusst. Denn mit einem Grundpreis von 24.900 Euro für den 140-PS-Benziner mit Frontantrieb, 26.100 Euro für den ebenfalls nur über die Vorderräder angetriebenen Diesel mit 120 PS und 31.200 Euro für das erste Modell mit Allradantrieb ist der Jeep zum Teil deutlich teurer als Importmodelle wie der Seat Ateca oder der Suzuki Vitara. Gegenüber dem VW Tiguan allerdings wahrt Jeep einen kleinen Preisvorteil. Erst recht mit Vollausstattung. Denn selbst wenn man das 38.500 Euro teure Top-Modell Trailhawk mit allen Extras bestückt, kommt man nicht über 50.000 Euro – bei VW dagegen ist das ein Kinderspiel. Und noch einen kleinen Vorteil machen die Amerikaner geltend: Anders als die deutschen Hersteller und die meisten Importeure bieten sie vier Jahre Garantie und stützen damit nicht zuletzt die Restwerte.
Fazit zum Jeep Compass
Er kann zwar in der Praxis zwischen Kindergarten und Einkaufszentrum nichts wirklich besser als seine Konkurrenten. Und sein größeres Stehvermögen in der Pampa ist für die meisten allenfalls ein psychologisches Argument. Doch er sieht gut aus, hat das richtige Format, einen vernünftigen Preis und eine Ausstattung, die zumindest die Grundbedürfnisse bestens befriedigt. Und vor allem hat er den klangvollen Namen jener Marke, die für sich zurecht die Erfindung des SUVs reklamiert. Schon deshalb ist der Jeep eine interessante Alternative zu Dauerbrennern wie dem VW Tiguan und Importbestsellern wie dem Hyundai Tucson oder dem Kia Sportage. Erst recht, weil der Compass anders als bei der ersten Auflage im zweiten Anlauf in die die richtige Richtung zeigt.