Die aktuelle, zehnte Generation startet hierzulande im Frühjahr 2017. Als einer der größten Motorenhersteller der Welt legt Honda seit jeher Wert auf leistungsstarke Otto-Motoren, die trotz geringem Hubraum ihre Leistung bei hohen Drehzahlen liefern und dennoch sehr zuverlässig sind. Für den weltweit aufgestellten Hersteller haben Diesel, die ausschließlich in Europa gefragt sind, nie eine große Rolle gespielt.
Schon das Einstiegsmodell des Civic leistet 129 PS mit einem modernen Dreizylinder-Turbo und einem Liter Hubraum. Einen gewissen Kultstatus hat sich der Type R als sportliches Topmodell mit 310 PS erarbeitet, der in einer Liga mit VW Golf R (310 PS) oder Ford Focus RS (350 PS) spielt. Der Type R unterbietet seine Wettbewerber aus Wolfsburg und Köln beim Preis um rund 5.000 Euro, liefert aber mit 5,7 Sekunden für die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 und 270 km/h Höchstgeschwindigkeit konkurrenzfähige Fahrleistungen.
Die viertürige Fließhecklimousine wird bei Honda als eigenständige Baureihe geführt und ist nur mit dem 1,5-Liter-Benziner und 184 PS erhältlich. Für den `Tourer´ genannten Kombi stehen dagegen nur ein 1,8-Liter Benziner mit 142 PS zur Verfügung und der einzige Diesel mit 120 PS. Der Fünftürer streckt sich über 4,52 Meter, die Limousine ist sogar 4,65 Meter lang und orientiert sich damit eher an der Mittelklasse (Audi A4: 4,72 m). Dazu passt auch das Gepäckraumvolumen von 519 Litern, das den Rahmen der Kompakten sprengt.
Ein Japaner mit Geschichte
Der Honda Civic schreibt bislang nicht nur eine eindrucksvolle Geschichte, er profiliert sich auch als technischer Trendsetter. Bei seinem Erscheinen ist der 3,4 Meter lange Dreitürer der erste moderne Fronttriebler mit quer eingebautem Motor nach dem Mini. Sein 1,2-Liter-Vierzylinder ist mit 54 PS nicht nur leistungsstark, sondern als erster Motor auch so sauber, dass er bis 1983 ohne Katalysator die US-Abgasnormen erfüllt. Denn eigens für den US-Markt haben die Verantwortlichen bei Honda den Civic konzipiert, um endlich aus dem Schatten des Nischenanbieters sportlicher Kleinwagen mit Motorradmotoren zum anerkannten Volumenhersteller aufzusteigen. Auch in Deutschland schlägt der innovative und preiswerte Civic auf Anhieb ein. Besonderen Kultstatus erringt die Coupé-Version CRX auf Basis der dritten Civic-Generation ab 1983. Der 825 Kilo leichte, 3,75 Meter kurze, modern und sportlich gezeichnete Sportwagen bricht mit flotten 100 PS nicht nur die Herzen stolzer Frauen.
Als Trendsetter und Imagemotor profiliert sich seit 1997 das sportliche Spitzenmodell Type R. Schon das erste Modell bot mit 185 PS eine Leistung, die seinerzeit die Grenzen der Kompaktklasse sprengte. Dabei entwickelt der Sportler seine maximalen, drehzahlfesten 8.200/min aus gerade einmal 1,6 Liter Hubraum.
Eigenwillig in die Nische
Spätestens seit der achten Generation (ab 2005) polarisiert Honda den Publikumsgeschmack mit einem eigenwilligen Design, das vor allem im Innenraum mit futuristisch wirkenden Elementen auffällt. Der Trend setzt sich auch bei der aktuellen Generation fort. Das und eine nicht minder eigenwillige Modellpolitik haben dafür gesorgt, dass für den Civic unter den 39 Anbietern der Kompaktklasse auf dem deutschen Markt nur ein Nischenplätzchen bleibt. 7.335 Verkäufe im Jahr 2016 entsprechend nicht einmal einem Prozent Marktanteil am größten Segment auf dem deutschen Neuwagenmarkt, das sich in diesem Jahr auf insgesamt 845.755 Einheiten summiert.
Eigenwillig auch im Angebot
Ein Grund für den geringen Zuspruch am Honda Civic ist auch die verwirrende Modellpalette. Für ein breit aufgestelltes Modell der Kompaktklasse fehlen beispielsweise preiswerte Einstiegsmotorisierungen. Unter 129 PS geht beim Civic gar nichts. Für Kunden schwer zu durchschauen ist auch die Kombination einzelner Karosserievarianten und Motoren. So hat der Viertürer mit ausschließlich 182 PS das Spielfeld der Kompakten eindeutig verlassen. Auch die Entscheidung, den einzigen Diesel mit 120 PS ausschließlich für den Kombi anzubieten, fällt für die Kompaktklasse wenig publikumswirksam aus. Per se nur ein Nischenprodukt, rutscht auch der Typ R irgendwie zwischen Baum und Borke. Für junge Fahrer sind 35.500 Euro Anschaffungspreis und der entsprechende Unterhalt oftmals zu hoch und solvente Sportfahrer orientieren sich eher nach prestigeträchtigen klassischen Sportwagen.
Hohe Qualität, hohe Preise
Das Preisniveau für den Honda Civic ist insgesamt hoch. 20.000 Euro Grundpreis sind in der Kompaktklasse eine selbstbewusste Ansage. Allerdings liefert Honda dafür einen durchaus entsprechenden Gegenwert. Alle Modelle sind überdurchschnittlich gut ausgestattet, und an der Verarbeitungsqualität kann sich jeder Premiumanbieter orientieren. Die Ausstattungslinien sind vernünftig zusammengestellt, auch wenn der Wunsch nach allen verfügbaren zeitgemäßen Assistenzsystemen für Komfort und Sicherheit nur in Verbindung mit einer hochwertigen, wenn nicht gar mit der Top-Ausstattungslinie erfüllbar ist. Das expressive, unverwechselbare Design kann gesteigerten Ansprüchen an Persönlichkeit und Individualität gerecht werden, ohne dass der Kunde im Gegenzug Abstriche bei Qualität, Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit in Kauf nehmen müsste.