Eine Besonderheit des Honda HR-V ist die zehnjährige Unterbrechung in der Modellhistorie. Nachdem die erste Generation in Deutschland zwischen 1999 und 2005 zu den Pionieren im Segment der Kompakt-SUVs zählte, folgte die zweite Generation erst 2015. In der Zwischenzeit konzentrierte sich Honda auf die Vermarktung des großen SUV-Bruders CR-V, und das recht erfolgreich. Die steigende Nachfrage nach SUVs mit Konkurrenzprodukten von Toyota, Suzuki und Nissan führte zur Wiederauflage des soliden Einstiegsmodells.
Allrad-Antrieb für wenig Geld
Der HR-V von 1999 präsentierte sich als hochbeiniges (High Rider Vehicle), eckiges Freizeitmobil (High Recreation Vehicle), das die Fachpresse an ein „Amphibienfahrzeug“ erinnerte. Die Modellpflege im Jahr 2001 fiel äußerlich sehr moderat aus, an der eigenwilligen Anmutung änderte sie dementsprechend wenig. Das kleine Honda-SUV wurde als Drei- und als Fünftürer produziert, Benzinmotoren mit 105 PS und 124 PS sowie einem Hubraum von 1,6 Liter bildeten das überschaubare Angebot bei den Antriebsaggregaten. Aus Kundensicht interessant waren beim Honda HR-V der ersten Generation vor allem zwei Aspekte: der serienmäßig verbaute Allradantrieb sowie der vergleichsweise geringe Neuwagenpreis, der zum Start der Modellreihe umgerechnet bei rund 15.000 Euro lag. Nach anfänglichen Verkaufserfolgen nahm jedoch die Zahl der Neuzulassungen aufgrund der immer größer werdenden Konkurrenz in Deutschland stetig ab. 2005 wurden gerade noch 254 Honda HR-V neu angemeldet – zu wenig für Honda. Das Modell wurde zehn Jahre auf Eis gelegt.
Viel Platz für Passagiere und Gepäck
Bei der im Jahr 2015 erschienenen Neuauflage war die Kastenform einer gefälligen Coupé-Anmutung gewichen. Außerdem gibt es seit 2015 bei der Motorisierung die Wahl zwischen Benzin- und Dieselmotor. Der bei der ersten Generation kritisierte Platzmangel im Kofferraum wurde in der zweiten Generation durch ein variables Fond-Konzept gelöst.
Der 4,29 Meter lange HR-V wird auf Basis der dritten Generation des Honda Jazz produziert - und genau wie dieser verfügt der Kompakt-SUV über die sogenannten „Magic Seats“ von Honda. Mit nur wenigen Griffen lässt sich die asymmetrisch geteilte hintere Sitzbank umlegen und bündig versenken. Das üppige Platzangebot entsteht, weil Honda den Kraftstofftank nicht hinten, sondern wie bei den Modellen Jazz und Civic im vorderen Bereich der Baugruppe platziert hat.
Wenn es schnell gehen soll, können die Rücksitze auch einfach wie Kinosessel hochgeklappt werden. Das Kofferraumvolumen erweitert sich so nach Angaben des Herstellers variabel von 393 auf maximal 1.533 Liter – ein mehr als respektabler Wert in dieser Klasse. Positiv hervorgehoben wurde beim Honda HR-V wiederholt auch die Kopf- und Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer, aber auch für die Fond-Passagiere. Die großen Fensterflächen vorne sowie das Panoramaglasdach in der Topausstattung „Executive“ erzeugen ein luftiges Raumgefühl.
Familienmodell für Freizeit und Alltag
Die Motoren-Angebot bei der zweiten Generation besteht aus einem 1,5-Liter-Benziner (130 PS) und einem 1,6-Liter Diesel (120 PS). Der zweite HR-V fährt serienmäßig mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe. In den höherwertigen Ausstattungslinien „Elegance“ und „Executive“ ist ein CVT-Automatikgetriebe gegen Aufpreis zu haben, für den Basis-Benziner in der Ausstattungsvariante „Comfort“ ist das stufenlose Getriebe nicht vorgesehen. Der HR-V bietet den Econ-Modus als Fahrprogramm an, der zwar ganz klar auf Kosten der Dynamik geht, dafür den Spritverbrauch beim Selbstzünder erheblich senkt. Tester schafften unter Alltagsbedingungen einen Verbrauch von lediglich 4,4 Litern. Zum Vergleich: Der kleine Benzinmotor der ersten Generation genehmigte sich auf der Straße noch mehr als zehn Liter auf 100 Kilometer. Ein Grund für den moderaten Verbrauch der zweiten Generation: Auf Allradantrieb hat Honda bei der Neuauflage seines Kompakt-SUV verzichtet, wohl wissend, dass der der HR-V kein Geländegänger, sondern in erster Linie ein Stadt-SUV und Familienmodell für Freizeit und Alltag ist. Stattdessen schaltete sich beim frontgetriebenen HR-V bei Bedarf der von Honda entwickelte Allradantrieb „Real Time 4WD“ zu.
Kein Hingucker, über den man spricht
Der ab 2015 ausschließlich als Fünftürer angebotene Honda HR-V ist ein unaufgeregtes Mini-SUV. Es sorgt ähnlich wie die Konkurrenzmodelle Mazda CX-3 oder auch Opel Mokka im Straßenverkehr für wenig Aufsehen, bietet aber eine solide Lösung für viele Anforderungen des Alltags. Sein Ladevolumen ist für die Kompaktklasse beachtlich, der Treibstoffverbrauch angenehm gering, das Cockpit übersichtlich und zeitgemäß. Das Raumgefühl vorne ist im Klassenvergleich überdurchschnittlich gut, dafür sorgt nicht nur die baulich vorgegebene Innenbreite, sondern auch die erhöhte Sitzposition und die großen Fensterflächen. Verarbeitung, technische Ausstattung und Sicherheitsfeatures sind absolut konkurrenzfähig, Federung und Fahreigenschaften ohnehin überwiegend Geschmackssache. Der Honda HR-V ist ein City-SUV ohne Macken, aber eben auch kein Auto, über das man spricht. Der Honda HR-V ist ein Fahrzeug für Pragmatiker und Menschen, denen der Honda CR-V eine Nummer zu groß und zu teuer ist.