Die platzsparend vorn quer eingebauten Motoren ermöglichten im Innenraum ein ordentliches Platzangebot für vier Erwachsene. Der Fiesta sollte das Portfolio der Marke unterhalb des Escort abrunden. Im Unterschied zu den dreitürigen Kleinwagenmodellen Audi 50 (1974 bis 1978) und VW Polo (ab 1975) aus dem Volkswagenkonzern setzte Ford beim Fiesta auf eine komplette Modellfamilie. So standen zum Verkaufsstart 1976 neben dem Dreitürer auch ein Fünftürer und ein Kleinlieferwagen bereit. Neben den Wettbewerbern aus Wolfsburg prägte in den Siebzigern der Renault 5 das Segment, mit dem die Franzosen seit 1972 einen Trend gesetzt hatten.
Wie ernst es Ford mit dem Fiesta war, unterstrich der Hersteller mit dem Bau eines komplett neuen Werks im spanischen Valencia auf mehr als 2,7 Millionen Quadratmetern, dessen offizielle Einweihung am 13. Oktober 1975 unter den Augen von Henry Ford II und König Juan Carlos stattfand. Als Motoren standen vier Vierzylinder von 1,1 bis 1,6 Liter Hubraum zur Wahl, die zwischen 40 und 85 PS leisteten. Von 1976 bis 1980 bot Ford den Fiesta aus Kölner Produktion auch in den USA an.
Er wächst und wächst
Generation zwei des Ford Fiesta zeichnete sich ab August 1983 nicht zuletzt durch ein Längenwachstum von fast zehn Zentimetern auf 3,65 Meter Gesamtlänge aus. Die breitere Karosserie bot auch die Möglichkeit, ein optionales Fünfgang-Schaltgetriebe anzubieten. Die Motoren leisteten 45, 50, 70 und 75 PS. Ab 1984 gab es das sportliche Topmodell XR2 mit 97 PS. Ein Diesel mit 54 PS feierte im selben Jahr sein Debüt. Im November 1986 erhielt der 1,1-Liter-Benziner mit 50 PS einen ungeregelten Katalysator und im Mai 1987 ein stufenloses CTX-Getriebe als Option.
Generation drei ab 1989 wuchs auf 3,74 Meter Gesamtlänge. Das Karosserieangebot der kompletten Neuentwicklung erweiterten ein Hochdachkombi (`Kurier´) und eine Version mit Faltdach. Dem gesteigerten Sicherheitsbedürfnis trug Ford mit dem optionalen Angebot von ABS und Fahrerairbag Rechnung. Erstmals gab es für den Fiesta auch eine Klimaanlage. Der 1,1-Liter-Benziner leistete 54 PS im Einstiegsmodell, mit Einspritzung und geregeltem Katalysator waren es nur 50 PS. Auch der 1,3-Liter- mit 60 PS und der 1,4-Liter-Benziner mit 73 PS waren Einspritzer. Der XR2i erstarkte auf 103 PS, neues sportliches Topmodell war der RS Turbo mit 133 PS. Das Motorenangebot erneuerten ab 1994 drei 16-Ventiler mit 88, 105 und 130 PS. Den 60 PS starken Diesel ergänzte ab 1994 ein Turbodiesel mit 77 PS.
Generation vier des Fiesta wuchs ab 1995 auf 3,83 Meter Länge. Der 1,3-Liter-Benziner für den Einstieg leistete wahlweise 50 oder 60 PS. Darüber rangierten drei 16-Ventiler mit 1,4 und 1,6 Liter Hubraum, die 75, 90 und 103 PS mobilisierten. Als Diesel standen zwei Aggregate mit 60 und 75 PS zur Auswahl. Die Modellpflege ab 1999 fiel so umfangreich aus, dass Ford das Modell bis 2001 als Generation fünf verkaufte.
Ganz neu kam die sechste Generation Ende 2001 auf den Markt. Wieder ein gutes Stück länger: auf nunmehr 3,92 Meter angewachsen. Die Neuheit erhielt 2002 die begehrte Auszeichnung `Goldenes Lenkrad´ des Springer-Verlags – nicht zuletzt wegen der Serienausstattung mit ABS, vier Airbags, Gurtstraffern und elektronischer Bremskraftverteilung. Sechs Benzinmotoren deckten ein Leistungsspektrum zwischen 60 und 150 PS ab, die beiden Diesel leisteten 68 und 90 PS.
Hartes Wettbewerbsumfeld
Der aktuelle Fiesta ist seit August 2008 auf dem Markt. Neun Jahre sind für einen Kleinwagen fast ein biblisches Alter. Es wird Zeit, dass die neue Generation zur Ablösung bereitsteht, denn gerade im Segment der Kleinwagen hat sich das Umfeld der Konkurrenz dramatisch gewandelt. 27 Wettbewerber teilten sich 2016 rund 14,5 Prozent Marktanteil des Neuwagengeschäfts. Das entsprach exakt 486.293 Neuwagen. Das Größenwachstum, das die Kleinwagen über Generationen verzeichneten, im Schnitt von 3,5 auf aktuell vier Meter Länge, hat Raum für eine neue Klasse von Minis geschaffen, die den klassischen Kleinwagen 2016 einen Marktanteil von 7,1 Prozent abgeknöpft haben. Und seit Premiumhersteller wie Audi mit dem A1 oder BMW mit dem Mini das Segment der Kleinwagen erschlossen haben, wird die Luft für die Platzhirsche dünner. 2016 entschieden sich noch 43.887 Kunden für einen neuen Fiesta. Dagegen 44.010 für einen Mini, 49.947 für einen Skoda Fabia, 55.191 für einen Corsa und 72.017 für den Platzhirsch VW Polo.
Breit gefächertes Angebot
Als Klassiker des Kleinwagensegments verdeutlicht der Ford Fiesta wie kaum ein anderer Vertreter die Entwicklung seiner Klasse. Mit knapp vier Meter Länge ist der Ford beileibe kein Kleinwagen mehr. Auf vier Meter Länge streckten sich vor 30 Jahren die Mitglieder der Golf-Klasse. Längst ist der Fiesta auch kein europäisches oder gar deutsches Phänomen mehr. Er ist ein Weltbürger und läuft in Indien, China, Mexiko oder Thailand vom Band. Seit 2010 ist der Fiesta als Fünftürer und als viertüriger Sedan auch in den Vereinigten Staaten zu haben. 2012 unterzog Ford den aktuellen Fiesta einer gründlichen Modellpflege. Zu den Stärken des Fiesta zählt ein umfangreiches Modellangebot. Allein bei den Motoren stehen acht Otto- und zwei Dieselmotoren bereit, die den Bogen bei der Leistung von 60 bis 200 PS spannen. Hinzu kommt eine 92 PS starke Version mit Flüssiggasantrieb.
Bei den Ausstattungslinien listet der aktuelle Katalog des Fiesta neun verschiedene Möglichkeiten auf. Die verwirrende Vielfalt erhöht der Umstand, dass die meisten Linien an unterschiedliche Motoren gebunden sind. Hinzu kommt eine geradezu unentwirrbare Vielzahl von optionalen Paketen und Ausstattungen. Dieses komplexe Angebot versetzt den Kunden jedoch in die Lage, sich ein Fahrzeug zu konfektionieren, das exakt seinen Anforderungen entspricht: vom nüchternen, sparsamen Transportmittel über die kleine, komfortorientierte Luxuslimousine bis zum leistungsfähigen Sportgerät. Generell zeigt Ford in allen Aspekten seiner Aufpreispolitik maßvolles Walten bei der Preisgestaltung.
Hochmoderne Motoren
Gerade bei den Motoren steht der Fiesta unverändert in der ersten Reihe der Angebote. Die im Rahmen des Downsizings entwickelte Motorenfamilie mit einem Liter Hubraum und drei Zylindern zählt zu den modernsten aktuellen Motorengenerationen. Das Potenzial des Motors lässt sich allein schon an den unterschiedlichen Leistungsstufen von 65, 80, 100, 125 und 140 PS ablesen. Die kleinen Turbomotoren bieten auch eine gute Durchzugskraft. Bei der 100-PS-Version sind es 170 Newtonmeter (Nm) Drehmoment, die bereits ab 1.400/min bereitstehen. Der Dreizylinder kommt nicht zuletzt im Escort und sogar als Basismotor im Mondeo mit 125 PS zum Einsatz.