Neben der Stufenhecklimousine werden gerade in Deutschland und den angrenzenden Staaten allerdings die fünftürige Fließhecklimousine sowie der Kombi im Mittelpunkt des Interesses stehen. Beim Namen greift Fiat auf das Golfklasse-Modell der 80er und 90er Jahre zurück, das seinerzeit erfolgreich den Fiat Ritmo beerbt hatte und 1995 von Fiat Bravo und Brava abgelöst wurde.
Der Fiat Tipo richtet sich klar an Käufer, denen ein preiswertes Auto wichtiger ist als Premium
Der Namensgeber: der Fiat Tipo der 80er Jahre
Der erste Tipo (Typ 160), den Fiat zwischen 1988 und 1995 in Deutschland anbot, ist heute mit knapp 1.100 Zulassungen praktisch nicht mehr existent. Die ersten Modelljahrgänge waren von schwerwiegenden Rostproblemen betroffen, der Rest des einst umfangreichen Fahrzeugbestands ist inzwischen den Export- oder Schrottweg gegangen. Das Angebot an Gebrauchtwagen ist entsprechend überschaubar und überwiegend im dreistelligen Euro-Bereich angesiedelt.
Der neue Fiat Tipo: drei Karosserieformen zur Wahl
Mit einem Radstand von 2,63 Metern bewegt sich der neue Fiat Tipo exakt im Bereich des VW Golf (ebenfalls 2,63 Meter) oder knapp unterhalb des Skoda Octavia (2,67 Meter). Auf diese Plattform setzt Fiat drei Karosserieformen: Kompaktestes Modell ist der Fünftürer in der klassischen Fließheckform. Er misst 4,37 Meter und ist damit zwölf Zentimeter länger als Klassenprimus VW Golf. Der Größenunterschied macht sich speziell beim Gepäckraum bemerkbar, denn der Tipo übertrumpft mit einem Kofferraumvolumen von 440 Litern den VW Golf um satte 60 Liter.
Die viertürige Tipo Limousine, als preisgünstigstes Angebot der Baureihe, misst 4,53 Meter in der Länge. Das Kofferabteil bietet 520 Liter Stauraum, das ist eine kleine Sporttasche (30 Liter) mehr als bei einer Limousine der Mercedes E-Klasse. In Kombi-Ländern wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz dürfte der neue Fiat Tipo Kombi auf das größte Käuferinteresse stoßen. Bei einer Fahrzeuglänge von 4,57 Meter fasst der über eine niedrige Ladekante leicht erreichbare Kofferraum stolze 550 Liter, durch Umlegen der Sitze lässt er sich sogar auf bis zu 1.650 Liter erweitern. Damit bleibt der Fiat Tipo zwar um 60 Liter hinter der Klassenbenchmark des Skoda Octavia, dürfte aber trotzdem Familien mit großem Platzbedarf, Sportbegeisterte mit entsprechendem Equipment oder Fuhrparkmanager ansprechen.
Überschaubares Antriebs-Portfolio
Drei Benziner, zwei Diesel – das war es bei den Motoren. Angetrieben werden in jedem Fall die Vorderräder. Die Leistungsbandbreite bewegt sich zwischen 95 und 120 PS, auch das ist ziemlich überschaubar. Ein bisschen Sport, ein wenig mehr Leistung? Diese Zielgruppe hat Fiat beim Tipo nicht auf dem Radar. Die beiden Vierzylinder-Benziner, die nach dem Saugerprinzip arbeiten, sorgen für eher gemächlichen Vortrieb. Der 1.4 16V leistet 95 PS, der 110 PS starke 1.6 E-torQ wird serienmäßig mit einem Sechsstufen-Wandlergetriebe gekoppelt, das so ausgelegt ist, dass es den Motor eher bei höherer Drehzahl hält, weil er im unteren Drehzahlbereich ausgesprochen schwachbrüstig agiert. Deutlich mehr Temperament hat der 1.4 16V T-Jet, ein aufgeladener Vierzylinderbenziner mit serienmäßiger Stopp-Start-Technik, der laut Normzyklus einen Verbrauch von 6,0 l/100 km hat, also 0,3 Liter weniger als der 1.6 E-torQ. In der Stufenhecklimousine wird der 1,4-Liter-Turbobenziner nicht angeboten.
Am sparsamsten und dennoch mit Schub ist der Fiat Tipo mit dem 1,6-Liter-Common-Rail-Diesel unterwegs. Der 1.6 Multijet liefert 120 PS und vor allem ein maximales Drehmoment von 320 Nm, das bei 1.750 Umdrehungen zur Verfügung steht. Serienmäßig wird der große Diesel mit Stopp-Start-Technik und einem leicht und exakt schaltbaren 6-Gang-Schaltgetriebe angeboten. Optional gibt es ein automatisches Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis 1.800 Euro), ebenfalls mit sechs Gängen. Der kombinierte Verbrauch für den Tipo Kombi 1.6 Multijet liegt bei 3,7 l/100 km, mit Doppelkupplung sind es 3,8 l/100 km. Der kleinere der beiden angebotenen Diesel, der 1.3 Multijet, hat 95 PS und 200 Nm maximales Drehmoment. Stopp-Start ist ebenfalls serienmäßig, das manuelle Getriebe hat 5 Gänge, Automatik gehört nicht zum Aufgebot. Der Verbrauch liegt bei 3,7 l/100 km.
Drei Ausstattungslinien zur Wahl
Alle Tipo-Varianten werden in drei Ausstattungslinien angeboten: Pop, Easy und Lounge. Zur Serienausstattung in Pop gehören 15-Zoll-Stahlfelgen, manuelle Klimaanlage, MP3-Radio, Funkfernbedienung, 6 Airbags, elektrische Servolenkung und umklappbare Rücksitze (60/40). Pop ist jedoch nur mit den beiden Einstiegsmotoren (1.4 16V und 1.3 Multijet) kombinierbar. In der Linie Easy sind unter anderem 16-Zoll-Stahlfelgen serienmäßig, ein Touchscreen-Radio mit Bluetooth und 5 Zoll großem Display sowie ein Lenkrad mit Multifunktionstasten. Zur Ausstattungslinie Lounge gehören 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik, 7-Zoll-Touchscreen-Radio, Tempomat, Licht- und Regensensor, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht und eine Mittelarmlehne vorn.
Das Angebot an Fahrerassistenzsystemen ist überschaubar. Empfehlenswert ist das Sicherheitspaket Plus für 600 Euro, das in den beiden höheren Ausstattungslinien konfiguriert werden kann. Es umfasst Notbremsassistent, Geschwindigkeitsbegrenzer und einen adaptiven Tempomat. Beim Thema Connectivity/Multimedia ist der Fiat Tipo mit Uconnect-Touchscreen-Radio in den beiden höheren Ausstattungslinien durchaus auf der Höhe der Zeit, Apple CarPlay und AndroidAuto sind als Option verfügbar. Gegen kein Geld lassen sich die Halogen-Scheinwerfer des Fiat Tipo aufwerten – weder Xenon- noch gar LED-Licht sind erhältlich.
Unter dem Strich ist der Fiat Tipo ein Kompaktklasse-Fahrzeug zum sehr günstigen Kampfpreis. Er erhebt keinerlei Premium-Ansprüche, bietet dem Käufer jedoch als Alltagsauto einen soliden Gegenwert. Einfache, aber solide verbaute Technik, kein Schnickschnack.